Duisburg-Neudorf. Ziemlich teuer ist der Hochseilgarten „Tree 2 Tree“ an der Regattabahn. Lohnt sich der Besuch trotzdem? Wir haben den Park mit Kindern getestet.
Das ist Nervenkitzel pur: Wer im Naturhochseilgarten und Kletterpark „Tree 2 Tree“ einen der zahlreichen Parcours bewältigen will, sollte schwindelfrei sein und Lust auf Abenteuer haben. Bis zu 24 Meter hoch über dem Waldboden hängen die Seile, an denen sich geübte Kletterer Stück für Stück entlanghangeln. Das absolute Highlight: eine Fahrt mit der 250 Meter langen Seilrutsche, die quer über den Parallelkanal der Duisburger Regattabahn führt.
Naturhochseilgarten „Tree 2 Tree“ Duisburg: Test mit Kindern zwischen 6 und 10
Moritz (6 Jahre alt), Matilda (10) und Linda (9) sind beeindruckt. Mit großen Augen schauen sie nach oben. Dort hängt gerade ein Mann in einer freischwebenden Kletterwand, tastet sich von Haltegriff zu Haltegriff. „Machen wir das auch?“, fragt Moritz fast ehrfürchtig. „Nein, dieser Bereich ist nur für Erwachsene und Fortgeschrittene“, sagt die „Tree 2 Tree“-Mitarbeiterin. „Ihr geht erstmal da drüben auf einen der Kinder-Parcours.“ Doch zuallererst muss die richtige Ausrüstung her.
Dazu treffen sich alle in einem hölzernen Unterstand neben dem spartanisch eingerichteten Kassenhäuschen. Hier wird die Kletterausrüstung ausgeteilt. Das System besteht aus Gurten sowie Bein- und Armschlaufen. Es ist – ebenso wie der Helm – im Eintrittspreis enthalten. Nicht so die obligatorischen Kletterhandschuhe, die für 4,50 Euro zusätzlich gekauft oder mitgebracht werden müssen. Geeignet sind (Arbeits-)Handschuhe mit Lederinnenfläche – gibt es in jedem Baumarkt.
„Sehen aus wie die Ameisen bei Biene Maja“
Weitere spezielle Kleidung sei fürs Klettern nicht notwendig, sagt ein „Tree 2 Tree“-Mitarbeiter. Die festen Turnschuhe, Shirts und kurzen Hosen, die Moritz, Matilda und Linda tragen, seien völlig ausreichend. Doch zumindest Moritz wird seine Kleiderwahl später noch bereuen.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Stadtseite + Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo I Hbf]
Der Mitarbeiter legt den Kindern die Gurte an und setzt ihnen rote Helme auf. Die Mädchen müssen ihre langen Haare zu Pferdeschwänzen binden. „Jetzt sehen wir ein bisschen aus wie die Ameisen bei Biene Maja“, sagt Moritz und lacht. Er und die Mädchen werden langsam ungeduldig.
Aber bis man wirklich starten kann, vergeht im „Tree 2 Tree“ locker eine Dreiviertelstunde. Denn nachdem das Material fest zugezogen ist, gibt es noch eine Klettereinführung am Boden. Erwachsene müssen zusätzlich ein Schulungsvideo im Internet anschauen. Zeitlich sollte man das einplanen. Aber die Einführung ist wichtig. Zwar klettert der Nachwuchs auf dem Einweisungs- und den drei Kids-Parcours in maximal 2,50 Metern Höhe. Doch auch das kann für manchen ganz schön beängstigend sein – da sollte jeder Handgriff sitzen.
Auch interessant
Die junge Mitarbeiterin achtet deswegen streng darauf, dass alle Kinder die Grundlagen des Kletterns verstehen. „Nicht beide Karabiner auf einmal lösen“, wiederholt sie gebetsmühlenartig, bis wirklich alle es verstanden haben. Etwas mürrisch erklärt sie, wie man die Karabiner öffnet und schließt und sich an den Stahlseilen zwischen den Bäumen bewegt, um von Plattform zu Plattform zu gelangen. Die wilde Baumwipfel-Tour geht über Stahlseile, Hängebrücken, schwankende Bohlen, Tarzanseile oder Seilrutschen. Gelbe Wasserschläuche funktionieren als Wegweiser.
Holztreppe bildet den Startpunkt
Dann endlich dürfen die Kinder selber ran. Oder vielmehr rauf: Eine kleine Holztreppe bildet den Startpunkt des Kinder-Parcours 1, der in 2,50 Meter Höhe über 16 Elemente führt und für Kids ab einer Körpergröße von 1,10 Meter geeignet sein soll.
[Hier geht’s zum kostenlosen Familien-Newsletter]
Moritz misst aktuell 1,20 Meter, die Mädchen sind 1,50 und 1,33 Meter. Gerade zu Anfang sind aber alle drei auf die Hilfe eines Erwachsenen angewiesen, der den Parcours vom Boden aus begleitet. Wichtigste Aufgabe: Die verschiedenen fahrbaren Elemente heranziehen und festhalten und vor allem immer wieder aufmunternde Worte finden, wenn die Angst vor der Höhe doch größer wird als gedacht.
