Düsseldorf. Das Großkonzert mit Sarah Connor und Co. in Düsseldorf soll mehr sein als bloße Unterhaltung. Es stellt Zuschauer auf eine harte Corona-Probe.

Im Streit um das geplante Großkonzert am 4. September in der Arena in Düsseldorf haben sich die Fronten verhärtet: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wirft Düsseldorfs OB Thomas Geisel (SPD) Profilierungssucht vor, ein solches Konzert sei angesichts der Corona-Pandemie „kein gutes Signal“ - und die nahende NRW-Kommunalwahl hat auch erkennbaren Einfluss auf die Debatte.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Geisel hält nach wie vor an dem Konzert fest und konterte jüngst erneut, die einschlägigen Coronaschutz-Anforderungen würden nicht nur erfüllt, sondern teilweise sogar deutlich übererfüllt. Das Ansteckungsrisiko sei „sehr, sehr gering“.

Für Veranstalter Marek Lieberberg soll das geplante Konzert mit dem Titel „Give Live a Chance“ mit „Kurz-Sessions“ von Bryan Adams, Sarah Connor, Rea Garvey, The BossHoss und Joris, moderiert von Comedian Michael Mittermeier, nichts weniger als die Konzert-Branche „aus der lähmenden Umklammerung lösen“ und beweisen, dass eine Großveranstaltung trotz Corona „möglich ist“ - wenn der Corona-Schutz bestmöglich gesichert ist.

Im Kern der Auseinandersetzung steht also das Hygiene-Konzept. Was genau sieht es vor?

Anfahrt zum Großkonzert: „’Peanuts’ für die Rheinbahn“

An- und Abreise hält man bei Hallen-Vermieter D.Live für unproblematisch, sagt D.Live-Chef Michael Brill. Die Arena sei für 54.000 Besucher ausgelegt, beim Konzert würden aber nur 13.000 zugelassen. Er rechnet mit etwa 4000 Autos, mit denen 8000 Gäste kommen werden, weitere 1000 kämen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, so dass nur rund 4000 zusätzliche Fahrgäste per Bus und Bahn anreisen würden. „Das sind Peanuts gegenüber der morgendlichen Rushhour“, meint Brill. Auch die Rheinbahn bereite ihrerseits ein Hygiene-Konzept vor.

Einlass zum Konzert: Zeit-Slots und mehrere „Besucherzonen“

Fünf Besucherzonen und zwei Zeitfenster: Beim Großkonzert sollen sich die Zuschauer möglichst wenig ‘knubbeln’, haben Veranstalter Lieberberg und D.Live geplant. Es gibt zwei jeweils 30-minütige Einlass-Slots zwischen 18 und 19 Uhr; Zuschauer sind zudem je nach Platz auf fünf Bereiche aufgeteilt; rechnerisch wären damit je Bereich und je halbe Stunde immerhin etwa 1300 Zuschauer abzufertigen, also 43 Personen pro Minute - mehr als in einem Supermarkt und wohl auch an Schwimmbad-Kassen. Die Veranstalter sagen, die Arena lasse sich damit „flüssig und entzerrt befüllen“.

Keine Garderobe und Taschenregeln wie vor Flugreisen

Ob Theater oder Konzert: An Garderoben ist Gedränge die Regel. Schlecht bei Corona - und beim Großkonzert am 4. September daher Tabu. „Vor Ort können weder Taschen noch andere Gegenstände deponiert werden“, schreiben die Veranstalter. Zudem sollen Zuschauer „nur das Nötigste zum Konzert mitbringen“; etwa Schlüssel, Geldbörse, Handy, auch Medikamente. Taschen sollen bitte durchsichtig und nicht größer sein als das Format Din-A4, persönliche Desinfektionsmittel nicht größer als 100 Milliliter.

