Duisburg. . Die Rheinhauser Band „Sheevón“ hat im 35. Jahr ihres Bestehens ein neues Album mit fröhlichen und auch melancholischen Klängen veröffentlicht.
Wenn für einen zwölfjährigen irischen Whisky schon Bestnoten vergeben werden, welches Prädikat verdient dann erst ein über 35 Jahre gereiftes Produkt. Für Liebhaber traditionellen Irish-Folks ist die Band „Sheevón“ auch außerhalb der Stadtgrenzen Duisburgs längst ein Begriff. Als im Jahr 1982 ihr Album „Erin go bra“ (gälisch für ‚Irland möge es gut gehen‘) erschien, dachte kaum jemand daran, dass eine Duisburger Band das Lebensgefühl der grünen Insel glaubhaft interpretieren könnte. „Wir alle liebten die Insel, waren damals oft in Irland und hatten viele Freunde dort“, sagt Harald Juengst, der Bandleader. Elf Alben später, weiß man sicher, dass sie es können – und zum 35-jährigen Bandbestehen erscheint eine Live-CD, natürlich mit dem Titel „thirty-five“, die in der Reihe „KlinikKultur“ in Duisburg-Buchholz aufgenommen wurde.
Ein musikalischer Streifzug über hügelige Landschaften
„Ich erinnere mich noch an den Wechsel von Vinyl auf CD, unsere erste hieß „Emotions“ aus dem Jahr 1987“, sagt Juengst. Es ist ein musikalischer Streifzug über die moosigen und hügeligen Landschaften, aber auch durch die viel besungenen Pubs und Whisky-Bars der Insel. Dabei setzt die sechsköpfige Band vorwiegend auf Traditionals oder auf Songs, die von irischen Songwritern geschrieben wurden. Ein ‚Hinhörer‘ ist die Ballade „Rare‘s Hill“, die Sängerin Eva Silvia Fechner besonders sanft mit ihrem warmen Sopran interpretiert. Um beim Whisky zu bleiben: Für die blumige Geschmacksnote sorgen die Sängerin, sowie die Damen an den Soloinstrumenten. Für Liebhaber zweistimmiger Harmonien sind viele Songs auf der Live-CD zu finden, gerade das Spiel um die Melodielinien zwischen der Ausnahmegeigerin Conny Lesón und der Flötistin Eva Paulina Krause nimmt oft rasante Züge an.
Eindringliche Stimme der Sängerin
Jedoch getragener ist es in dem Traditional „Black is the colour“, wenn sich Geige und Querflöte fein umspielen, dazu die eindringliche Stimme der Sängerin kommt.
Im Gegensatz dazu stehen die vielen instrumentalen Traditionals, die die Musiker oftmals als Medley aneinander arrangiert haben. Gleich zu Anfang der CD werden Paul McCartney‘s Ideen zu „Eleanor Rigby“ in eine irische musikalische Weise zusammen mit „The Otter‘s Holt“ und „Windbroke“ gereiht – in der man den verkappten Beatles-Song nicht mehr von irischer Folklore unterscheiden kann.
Traurig-melancholische Titel
Diese Traditionals suggerieren auch das ausgelassen fröhliche St. Patricks-Day-Gefühl, das seinen Platz genauso wie die irische Melancholie auf der CD findet. Einige wilde Reels, die im 4/4-Takt geschrieben sind, wechseln sich mit Jiggs, die im 6/8-Takt stehen, ab. Für das torfig-erdige Moment in dieser 35 Jahre gereiften Whisky-Melange sorgt die Rhythmus-Sektion um Bassist Bernd Herrmann, Keyboarder und Percussionist Harald Juengst, der sogar die Handpan bedient in einem Lied, und Gitarrist Claus de Crau. Der Gitarrist mit der warmen Bassstimme singt den selbst geschriebenen Titel „The falling leaves are green“ traurig-melancholisch ein. In dem Song geht es um den aktuellen Exodus der Jugend wegen fehlender Zukunftsperspektiven weg von Irland. Insgesamt eine gelungene Geburtstags-CD zum 35-jährigen Bestehen der Band, die sowohl blumige, aber auch viele bodenständige Momente aufweist – feiner Irish-Folk aus Duisburg.