Duisburg. Tatort Vulkanstraße: Endri H. soll mehrfach auf Mann aus den Niederlanden geschossen haben. Auch ein Unbeteiligter wurde im Bordell getroffen.
Die Staatsanwaltschaft hat einen inzwischen 27-Jährigen wegen versuchten Totschlags, gefährlicher und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Der albanische Staatsbürger soll vor anderthalb Jahren im Rotlichtviertel in Duisburg mehrere Schüsse abgegeben und zwei Männer verletzt haben. Am kommenden Dienstag startet der Prozess gegen den 27-Jährigen vor der Fünften Großen Strafkammer des Duisburger Landgerichts. Die genauen Hintergründe der Tat sind bis heute unklar geblieben.
Der Tattag spielt sich laut Anklageschrift so ab: Am 16. November 2021 gegen 21 Uhr abends trifft sich ein Mann aus den Niederlanden in einem Bordell an der Vulkanstraße nahe der Charlottenstraße mit Noela, einer Prostituierten. Es kommt zum Streit zwischen den beiden. Noela ruft Endri H. an, ihren Freund, der sich selbst „Enrico“ nennt. Der Albaner rückt mit einer scharfen Schreckschusswaffe an. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine Auseinandersetzung. Aus einem Meter Entfernung feuert H. dann auf den Niederländer und trifft ihn an der Schulter. H. schießt weiter und trifft noch einen unbeteiligten 36-Jährigen in den Oberschenkel. Der erleidet einen Durchschuss.
Ein Opfer (36) steigt ins Taxi und fährt davon
Der an der eigentlichen Auseinandersetzung unbeteiligte Mann nimmt sich ein Taxi und lässt sich davon fahren. Der Niederländer flüchtet, verfolgt von dem Schützen, in ein anderes Laufhaus ein paar Meter weiter und informiert dort die Sicherheitsmitarbeiter. Die rufen die Polizei. Als der Niederländer auf dem Treppenabsatz kurz durchschnaufen will, schießt der Albaner erneut, verfehlt aber sein Opfer. Als die Polizei eintrifft, ist der Schütze verschwunden. Zuvor soll er noch versucht haben, den Niederländer anzuspringen.
Dass der Prozess erst jetzt beginnen kann, liegt daran, dass der mutmaßliche Schütze nach der Tat untergetaucht ist. Verschwunden waren zunächst auch der Niederländer und die Frau, an der sich der Streit entzündete. Den Albaner hatte die Polizei in Griechenland nach einer Öffentlichkeitsfahndung und monatelangen Ermittlungen erst im Februar dieses Jahres festnehmen können. Grundlage war ein Europäischer Haftbefehl, der noch wegen des Verdachts des versuchten Mordes ausgestellt worden war. Der Mann, der hier keinen festen Wohnsitz hatte, wurde nach Deutschland überstellt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Gericht hat fünf Verhandlungstage angesetzt
Nach der Tat hatte die Polizei nicht nur nach dem Schützen öffentlich gesucht, sondern auch nach dem Ziel der Attacke und der Frau. Der Niederländer habe sich aber danach bei den Ermittlern gemeldet und mit den Behörden kooperiert, so eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft im Februar. Von Noela hingegen fehlte jede Spur.
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Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte Ende September fallen. Am ersten Verhandlungstag wird voraussichtlich nur die Anklage verlesen. Zeugen sind erst beim zweiten Termin geladen. Die beiden Männer waren durch die Schüsse glücklicherweise nicht schwerwiegend verletzt worden.