Alkoholverbot und Speisen nur am Sitzplatz

Die Erfahrungen zeigen, ob in der Düsseldorfer Altstadt oder am ‘Ballermann’ auf Mallorca: Kommt Alkohol ins Spiel, ist spätestens dann bei vielen Schluss mit Corona-Vorsicht. Bei „Give Live a Chance“ hat Alkohol daher Null Chance! Er sei in und um die Arena herum an dem Abend verboten und werde auch nicht vor Ort verkauft, teilten die Veranstalter mit. Speisen kann man bei Kräften mit ‘Bauchladen’ ordern - nur am gebuchten Sitzplatz.

Maskenpflicht und Einbahnstraßen

Als jüngst Comedian Markus Krebs im Burghoftheater in Dinslaken vor 1000 Zuschauern auftrat, saß das Publikum zwar Open Air, aber dicht an dicht und ohne Maske. Genehmigt worden war der Auftritt dennoch. Beim Großkonzert in Düsseldorf gilt indes Maskenpflicht: vor, während und nach dem Konzert. Und die Veranstalter machen klar, dass es um Mund-Nase-Schutz geht, egal ob medizinisch oder selbst genäht. Aber: „Face Shields, Schals, Halstücher oder vorgehaltene Textilien“ sind „nicht erlaubt“. Und: „Ohne Mund-Nasen-Schutz gibt es keinen Einlass zum Konzert“. Konzertbeginn ist 19.30 Uhr, das Ende gegen 23 Uhr. Konzertbesucher müssen sich also auf mindestens fünf Stunden Maskentragen einstellen. Das Dach der Arena wird beim Konzert geöffnet sein, teilten die Veranstalter mit. Wer sich in der Arena bewegt, läuft vielfach auf ‘Einbahnstraßen’: So sollen „unnötige Besucherkreuzungen und Traubenbildungen“ verhindert werden.

Kein Schunkeln, keine Party, keine Pausen!

Das Konzert unter Corona-Bedingungen soll eine weitgehend sitzende Tätigkeit werden - ohne Pausen. Inwieweit sich die Zuschauer an die Vorgaben halten und nicht plötzlich zur Polonaise aufbrechen, sollen Sicherheitskräfte überwachen und im Fall des Falles einschreiten. Sängerin Sarah Connor hat jüngst auf Facebook klargestellt, bei dem Konzert „geht es nicht um Party machen, sondern um Jobs“.

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Keine Kasse, personalisierte Tickets und Appell ans Gewissen

Ob Restaurant oder Schwimmbadbesuch: ‘Anonym’ geht in Corona-Zeiten offiziell nichts. Mögliche Ansteckungswege müssen für die Behörden rückverfolgbar sein. Beim Großkonzert in Düsseldorf sind Tickets deshalb personalisiert, nur online erhältlich und müssen am Eingang der Arena selbst gescannt werden. Wer das Konzert besucht, bestätigt gegenüber dem Veranstalter, dass er oder sie innerhalb der 14 Tage vor dem Konzert nicht in einem Risikogebiet war, nicht unter Corona-Quarantäne steht, keinen Kontakt zu solchen Personen hatte und nicht aus einer Region kommt, wo die Corona-Obergrenze gerade überschritten wird. Bei Covid-19-Symptomen sollte man zudem zuhause bleiben. Die Veranstalter kündigen zudem an: Angegebene Telefonnummern werden stichprobenartig überprüft!

Konzert-Ende: Sitzplatz nur auf Anweisung verlassen

Die Bewegungsfreiheit der Zuschauer ist wegen Corona bei dem Konzert deutlich eingeschränkt, auch am Schluss: „Zum Auslass wird das Stadion nach den fünf Besucherzonen entleert“, schreiben die Veranstalter. Noch vor der letzten Zugabe zum Auto eilen? Soll nicht erlaubt sein! Gäste sollen „bitte“ erst nach Aufforderung ihren Sitzplatz verlassen und dann auf dem Weg zum Ausgang Lautsprecherdurchsagen und Anzeigetafeln folgen.