Duisburg. Emrah S. soll seine Mutter mit mindestens acht heftigen Stichen ermordet haben. Motiv könnte eine massive Abneigung gegen Frauen gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft hat einen 29-Jährigen wegen Mordes an seiner eigenen Mutter angeklagt. Emrah S. soll die 53-Jährige im April im Dellviertel in Duisburg brutal erstochen haben. Der 29-Jährige habe dabei heimtückisch gehandelt, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage.

Mindestens acht Stiche trafen die dreifache Mutter am Morgen des 28. April gegen 9 Uhr. Die Hiebe müssen heftig gewesen sein. Lebenswichtige Organe wurden getroffen. Auch eine Rippe wurde durchtrennt. Das Opfer wurde stark blutend auf der Straße gefunden. Die Frau hatte sich aus der Wohnung, in der neben dem Sohn auch noch dessen jüngere Schwester lebte, ins Freie geflüchtet. Sieben Stunden nach der Attacke starb die 53-Jährige im Krankenhaus. Tatwaffe war laut Anklage ein massives Messer mit einer Klingenlänge von rund 15 Zentimetern und vier Zentimetern Breite. Die jüngere und die ältere Schwester des Verdächtigen waren zum Tatzeitpunkt auf der Arbeit.

Tatverdächtiger schweigt gegenüber den Ermittlern

Im Zuge der Ermittlungen hat sich laut der Staatsanwaltschaft ein eindeutiges Motiv nicht herauskristallisiert. Emrah S. hatte sich zu den Tatvorwürfen nicht geäußert. Er soll sich auch geweigert haben, sich von einem Sachverständigen begutachten zu lassen. S. soll aber von einer starken Abneigung gegen Frauen geprägt gewesen sein, auch gegenüber denen aus seiner eigenen Familie. Eine seiner beiden Schwestern soll er als „die Schlampe“ in seinem Telefon abgespeichert haben. Das Verhältnis in der Familie war offenbar schon vor der tödlichen Attacke seit längerer Zeit konfliktbehaftet. Auch die Polizei war bereits im Vorfeld häufiger zu dem Haus an der Ecke Mercator- und Cecilienstraße angerückt. Das Opfer war bereits Witwe, der Ehemann der 53-Jährigen und Vater der Kinder verstorben.

Der Sohn der Getöteten, der mit seiner Mutter in der Tatwohnung lebte, war nach der Attacke verschwunden. Die Polizei ging zunächst noch von einem Vermisstenfall aus.
Der Sohn der Getöteten, der mit seiner Mutter in der Tatwohnung lebte, war nach der Attacke verschwunden. Die Polizei ging zunächst noch von einem Vermisstenfall aus. © Stephan Eickershoff

Die Umstände der Festnahme des Tatverdächtigen waren außergewöhnlich. Der wegen einer Organerkrankung auf Medizin und ärztliche Hilfe angewiesene 29-Jährige war nach der Tat verschwunden. Er hätte an diesem Tag einen Termin in der Uniklinik in Essen gehabt. Die Polizei hatte einen Tag nach der Attacke ein Foto von ihm und seinen Vornamen veröffentlicht und nach Hinweisen auf seinen Verbleib gesucht - wie in einem gewöhnlichen Vermisstenfall.

Polizei greift bei Treffen mit der Schwester zu

Zwei Tage später meldete er sich telefonisch bei seiner älteren Schwester, die die Polizei alarmierte. Die Ermittler hatten da schon Hinweise, dass der Täter wohl eher im „sozialen Nahfeld“ des Opfers zu suchen sei. Bei einem vereinbarten Treffen der Geschwister griffen die Beamten in der Innenstadt zu. Der Mann hatte sich zwischenzeitlich offenbar in einem Parkhaus versteckt.

Vor der Tat war Emrah S., der seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft sitzt, nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Das Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden. Einen Termin für einen Prozess gibt es daher noch nicht.