Duisburg. Gefeierte Wiederaufnahme von Puccinis Oper „Madame Butterfly“ der Deutschen Oper am Rhein: überzeugendes Spiel in der Trümmerlandschaft.
Zwei Monate lang hat das Duisburger Theater Ferien gemacht. Jetzt meldet sich die Deutsche Oper am Rhein aus der Sommerpause zurück. Zur Eröffnung der neuen Spielzeit gibt es die Wiederaufnahme von Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“. Der Begrüßungsapplaus für Dirigent Harry Ogg fiel zwar noch zögerlich aus, doch am Ende wird das gesamte Ensemble gefeiert.
Die Inszenierung von Joan Anton Rechi hatte im Februar 2017 in Duisburg Premiere und war hier zuletzt im Januar 2018 zu sehen. Spielleiter Dorian Dreher übernimmt jetzt die Neueinstudierung und sorgt dafür, dass die Personenführung genauso glaubhaft und lebendig ist wie schon in der Premiere.
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Verhängnisvolle Liebe zum leichtlebigen US-Marineoffizier
Die Geschichte spielt um 1900 im japanischen Nagasaki und handelt von der Beziehung des leichtlebigen US-Marineoffiziers Pinkerton mit der Geisha Cio-Cio-San. Nach der Hochzeit, die der Amerikaner nicht sonderlich ernst nimmt, verschwindet er schon bald in seine Heimat, um dort eine standesgemäße Ehe einzugehen. Cio-Cio-San jedoch glaubt in ihrer Naivität an die Rückkehr Pinkertons, von dem sie ein Kind bekommen hat, und an die gemeinsame Zukunft.
Schauplatz des ersten Aktes ist eigentlich das Haus, das Pinkerton und Cio-Cio-San bewohnen werden. Regisseur Rechi und Bühnenbildner Alfons Flores versetzen die Ereignisse aber in das amerikanische Konsulat. Flores hat eine beeindruckende Architektur der Macht mit wuchtigen Säulen entworfen. Volker Weinhart sorgt für eine stimmungsvolle Ausleuchtung.
Liana Aleksanyan singt die Cio-Cio-San mit dunklem Sopran. Sehr gefühlvoll gestaltet sie die Liebesszenen und das lange Warten der Figur auf die Rückkehr des Geliebten. Dass sie 15 Jahre alt sein soll, wie es im Text steht, glaubt man ihr aber nicht. Dafür, dass Pinkerton eigentlich ein pädophiler Rassist ist, wird er von Eduardo Aladrén sehr sympathisch gestaltet. Er singt die Partie mit geschmeidigem Tenor, der auch über den nötigen Schmelz und Glanz in den Spitzentönen verfügt.
Verwüstete Bühnenlandschaft als Metapher
Da Nagasaki Schauplatz der Geschichte ist und US-Soldaten mitspielen, zieht Rechi den Schluss, dass auch die Atombombe nicht fehlen darf. Die fällt nach dem Liebesduett des Paares im Finale des ersten Aktes. Die entstehende Trümmerwüste ist zwar als Metapher für Cio-Cio-Sans zerstörte Liebe nachvollziehbar, als konkrete historische Verortung der Oper an das Ende des 2. Weltkriegs wirkt diese Idee aber zu konstruiert.
Regisseur Rechi gelingt das Kunststück, diese verwüstete Bühnenlandschaft mit den Sängerdarstellern überzeugend auszufüllen. Anna Harvey zeigt den glaubhaften Wandel der Suzuki von der geschwätzigen Gefährtin Cio-Cio-Sans zu einer mitfühlenden Freundin. Mit massigem und schlagkräftigem Bariton singt Alexey Zelenkov den Konsul Sharpless. Im ersten Akt ist er ein nachdenklicher Mahner, der noch versucht Pinkerton ins Gewissen zu reden, später versucht er, die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen.
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Der Heiratsvermittler Goro wird gerne als schmieriger Zuhälter gezeigt, Tenor Cornel Frey singt und spielt ihn aber als seriösen Geschäftsmann. Sehr wohlklingend gibt Jorge Espino den Fürsten Yamadori, der im zweiten Akt um die Hand Cio-Cio-Sans anhält, ihr somit die Chance bietet, aus ihrem Elend zu entkommen.
Dirigent Harry Ogg entfaltet gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern schön den Klangzauber und die Finessen der Puccini-Partitur. Manchmal könnte sein Dirigat aber noch mehr Feuer und Leidenschaft gebrauchen.
>>WEITERE AUFFÜHRUNGEN VON „MADAME BUTTERFLY“
- Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ wird in Duisburg noch am 31. August, 8. und 22. September sowie am 11. Oktober gespielt. Die Karten kosten 19 bis 78 Euro.
- Sopranistin Liana Aleksanyan und Tenor Eduardo Aladrén werden in jeder Vorstellung die Hauptrollen verkörpern.