Die neunjährige Linda zum Beispiel ist sehr sportlich und mutig. Ihr erster Parcours im Kletterpark fordert ihr allerdings eine Menge ab. Die Höhe, die wackelnden Stahlseile – einmal muss Linda sogar zum Boden zurückkehren, um sich zu sammeln, und wieder neu anfangen. Immerhin: Irgendwann klappt es dann wie am Schnürchen.
Auch interessant
Auch Moritz hat Probleme. Zwar hat er keine Angst. Dafür hat er sich an einem der Seile eine dicke Schramme zugezogen. „Ich blute“, ruft der Sechsjährige und hält sich seinen Unterschenkel. Vielleicht hätte er doch besser eine lange Hose zum Klettern mitgenommen? Aber Moritz ist viel zu aufgeregt, um dem Blut an seinem Bein länger Beachtung zu schenken. Er macht einfach weiter, gerät aber bald darauf erneut in Schwierigkeiten: Er bleibt auf einer der Plattformen stecken und kommt nicht weiter.
„Wieso ist hier niemand, der aufpasst?“
Sein Gurt hat sich so in einem der Karabiner verhakt, dass er ihn nicht mehr lösen kann. Die „Tree 2 Tree2“-Mitarbeiterin, die vorhin auch die Einführung gemacht hat, soll als sogenannte „Waldläuferin“ das Geschehen beobachten. Eine Aufsicht ist aber nirgends zu sehen. „Wieso ist denn hier niemand, der aufpasst?“, fragt Matilda. Tatsächlich rückt die Frau erst nach Aufforderung und kurzer Wartezeit mit einer Leiter an. Passiert das öfter, dass Kinder nicht mehr alleine weiterkommen? „Immer wieder mal“, sagt die junge Frau knapp. Routiniert löst sie den Gurt, der sich verheddert hatte, damit Moritz endlich weitermachen kann.
Nach einer Dreiviertelstunde sind die Kinder fertig mit dem ersten Parcours. Alle drei sind verschwitzt, aber sehr glücklich. „Lass uns gleich weitermachen, zu welchem Parcours wollen wir als Nächstes“, ruft Matilda und stürmt direkt los. Auch Linda und Moritz haben Feuer gefangen. Die drei möchten gar nicht mehr aufhören. Doch nach dem dritten Parcours ist Schluss, zumindest an diesem Tag.
Weitere Test-Kriterien in der Übersicht:
Essen/Trinken: Das gastronomische Angebot im „Tree 2 Tree“ ist spärlich, um nicht sagen, eigentlich nicht vorhanden. In dem kleinen Kassenhäuschen steht Filterkaffee bereit (Milch gibt es aus der Dose), dazu kann man Softdrinks, Müsliriegel und Eis bestellen und an Biergarnituren verzehren, die unter freiem Himmel aufgebaut sind. Eins wird allen Besuchern schnell klar: In dem Kletterpark geht es um Sport, nicht um lukullische Genüsse.
Sanitäre Einrichtungen: Der Kletterpark befindet sich mitten im Wald in der Natur. Zu den Toiletten, die sich an der Straße „Grüner Weg“ befinden, muss man ein paar Schritte gehen. Die WC-Anlage ist öffentlich zugänglich und erinnert an Schulklos.
Preise: Wer sich im Naturhochseilgarten austoben will, muss dafür relativ tief in die Tasche greifen: Eintrittskarten für Kinder kosten 20 Euro, Jugendliche bezahlen 31 Euro, alle ab 18 Jahren sogar 35 Euro. Familientickets gibt es nicht. Eine Familie mit zwei Kindern ist da schnell mal mehr als 100 Euro los, wenn beide Erwachsene mitmachen wollen. Viel Geld für einen Ausflug, auch wenn die Ausrüstung im Preis enthalten ist. Alle Tickets gelten einen Tag lang. Empfohlen wird aber (nur) eine Kletterzeit von vier Stunden – danach lassen bei den meisten die Kräfte nach. Immerhin: Verpflegung kann selbst mitgebracht werden (und sollte es auch, siehe oben).
Öffnungszeiten: Aktuelle Öffnungszeiten checkt man am besten jeweils online auf Tree2Tree.de. Hier gibt es einen übersichtlichen Kalender und weitere Infos.
Kontakt:Kletterpark Duisburg, Kalkweg 153 / Grüner Weg, 47055 Duisburg, info@tree2tree.de.
Fazit: Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind die Kinder in diesem Test hellauf begeistert. Für sie steht fest: „Wir wollen wiederkommen!“ Die nächste Tour könnte ihrer Meinung nach schon am nächsten Tag starten. Dagegen spricht allerdings der Eintrittspreis.