Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet hat eines der dichtesten Autobahnnetze der Welt. Aber irgendwas ist immer: Hier sind die größten akuten und kommenden Baustellen.
Die Emschertalbrücke bewegt sich. Schwertransporter transportieren am Montag ihre schwer angeschlagene, östliche Hälfte weg von der Autobahn 43, zu der sie bisher gehört hat; bald wird man sie zerlegen und ersetzen. Bis hier wieder freie Fahrt herrscht: zweieinhalb Jahre. Solche Baustellen dauern ihre Zeit. Wir sagen ihnen, wie es aussieht mit den bestehenden und kommenden Autobahn-Baustellen im Ruhrgebiet.
Die A1 zur Nordsee wird sechsspurig, und das jetzt nicht nur an dem ewigen Engpass hinter Lotte-Osnabrück. Vorsichtig begonnen haben auch die entsprechenden Arbeiten bei uns: zwischen Hamm-Bockum/Werne und Ascheberg und daran anschließend bis zum Kamener Kreuz. Etwas weiter südlich läuft die Erneuerung des Kreuzes Dortmund/Unna aus A1 und A44. Es ist völlig überlastet und wird umgebaut bis 2032. Das klassische Kleeblatt-Format bekommt als neue Zubringen Überflieger, sie gelten generell als die Zukunft derartiger Kreuze.
Im Kreuz Kaiserberg erneuern sie „alle Strecken, Brücken und Rampen“
Der Ausbau des Kreuzes Oberhausen (A2/A3) ist noch in der Planfeststellung, es wird sich noch ein paar Jahre ziehen. Umstritten ist er aber schon jetzt, der Grund: Die Verbreiterung der Autobahnen geht auf Kosten des Sterkrader Waldes. Die Meinungen gehen deutlich auseinander, ob das Bäume betrifft oder eigentlich nur Gestrüpp und Böschung. Umweltschützer sprechen in freudiger Erinnerung an den PR-Erfolg „Hambi“ von dem Wald als „Sterki“. Dagegen läuft die Sanierung der A2 in Bottrop und Oberhausen längst.
Im Kreuz Kaiserberg in Duisburg kreuzt sich alles mit allem: A3 und A40, Bahnstrecken, Wasserwege. Der Spaghetti-Knoten halt. Die staatliche „Autobahn Rheinland“ erneuert „alle Strecken, Brücken und Rampen im Kreuz“. Bisher treffen vor allem kürzere Sperrungen im Kreuz mal diese Verbindung und mal jene Überfahrt. Geplante Bauzeit: 8,25 (!) Jahre. Die Präzision der Prognose ist keck.
A40 wird in etwa einem Jahr bei Bochum-Zentrum gesperrt
Die A40 in Bochum wird uns in etwa einem Jahr ärgern. Wegen des Neubaus einer Brücke bei Bochum-Zentrum wird sie im zweiten Halbjahr 2024 für drei bis vier Monate gesperrt. Die Umleitung führt über den südlichen Autobahnring A448 - falls er fertig sein sollte. Siehe unten. Ein weiteres Stück A40 entsteht im Dortmunder Osten: Die B1 wird zur sechsspurigen Autobahn ausgebaut bis zum Kreuz Dortmund/Unna.
Ebenfalls auf der A40 wachsen die neue Rheinbrücke und die Strecken dorthin in großem Tempo ihrer Vollendung entgegen. Spätestens Anfang Dezember soll der Verkehr dreispurig in beiden Richtungen über die Brücke führen. Die anderen maroden Rheinbrücken (Krefeld, Düsseldorf, Leverkusen) sind längst nicht soweit.
Auf der A42 vor und hinter dem Kreuz Duisburg-Nord steht man ziemlich viel herum. Der Grund: Knapp zwei Kilometer der Autobahn werden saniert. Die gute Nachricht ist: Die Arbeiten sollen im Herbst enden. In Planung ist ihr weiterer Ausbau auf sechs Spuren zwischen Bottrop-Süd und Essen-Nord. Die Autobahn GmbH bescheinigt den Brücken über Emscher und Rhein-Herne-Kanal eine „sehr geringe Restlebensdauer“.
Sechsspuriger Ausbau der A43 zieht sich bis in die 30er-Jahre - mindestens
Die A43 im mittleren Ruhrgebiet ist die größte, längste und teuerste Autobahn-Baustelle dieses Jahrzehnts im Ruhrgebiet - und des nächsten. Der abschnittsweise, sechsspurige Ausbau zwischen Marl und Witten kommt dabei auch durch Recklinghausen, Herne und Bochum. Wann immer man nachfragt, ist das Projekt wieder teurer geworden und dauert länger. Derzeit: eine Milliarde Euro und bis Ende der 2030er-Jahre.
Die A45 ist von Hagen an südwärts eine Jahrhundertbaustelle. Die 257 Kilometer zwischen Dortmund und Frankfurt entstehen wie neu - inclusive ihrer 60 Brücken in Nordrhein-Westfalen und in Hessen. Die Baustelle hat das Ruhrgebiet noch nicht ganz verlassen, tendenziell aber wandert sie nach Süden. Zu der Strecke gehört auch Deutschlands berühmteste Talbrücke, die Rahmedetalbrücke, die wegen Ermüdung gesperrt wurde. Das rollt jetzt alles durch Lüdenscheid. Furchtbar für die Leute.
„Jede Baustelle ist auch ein Versprechen“
Auf der A52 in Essen will die Sanierung zwischen Rüttenscheid und Essen-Ost nicht enden. Der Berufsverkehr quält sich abschnittsweise durch zwei schmale Fahrbahnen in jeder Richtung. Gerade dieser Tage hat die Autobahn GmbH das Ende der Arbeiten angekündigt: Im Herbst 2024 soll es soweit sein.
Die Planung für die A448, die Südumfahrung von Bochum stammt vom Beginn des Jahrhunderts. Noch aus der Amtszeit von Ministerpräsident Wolfgang Clement, den sie in der Staatskanzlei wegen seiner schmissigen Art „Seine Effizienz“ nannten. Das Ende der Arbeiten ist gerade zum x-ten Mal verschoben worden, jetzt auf Frühjahr 2024. Es gelten die üblichen Gründe: Corona, Krieg, Lieferprobleme.
Und sonst? Darf man nicht übersehen: Es werden auch ständig Arbeiten abgeschlossen und Baustellen beendet. Die A1 ist nördlich von Lotte/Osnabrück in Richtung Ruhrgebiet sechsspurig fertig (wenn auch noch nicht in dieser Breite zu befahren). Die Modernisierung des A2-Tunnels in Gelsenkirchen-Erle: abgehakt. Der Bau eines A2-Anschlusses Lünen-Süd: erledigt. Die Lennetalbrücke der A45 in Hagen ist ebenso neu gebaut wie sieben weitere auf dem Weg durchs Sauerland. „Jede Baustelle ist auch ein Versprechen“, hat der frühere Landesverkehrsminister Michael Groschek immer gern gesagt. Mission erfüllt!