Duisburg. 2018 ist nachts ein Gebäude der Duisburger Tafel abgebrannt. Nun gibt es konkrete Pläne für einen Neubau. Doch die Kosten sind explodiert.

Die Duisburger Tafel plant einen Neubau am Grunewald. Nach jahrelangen Überlegungen, wo der rege nachgefragte Mittagstisch, der 2018 abgebrannt ist, angesiedelt werden könnte, kommt endlich Bewegung in die Sache. Zwischenzeitlich haben die Verantwortlichen um Günter Spikofski fast nicht mehr daran geglaubt, dass es überhaupt noch klappt. Erst wehrten sich Nachbarn gegen einen neuen Standort, dann kam Corona und schlussendlich verdoppelten sich die Baukosten. 1,2 Millionen Euro wird das neue Gebäude nun am alten Standort kosten, 125.000 Euro fehlen aktuell. Spenden werden händeringend gesucht.

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Ein wenig fremdelt Spikofski noch mit dem Gedanken, dass die Tafel einen zweckmäßigen, aber schicken Neubau realisiert. Doch am Ende blieb keine andere Wahl. Nach dem verheerenden Brand 2018 waren viele Duisburger geschockt und die Welle der Hilfsbereitschaft groß. 400.000 Euro spendeten Firmen und Privatpersonen kurzerhand. Über die Jahre ist noch wesentlich mehr Geld dazugekommen.

Verheerender Brand zerstörte 2018 das Gebäude der Duisburger Tafel

Das Gelände am Grunewald sieht momentan ziemlich verwildert aus.
Das Gelände am Grunewald sieht momentan ziemlich verwildert aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

50 bedürftige Menschen wurden Tag für Tag, inklusive Wochenende, auf dem Gelände an der Düsseldorfer Straße versorgt. Neben einem Mittagstisch gab es auch eine kleine Kleiderkammer. Warum die alten Gebäude brannten, wurde nie ganz aufgeklärt. „Es macht für uns auch keinen Unterschied, zu wissen, wer es war und wie es passiert ist, das Gebäude ist ja Geschichte.“

Zunächst fand die Tafel Unterschlupf im Calvinhaus der evangelischen Kirche. Als dieses abgerissen wurde, zog die Essensausgabe in das alte Marienhospital. Als allerdings die Corona-Lockdowns kamen, mussten die Ehrenamtlichen zunächst improvisieren und dann ihre Hilfen komplett einstellen. „Die Menschen halten sich bei uns auf. Die wollen miteinander reden, laufen herum. Denen kann man keinen festen Platz zuweisen“, erinnert sich Spikofski an die Auflagen. Seitdem mussten viele Bedürftige auf andere Angebote ausweichen.

Parallel wurde nach einem neuen Standort für den Mittagstisch gesucht. Die alte Feuerwache in der Dickelsbachsiedlung war nach Bürgerprotesten schnell vom Tisch. In Neuenkamp standen Räume neben dem Tierheim frei, aber die hätten aufwendig umgebaut werden müssen. „Der Grunewald ist eingeführt, man ist in 20 Minuten von der Königstraße dort, sonst kann man mit der Straßenbahn fahren und es gibt nur zur einen Seite hin Nachbarn“, kennt Spikofski die Vorteile.

Architekturbüro Druschke und Grosser plant das Gebäude in Holzbauweise

Schnell war die Tafel mit dem Architektenbüro Druschke und Grosser ins Gespräch gekommen, die die Planung für den Neubau übernommen haben. Die Räume werden wie früher rund 210 Quadratmeter messen. Das Gebäude wird in Holzbauweise errichtet, begrünt und auch mit einer Wärmepumpe ausgestattet. „Soziale Projekte in Duisburg zu unterstützen, ist uns eine Herzensangelegenheit. Wichtig ist uns dabei die Errichtung eines zukunftsweisenden CO2-reduzierten Gebäudes in Holzbauweise. Wir freuen uns, dass es nun endlich losgeht“, erklären die beiden Architekten auf Nachfrage unserer Zeitung.

Günter Spikofski engagiert sich seit Jahren im Vorstand der Tafel Duisburg.
Günter Spikofski engagiert sich seit Jahren im Vorstand der Tafel Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Unter dem Motto „Grunewald plus“ will die Tafel ihr Portfolio am Grunewald zudem erweitern. Neben dem Mittagstisch und der Kleiderkammer wird es auch wieder eine Tierfutterausgabe geben. Eine Dusche für Wohnungslose wird eingerichtet und Beratung in allgemeinen Lebensfragen angeboten. „Dafür werden wir einen Mitarbeiter einstellen. Der Bedarf ist nach Corona so gewachsen, dass wir die Nachfrage nicht mehr allein mit unseren Ehrenamtlichen stemmen können.“

Momentan nutzen rund 4800 Duisburger wöchentlich die verschiedenen Hilfen der Tafel. 25.000 Kilo Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs werden pro Woche in Duisburg an zehn Ausgabestellen verteilt.

In den nächsten sechs bis acht Wochen sollen sämtliche Verträge unterzeichnet werden. Danach soll der erste Spatenstich erfolgen. Bis dann allerdings die erste warme Mahlzeit wieder ausgegeben wird, könnte es aber noch einige Monate dauern. Die Ehrenamtlichen rechnen damit, dass im Herbst 2024 der Neubau stehen wird.

>> Auf weitere Spenden angewiesen

Die Tafel finanziert den Bau komplett aus Spenden und bekommt keine Fördermittel oder Zuschüsse von der Stadt oder dem Land. Wer helfen möchte, die Finanzierungslücke zu schließen, kann unter dem Stichwort „Grunewald Mittagstisch“ an die Tafel Duisburg spenden – die Nummer des Kontos lautet: DE 61 3505 0000 0200 2201 50.