Duisburg. Ein 26 Jahre alter Syrer steht nach zwei schweren Messerangriffen in Duisburg unter Terrorverdacht. Plante der Mann sogar einen Bombenanschlag?

Ein 26 Jahre alter Syrer sitzt seit zwei Wochen in Untersuchungshaft. Er soll in Duisburg an Ostern einen 35-Jährigen mit zig Messerstichen getötet haben. Nur wenige Tage später stach er – das legen unter anderem die DNA-Spuren nahe – in der Herrenumkleide des John-Reed-Fitnesscenters auf vier Männer ein, verletzte sie zum Teil lebensgefährlich. Die Generalbundesanwaltschaft hat die Leitung der Ermittlungen übernommen. Der Verdacht: Der 26-Jährige handelte aus islamistischer Motivation. Nun berichtet der Spiegel am Montag, dass der Terrorverdächtige womöglich auch einen Bombenanschlag plante.

Die Spiegel-Informationen gehen nach Angaben des Magazins aus vertraulichen Dokumenten der Ermittler hervor. Demnach fanden diese bei der Durchsuchung der Wohnung des 26-Jährigen an der Münzstraße in der Duisburger Altstadt Notizen zu Sprengstoffen und Giftgasen.

Kurz nach der Festnahme des 26-Jährigen hatte unsere Redaktion davon berichtet, dass die Ermittler in der Wohnung in dem 20-Parteien-Haus handschriftliche Notizen entdeckt hatten. Nun schreibt der Spiegel: Auf einem der Zettel sollen in arabischer Sprache Zusammensetzungen von Sprengstoffen und Giftgasen niedergeschrieben gewesen sein.

Messerangriffe in Duisburg: Syrer schweigt zu den Vorwürfen

Auf weiteren Zetteln stünden laut Spiegel handschriftlich notierte Abschnitte aus dem Koran. „Die Passagen sollen sich explizit gegen Ungläubige gerichtet haben“, heißt es. Dazu passe, dass der 26-Jährige den vertraulichen Dokumenten nach, mit seiner Situation in Deutschland unzufrieden gewesen sein und das Land in einer Nachricht als „schmutziges Land“ bezeichnet haben soll. Seine Facebook-Freundesliste soll eine gewisse Nähe zur dschihadistischen Szene zeigen.

Tatort John-Reed-Fitnessstudio: Hier soll der 26-Jährige auf vier Männer eingestochen haben.
Tatort John-Reed-Fitnessstudio: Hier soll der 26-Jährige auf vier Männer eingestochen haben. © Zoltan Leskovar

Der Syrer kam nach offiziellen Angaben als Asylbewerber nach Deutschland, stellte 2016 einen Asylantrag, der bewilligt wurde. 2018 fiel er der Polizei wegen geringfügiger Vermögensdelikte auf. Die zwei Verfahren gegen ihn wurden eingestellt.

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Der 26-Jährige schweigt seit seiner Festnahme beharrlich zu den Tatvorwürfen. Dieses Verhalten sei laut NRW-Innenminister Herbert Reul „untypisch“ für einen Attentäter, „der seine Tat einordnen will, aber auch für den Amoktäter, der aus seiner Sicht ja nichts mehr zu verlieren hat“.

Mordkommission „Schwan“ ermittelt weiter

Wie laufen die Ermittlungen zu den beiden schweren Messerattacken nun weiter? Die Leitung liegt wegen des Terrorverdachts bei der Generalbundesanwaltschaft. Sie möchte sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Die Ermittlungsarbeit, zum Beispiel die Auswertung von Daten und Spurenmaterial, machen aber weiter die Kripo-Beamten der Duisburger Mordkommission „Schwan“. (mit mas)