Duisburg. Wie geht es für Pfarrer Winkelmann nach dessen Entpflichtung wegen grenzverletzender Vorfälle weiter? Wie fürs Dechanat? Das sagt das Bistum.
Ob Roland Winkelmann nochmal als Pfarrer in einer Gemeinde in Duisburg oder woanders arbeiten darf, ist weiterhin offen. Das hat der Sprecher des Bistums Essen, Ulrich Lota, auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt.
Winkelmann war nach Vorwürfen wegen „grenzverletzender Vorfälle“ aus den Jahren 2013 und 2021 im März 2023 mit sofortiger Wirkung freigestellt und Ende April von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck von seinen Ämtern als Duisburger Stadtdechant und Pfarrer der Großgemeinde St. Judas Thaddäus entpflichtet worden. Eine Rückkehr in diese Positionen ist ausgeschlossen (wir berichteten). Vorausgegangen waren Recherchen dieser Redaktion Anfang 2023 zu Vorwürfen gegen Winkelmann.
Bistum Essen: Roland Winkelmann könnte wieder als Pfarrer arbeiten – theoretisch auch in Duisburg
„Die Personalverantwortlichen im Bistum haben noch nicht entschieden, welche Aufgaben Roland Winkelmann künftig übernehmen wird“, so Bistums-Sprecher Lota. Es gebe dafür auch keinen Zeitplan. Demnach sei es theoretisch weiterhin möglich, dass Winkelmann wieder als Pfarrer eingesetzt werde – auch in Duisburg.
Der Geistliche hatte sich nach seiner Entpflichtung durch den Bischof öffentlich entschuldigt und erklärt, „dass eine Rückkehr in meine bisherigen Aufgaben in Duisburg weder für die Menschen in der Stadtkirche, noch in der Pfarrei St. Judas Thaddäus gut wäre“.
Geistlicher entschuldigt sich öffentlich nach Vorwürfen
Winkelmann soll Messdiener an Oberschenkel und Hüfte berührt, emotionale Briefe und Textnachrichten mit sexuellen Andeutungen verschickt und zweideutige Anspielungen im Gespräch gemacht haben.
Beim Umgang mit den Vorfällen hätten die Verantwortlichen im Bistum versagt. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bistum in Auftrag gegebene Studie des Münchener Instituts für Praxisforschung und Projektberatung: „Der Umgang des Bistums Essen mit beschuldigten Klerikern beschränkte sich über Jahrzehnte hinweg im Wesentlichen auf die Versetzung in andere Dienststellen, teilweise auch über die Bistumsgrenzen hinaus. Dadurch wurden Probleme nicht gelöst.“ Sie seien sogar verbreitet worden, heißt es auf Seite 409 der vom Bistum selbst in Auftrag gegebenen Studie, die Generalvikar Klaus Pfeffer im März 2023 auch in Duisburg vorgestellt hatte.
Die Staatsanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren gegen Winkelmann eingestellt. Auch die Glaubenskongregation in Rom bestätigte, dass aus kirchenrechtlicher Sicht kein Straftatbestand vorliege. Sie empfahl allerdings, Winkelmann einen Verweis auszusprechen, was Bischof Overbeck machte.
Entscheidung über Besetzung des Stadtdechanats steht noch aus
Seit Ende April leitet nun Andreas Brocke, der im Dezember nach 19 Jahren als Pfarrer in Köln die Gemeinde Liebfrauen in Duisburg-Mitte übernommen hat, zusätzlich Winkelmanns alte Wirkungsstätte St. Judas Thaddäus. Brocke übernahm obendrein das Amt des Duisburger Stadtdechanten kommissarisch und ist damit übergangsweise der Vertreter des Bischofs vor Ort.
Die endgültige Entscheidung zur Besetzung des Stadtdechanats steht ebenfalls noch aus. Der sechsköpfige Katholikenrat unterbreitet dafür Bischof Overbeck einen Vorschlag, der dann „im Einvernehmen mit den Verantwortlichen vor Ort den neuen Stadtdechanten ernennt“, so Bistumssprecher Lota.
Auch dafür gebe es keinen Zeitplan. „Aber die Zahl der Priester ist ja nicht sonderlich groß.“ Die Zusammenarbeit mit Brocke laufe aus Sicht des Bistums reibungslos.
>> Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Essen
- Eine sozialwissenschaftliche Studie hat die Frage erörtert, was sexuelle Gewalt im Bistum begünstigt und wie man diese Gewalt am besten verhindern kann.
- Die Studie des Münchner Instituts für Praxisforschung und Projektberatung ist auf der Webseite des Bistums Essen einsehbar: www.bistum-essen.de
- Auf der Seitewww.bistum-essen.de/hilfe-bei-sexualisierter-gewalt sind auch Kontaktpersonen für Betroffene genannt.