Duisburg. Die französische Bulldogge Smeagol kämpfte nach einem Hitzeschlag ums Überleben. Duisburgs Tierheimleiter kritisiert Züchter scharf.

Das war knapp. Ganz knapp. Ein trauriges Ereignis im Duisburger Tierheim vor ein paar Tagen: Da bekam die kleine französische Bulldogge Smeagol einen Hitzschlag. Nur durch das beherzte Eingreifen der zuständigen Mitarbeiterin, die mit dem Hund sofort zur Tierklinik Kaiserberg nach Duissern düste und dem schnellen Handeln der Tierärzte hat der Rüde überlebt.

Wer das Video auf der Facebook-Seite des Tierheims ansieht, kann erahnen, welche Todesangst der Hund gehabt haben muss. Dass er nicht gestorben ist, grenzt an ein Wunder. „Wir haben hier im Tierheim keinen Ort, wo sich Tiere zurückziehen können, keinen Ort, wo sie nicht der Hitze ausgesetzt sind, keinen Ort, wo sie etwas Ruhe finden“, schildert der Leiter Lutz Kaczmarsch die dramatische Situation. Und der Bau eines neuen Tierheims wird noch Jahre dauern.

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Französische Bulldogge erlitt in Duisburg einen Hitzeschlag

„Der Kleine war erst einige Tage in der Einrichtung, nachdem er als Fundhund abgegeben worden war“, erzählt Kaczmarsch. Dann habe sich ein Mann gemeldet, dem das Tier angeblich gehört. „Er konnte nicht nachweisen, dass er der Besitzer ist, hatte keine Papiere bei sich, ging wieder und wart nie mehr gesehen.“ Eine Gassigeherin führte in der vergangenen heißen Woche mit über 30 Grad den ungefähr zwei Jahre alten Hund aus. Ein langer Spaziergang sei bei der Hitze ohnehin nicht vorgesehen gewesen. Aber plötzlich wurde es dramatisch. „Die Mitarbeiterin war nur ein paar Schritte weg auf die andere Seite der Straße gegangen, da konnte der Hund nicht mehr“, schildert Kaczmarsch die kritischen Momente.

„Die Trainerin, unsere Chefin der Hunde, hat die Situation sofort erkannt, hat sich den Kleinen geschnappt, ihn in ihren klimatisierten Wagen gesetzt und ist zur Klinik gedüst.“ Als die Ärzte dort seine Temperatur gemessen haben, betrug diese immer noch 40,8 Grad. „Und das trotz der Klimaanlage im Auto“, sagt Kaczmarsch fassungslos.

Das Problem der Qualzucht bei französischen Bulldoggen

Die enorme Hitze, der Dauerstress im Tierheim und die extrem kurz gezüchtete Schnauze hätten fast zum Tod geführt. „Es ist eben eine Qualzucht bei französischen Bulldoggen genauso wie bei Möpsen. Hunde können ja nicht schwitzen. Sie können nur hecheln und ein wenig über die Pfoten abkühlen. Das Gaumensegel ist durch die Züchtung zu lang. Die Folgen sind ständige Atemnot – und zwar von Geburt an. Die Tiere haben echte Probleme“, erläutert der Experte.

Scharchen, Kurzatmigkeit und geringe Belastbarkeit begleiten die Hunde ein Leben lang. Die Nasenlöcher seien zu kurz gezüchtet und ein überlanges Gaumensegel verantwortlich für ständige Sauerstoffarmut. „Das sage ich auch öffentlich und bin dafür schon von manchen Züchtern hart angegangen worden“, erklärt der Tierheimleiter.

Duisburgs Tierheim-Leiter Lutz Kaczmarsch macht den den Bulldoggen-Züchtern Vorwürfe.
Duisburgs Tierheim-Leiter Lutz Kaczmarsch macht den den Bulldoggen-Züchtern Vorwürfe. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Diskussionen zwischen Tierschützern, Haltern und Züchtern gibt es schon seit Jahren. Peta Deutschland rät vom Kauf der Rasse ab.

Für Smeagol sei alles Negative an dem heißen Tag in der vergangenen Woche zusammengekommen: Die neue Umgebung, der Dauerstress und die Hitze. „Wir brauchen dringend ein neues Tierheim, das geht so nicht weiter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiden ja genauso mit, sie leben und sterben mit den Tieren.“

Smeagol braucht nun Ruhe

Für den kleinen Smeagol war es nach seiner Rettung in der Tierklinik unmöglich, wieder ins Tierheim zurückzukehren. Er brauche Ruhe, Ruhe, Ruhe. Zum Glück habe sich eine Mitarbeiterin bereit erklärt, das Kerlchen mit zu sich nach Hause zu nehmen, damit sich Smeagol gut erholen kann und nicht wieder dem Dauer-Stress im Tierheim ausgesetzt ist, freut sich Lutz Kaczmarsch.

In dem Zusammenhang hat er auch gute Nachrichten. Es gebe bereits Interessenten für die französische Bulldogge, die von den Mitarbeitenden im Tierheim den Namen Smeagol aus der bekannten Buch- und Filmreihe „Herr der Ringe“ bekommen hat.

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„Natürlich geben wir nie ein Tier einfach so ab“, betont der Leiter der Einrichtung. Es sei zuerst ein Kennenlernen, dann ein Aneinandergewöhnen und Gucken, ob es mit Hund und den zukünftigen möglichen Besitzern denn auch passt. Das sei natürlich auch in diesem Fall so. „Wir passen auf, dass der Hund in gute Hände kommt, ihm Stress erspart bleibt und für ihn auch dauerhaft eine Rückzugsmöglichkeit besteht, wenn er Ruhe braucht.“