Duisburg. Aus dem wohl ungewöhnlichsten Konzert von Peter Bursch’s Bröselmaschine ist eine Live-LP entstanden. Warum die Aufnahme anders klingt als sonst.

Ein Konzert ganz ohne Publikum – was klingt wie der Alptraum jeder Band, wählten einige während der Corona-Pandemie ganz bewusst als Weg, um ihren Fans doch ein wenig Live-Musik in die Wohnzimmer zu tragen. Die WDR-Sendung Rockpalast machte daraus eine Tugend und nahm unter dem Titel „Offstage“ mehrere solcher Konzerte auf. Eines davon spielte die Band Bröselmaschine um den Duisburger Gitarristen Peter Bursch und Frontfrau Stella Tonon. Der Auftritt aus dem April 2021 ist jetzt als Live-Album erschienen.

Sie seien wenig begeistert gewesen, sagt Peter Bursch, als das Team vom Rockpalast damals anfragte. „Ein Konzert ohne Menschen konnten wir uns nicht so richtig vorstellen. Die Wechselwirkung mit dem Publikum ist unser Ding, und die fiel ja völlig weg.“ Doch der bekannte Gitarrenlehrer ist dem TV-Format seit dessen Gründung eng verbunden; Bröselmaschine sagte schließlich zu.

Bröselmaschine zum Konzert: „Es war hinterher ein komisches Gefühl“

Die Aufnahme entstand in der Zeche Heinrich-Robert in Hamm. Der WDR betrieb dafür viel Aufwand. Ungewohnt war für das Sextett nicht nur das fehlende Publikum: „Wir mussten alle Abstand zueinander halten, wie es zu dieser Zeit vorgeschrieben war“, erinnert sich Bursch.

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Doch die Umstände hätten auch Vorteile mit sich gebracht: „Wir haben alle zwar lebhaft, aber viel konzentrierter als sonst gespielt.“ Einzelne Fehler würde er hinterher zwar immer raushören, doch es seien deutlich weniger gewesen als bei anderen Konzerten. „Trotzdem war es hinterher ein komisches Gefühl. Wir hatten schon irgendwie gemerkt, dass wir gut gespielt haben, aber so richtig haben wir es mit der Aufnahme gehört.“

Zehn Lieder spielten Bröselmaschine, allesamt von den zuvor letzten beiden LPs, „Indian Camel“ (2017) und „Elegy“ (2019). Obwohl die Band seit Jahrzehnten existiert, habe der WDR ganz bewusst nach neueren Werken gefragt. Der LP verleiht das große Aktualität; sie bildet genau den Klang ab, den Bröselmaschine mit ihrer Mischung aus Krautrock, Folk, Psychedelic-Rock und Weltmusik in all dieser Zeit entwickelt haben.

Peter Bursch kündigt neues Studioalbum für 2024 an

Für die Gruppe um Peter Bursch war es nicht das erste Gastspiel beim Rockpalast, auch zuvor war schon eine LP aus einem der gefilmten Konzerte hervorgegangen. Über das Format wird seit 1974 Live-Musik im TV und inzwischen online ausgestrahlt. Während der Pandemie versuchte man, Alternativen zu schaffen – für das Publikum, aber auch für die Künstlerinnen und Künstler, denen die Einnahmenverluste schwer zusetzten. So entstanden zunächst die „Rockpalast Corona Sessions“, dann „Rockpalast Offstage“.

Für die Konzertaufnahme von Bröselmaschine in der Zeche Heinrich-Robert in Hamm betrieb die WDR-Sendung Rockpalast großen Aufwand.
Für die Konzertaufnahme von Bröselmaschine in der Zeche Heinrich-Robert in Hamm betrieb die WDR-Sendung Rockpalast großen Aufwand. © Horst Engels

Inzwischen ist der Spuk auch für Bröselmaschine längst vorbei; die Band spielt wieder in vollen Clubs und auf großen Festivalbühnen. Jüngstes Highlight, erzählt Peter Bursch, war ein Open-Air-Auftritt im Allgäu: „Von der Bühne konnten wir im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel sehen.“

Schon länger arbeitet die Gruppe an einem neuen Studioalbum, mit 15 komplett neuen Stücken. „Wir haben aber noch viel Arbeit mit der Platte“, sagt der Gitarrist. 2024 soll das Werk erscheinen.

>>BRÖSELMASCHINE – „LIVE AT ROCKPALAST“

Die LP „Live at Rockpalast“ von Bröselmaschine ist im Juni als CD und als Vinyl-Schallplatte erschienen und für 17,99 Euro bzw. 25,99 Euro im Musikhandel erhältlich. Das Video vom Konzert vom 20. April 2021 ist in voller Länge in der WDR-Mediathek und auf Youtube abrufbar.

In Duisburg wollen Bröselmaschine das Album im September vorstellen: Am 30. (Samstag) ist ein Konzert im dann neu eröffneten Club Bora am Dellplatz geplant.