Duisburg. Drei Männer sind in Duisburg nach Amphetamin-Konsum gestorben. Die Todesumstände sind unterschiedlich. Spur führt in die Mitte der Gesellschaft.
Innerhalb von sechs Tagen sind in Duisburg drei Männer (21, 43 und 43 Jahre alt) wohl nach dem Konsum von Amphetaminen gestorben (wir berichteten). Die Ermittlungen dazu laufen auf Hochtouren. Die zentrale Frage dabei: Aus welcher Quelle bezogen die drei Duisburger die Betäubungsmittel?
Denn: Ein gemeinsamer Dealer könnte zum Beispiel die Verbindung zwischen den Todesfällen sein. Die Polizei geht weiter davon aus, dass die Todesopfer aus dem Stadtnorden sich nicht kannten. Die Umstände, unter denen sie starben, sind zudem ganz unterschiedlich.
Der 21-Jährige hatte am Donnerstag vergangener Woche in einer Wohnung zusammen mit Freunden Ecstasy genommen. Dann kollabierte er plötzlich. Der alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Obduktion bestätigte nach Polizeiinformationen mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ den Verdacht, dass der Konsum des Ecstasys zu tödlichen Herzstörungen führte.
Drogentote in Duisburg: 43-Jähriger erlitt Herzstillstand im Büro
Einen ähnlichen Verdacht haben die Ermittler in den beiden weiteren Fällen. Einer der 43-Jährigen wählte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aus seiner Wohnung noch selber den Notruf. Der dritte, ebenfalls 43 Jahre alte Tote erlitt im Büro einen Herzstillstand. Auch für ihn kam jede Hilfe zu spät.
Die Leichen der beiden 43-Jährigen sind noch nicht obduziert. Aber: In den Wohnungen der Männer fanden Beamte ebenfalls Amphetamine. Sie werden nun in einem Labor untersucht. Ob es sich – wie bei dem 21-Jährigen – auch um Ecstasy handelt, macht die Polizei noch nicht öffentlich. „Um das zu sagen, ist es noch zu früh“, erklärte Sprecher Jonas Tepe.
Amphetamine sind synthetisch hergestellte Psychostimulanzien. Sie sind Bestandteil verschiedener Medikamente, werden aber auch als illegale Drogen in Form von Speed, Crystal Meth, Pep oder eben Ecstasy in Umlauf gebracht.
Zahl der Toten durch Drogenkonsum steigt dramatisch
Um die Hintergründe aufzuklären, hat die Kripo eine Ermittlungskommission gegründet. In ihr forschen Ermittler des Kriminalkommissariats 11 und Experten aus dem Rauschgiftkommissariat gemeinsam nach Hinweisen und Zusammenhängen. „Es ist natürlich auch klar, dass wir aktuell bei Todesfällen genau hinschauen, ob auch dort Drogenkonsum die Ursache gewesen sein könnte“, berichtet Tepe.
Klar scheint: Die drei toten Männer kommen nicht aus der Obdachlosenszene oder waren als Drogenhändler tätig. Diese Erkenntnis bestätigt eine Aussage, die die Polizei im Zusammenhang mit Rauschgiftkriminalität in ihrem Kriminalitätsbericht 2022 veröffentlicht hat. Dort heißt es: „Der Konsum von Rauschgiften kommt immer mehr in der Mitte unserer Gesellschaft an.“
Außerdem besorgniserregend: Seit 2016 ist ein extremer Anstieg bei den Drogentoten in Duisburg zu verzeichnen. So starb 2016 eine Person an den Folgen des Konsums, 2022 waren es 46 (siehe Grafik). Alkoholtote sind in dieser Statistik ausgenommen. Die Experten des lokalen Suchthilfeverbundes verweisen stets auf eine hohe Dunkelziffer und die steigende Drogenkriminalität.
Es würden immer größere Mengen an illegalen Substanzen verkauft – auf der Straße, in Wohnungen, aber auch im Internet und Darknet. Im Zusammenhang mit den aktuellen Todesfällen hat die Polizei noch einmal eindringlich vor jeglichen Drogen gewarnt – insbesondere vor dem Konsum von Amphetaminen.
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>>Tag der Drogentoten am 21. Juli – Gedenken in Duisburg
- Seit Jahren wird am 21. Juli der Drogentoten gedacht. In Duisburg organisiert die Aids-Hilfe ab 11 Uhr an der Bismarckstraße 67 in Neudorf ein Zusammenkommen. „Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar gewesen – durch direkte und niedrigschwellige Hilfsmöglichkeiten, durch die Entkriminalisierung von Drogengebrauchenden, durch Präventionsangebote und eine progressivere Drogenpolitik“, schreibt der Verein im Vorfeld.
- Als positives Signal werten die Verantwortlichen die Pläne zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums in Duisburg. Er soll in der westlichen Altstadt eingerichtet werden. In dem Raum soll es eine therapeutische und medizinische Begleitung geben.