Duisburg. Sie spenden Trost in echten Ausnahmesituationen: Drei Duisburger Notfallseelsorger berichten von Begegnungen, die sie berührt haben.

Seit fast 30 Jahren gibt es die Ökumenische Notfallseelsorge. Bei schweren Verkehrsunfällen oder anderen schlimmen Ereignissen leistet sie auf Anforderung der Feuerwehr Opfern, Beteiligte und Angehörigen Beistand. Seit geraumer Zeit wird der Bereitschaftsdienst von Pfarrerinnen und Pfarrern durch ein Team von Ehrenamtlichen ergänzt, die für diese Aufgabe eine besondere Ausbildung absolviert haben.

Sie begleiten etwa die Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten und betreuen die betroffenen Angehörigen. Die Notfallseelsorge Duisburg war zunächst ausschließlich ein Projekt des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg. Damals übernahmen diese wichtige Aufgabe Pfarrerinnen und Pfarrer. Seit 2005 beteiligt sich auch die Katholische Stadtkirche Duisburg.

Aktuell ist der Umbruch vom ehemals überwiegend hauptamtlich getragenen System zu einem auf ehrenamtlichem Engagement basierendem Angebot in vollem Gange, wobei die Ehrenamtlichen weiterhin von einzelnen Hauptamtlichen unterstützt und begleitet werden. „Zurzeit sind es zehn hauptamtliche und 24 ehrenamtliche Notfallseelsorger“, berichtet der katholische Diakon Stephan Koch bei einem Gespräch in der Feuer- und Rettungswache Duissern.

Gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Martin Behnisch-Wittig koordiniert und betreut er die Ehrenamtlichen, erstellt Dienstpläne und steht mit Rat und Aufmunterungen zur Seite. „Noch gut zehn weitere engagierte Menschen in unserem Team können wir gut gebrauchen“, sagt er. Deshalb startet im Oktober auch ein weiterer Ausbildungskurs, denn eine gute Vorbereitung sei unerlässlich, um auch in schwierigen Situationen voller Kummer und Schmerz bei den Betroffenen einfühlsam auf die Menschen einzugehen.

Notfallseelsorger berichten von ihren Einsätzen in Duisburg

„Jeder Einsatz ist anders“, weiß Regina Brorsen. Die 44-Jährige ist seit vier Jahren ehrenamtlich mit dabei. Einer ihrer ersten Einsätze war das Gespräch mit einer Witwe, deren Mann plötzlich und unerwartet verstorben war. „Da musste ich manchmal schlucken“, erinnert sie sich. Aber ein liebevoller Händedruck habe zusätzlich ein Streicheln der Seele bewirkt. Brorsens Motivation zum „Dienst am Menschen“ hat sie in ihrem Glauben erfahren. Beruflich leitet sie derzeit vier Kitas der Katholischen Stadtkirche.

Bei Einsätzen sind die Notfallseelsorger durch ihre Westen zu erkennen.
Bei Einsätzen sind die Notfallseelsorger durch ihre Westen zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In der Evangelischen Kirche zuhause ist Cornelia Gutsche-Weber (72), ebenfalls seit 2019 im Seelsorge-Team. Die ehemalige Sonderschullehrerin hat bei ihren Einsätzen immer eine Kerze dabei. „Die zünde ich dann im Gespräch an. Die bringt Wärme, Licht und Trost in eine scheinbar trostlose Situation.“ Wie wichtig Ehrenamtliche sind, habe sie einmal durch den Satz „Wie gut, dass sie kein Pastor sind. Eine Trauerpredigt hätte ich jetzt nicht gebraucht“, erfahren.

Sie ergänzt: „Ich habe dazu nichts gesagt, war mir aber bewusst, dass Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben, ebenfalls unseren Beistand brauchen. Religionszugehörigkeit oder Taufschein spielen da keine Rolle.“

Noch keinen Einsatz hat bisher Alexander Klomparend. Der 47 Jahre alte Journalist, frühere Polizeireporter und heutige Kommunikationschef von Duisburg Kontor hat seine Ausbildung gerade erst abgeschlossen. Nach einem Selbstmord im engen Familienkreis hätte er selbst einmal dringend der Notfallseelsorge bedurft. Die aber gab es da noch nicht. Nun will er denen helfen, die vielleicht gerade in die schlimmste Situation ihres Lebens geraten sind.

Notfallseelsorger leisten wichtige Arbeit

Bis zu 150 Einsätze der Notfallseelsorge gebe es im Jahr, so Frank Schmehl, einer der Einsatzleiter der Duisburger Feuerwehr. Er und seine Kollegen achten darauf, dass bei allen Einsätzen, egal, ob tagsüber oder mitten in der Nacht, ein Notfallsorgender bereit stehe. „Notfallseelsorger entspannen kritische Lagen“, weiß auch Polizeihauptkommissar Peter Radtke, für den Opferschutz Verkehr zuständig.

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Dr. Christoph Urban, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, betont daher die Wichtigkeit der Ökumenischen Notfallseelsorge: „Ich habe großen Respekt vor deren Arbeit und der von Feuerwehr und Polizei. Die helfen da, wo viele nur dumm herumstehen.“

>>Ehrenamtliche Notfallseelsorger: Freie Plätze im nächsten Ausbildungskurs

  • Der nächste Duisburger Ausbildungskurs für ehrenamtliche Notfallseelsorger mit einem Umfang von 120 Stunden beginnt am 19. Oktober und dauert bis März 2024. Dafür gibt es noch freie Ausbildungsplätze.
  • Nähere Informationen erteilen die beiden Koordinatoren Diakon Stephan Koch, Tel. 0177 6167293, stephan.koch@bistum-essen.de, und Pfarrer Martin Behnisch-Wittig, Tel. 02845 298117, martin.behnisch-wittig@ekir.de.
  • Auch für die eigene Seele der Ehrenamtlichen wird gesorgt. Nach besonders belastenden Einsätzen bieten die Koordinatoren ihnen neben den monatlichen Teamtreffen weitere Gespräche an.