Düsseldorf. In Pempelfort ist jetzt ein Kiosk rund um die Uhr geöffnet, an allen Tagen. Der Betreiber hat schon Expansionspläne. Auch in Sachen Angebot.

Snacks, Schnaps - bald auch Pizza: Ein Kiosk nur mit Automaten hat jetzt in der Düsseldorfer Innenstadt eröffnet. Der Betreiber sieht einen neuen Verkaufstrend und er hat große Pläne.

„Dein Automatenkiosk“ steht in dicken Lettern auf dem Schaufenster an der Ecke Derendorfer Straße/Franklinstraße im Stadtteil Pempelfort. Eine Passantin mit Einkaufstüten blickt von außen ins Dunkel des Ladens. Ihr Kommentar: „Gute Idee.“ Rein geht sie aber nicht.

Automatenkioske bieten „Lösung etwa für Fachkräftemangel“

„Die Themen Fachkräftemangel und Nachfolgesuche treiben auch die Kioskbesitzer um“, sagt eine Sprecherin des Handelsverbands Nordrhein (HDE). „Automatisierte Kioske bieten hierfür eine Lösung.“ Bei der Industrie- und Handelskammer sieht Referent Sven Schulte „bei uns in der Breite noch keinen Trend.“ Dafür sieht er Diskussionsstoff: „Wie steht es um die Sonntagsöffnung?“

Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr: Die Tür vom „Peepels“-Kiosk von Betreiber Bahram Behzoomi ist immer offen. Wer die drei Stufen nimmt, steht noch vor viel Leere: Ein Barhocker mit Armlehnen und sechs Verkaufsautomaten, ansonsten viel Platz auf erdfarbenen Fliesen.

Auch Handelsketten testen vollautomatisierte Verkaufsstationen

Alles wirkt selbstgestrickt. Anders als der auf Hochglanz gebaute vollautomatische „Typy“-Mini-Supermarkt im Medienhafen; der aber ist als App-gesteuerte Abholstation mit Kaffee-Ausschank konzipiert. „Auch große Handelsketten testen inzwischen vollautomatisierte Verkaufsstationen“, heißt es beim Verband der Automaten-Fachaufsteller: „Es ist reizvoll, eine Einkaufsmöglichkeit rund um die Uhr zu bieten“.

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„Herkömmliche Automaten unterliegen nach gängiger Rechtsauffassung nicht dem Ladenschlussrecht“, sagt ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums. Für derartige Verkaufsstellen gebe es in Sachen Öffnungszeiten „keine expliziten Vorschriften.“ Beim Thema Sonn- und Feiertag verweist man auf den Bund. Dort stand zuletzt eine Antwort noch aus. Die Stadt Düsseldorf erklärt, sofern Trinkhallen oder Büdchen Speisen und Getränke verkauft würden, sei die Sonntagsöffnung gestattet - weil ein Kiosk dann als „Gaststättenbetrieb“ gelte.

Geschäftsideee „bei Tiktok aufgeschnappt“

Betreiber Bahram Behzoomi will ausbauen, sagt er. Ende Juni war Eröffnung seines Automatenkiosks. Die Geschäftsidee habe er „bei Tiktok aufgeschnappt“, berichtet der 37-Jährige. Sie sei ihm auch deshalb sympathisch, sagt er, weil er „was machen“ wollte, „bei dem ich nicht viel arbeiten muss“ - aber dennoch Geld verdienen kann.

Nach den Sommerferien werde sich zeigen, ob’s funktioniert, meint Behzoomi. „Zwei Schulen sind in direkter Nähe, die Lage ist eigentlich gut“, meint er mit. Doch sein Angebot will er auf weitere Lebensbereiche und Altersgruppen ausweiten. Per QR-Code im Laden fordert er Kunden auf, Produkt-Vorschläge zu machen.

Angebot vom Snack bis zum Schwangerschaftstest

So habe er jüngst erst „helles Bier“ eingeführt, weil Kunden dies anregten. Nun plant er Grill-Würstchen, Käse und Milch, um das Wochenendgeschäft anzukurbeln. Kondome und Schwangerschaftstests bietet er bereits. Die Anonymität im Laden sei womöglich ein Vorteil, meint Behzoomi: „Manchen ist es peinlich, sowas zu kaufen.“

Bei den Preisen strebe er „Kiosk-Niveau“ an, sagt Behzoomi, nicht das von Tankstellen, für die der Shop-Verkauf der eigentliche Umsatzbringer ist - vor allem mit Tabakwaren. Auch deshalb plant Behzoomi, noch einen Zigarettenautomaten aufzustellen. Bei der Auswahl seiner Produkte schaut er, was so auf dem Videoclip-Portal Tiktok angesagt ist, wo sich die Jugend tummelt. Scharfe chinesische Nudeln habe er deshalb im Angebot, und bestimmte Süßigkeiten, „die man sonst nur in Candy-Shops bekommt.“

Automatenkiosk: Die meisten Kunden kommen nachts

Expansionspläne hat Behzoomi ebenfalls, in einem Ortsteil von Korschenbroich. „Da gibt’s abends wirklich nichts“, meint er: Geschäfte dort schließen bereits um 20 Uhr. Auch Wittlaer habe er im Blick.

Zurück nach Pempelfort: „Die meisten Kunden kommen nachts“, berichtet Behzoomi. Wenn um 22 Uhr der Penny-Markt ein paar Häuser weiter zu ist, gehe es bei ihm los. Zwei Kioske sind in der Nähe, beide vielleicht 200 Meter entfernt, einer hat täglich bis Mitternacht geöffnet.

Kioske als „sozialer Kitt“ in der Nachbarschaft

„Ich sehe keine Konkurrenz zu klassischen Trinkhallen“, sagt Sven Schulte von der IHK. Kioske seien ein „Mix aus Versorgungsauftrag und sozialem Kitt“, erklärt er. Auch sei der Einzugsbereich von Trinkhallen in der Regel sehr eng, meint Schulte.

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Ganz ohne menschlichen Zuspruch sollen Kunden im Automatenkiosk übrigens nicht bleiben, sagt Bahram Behzoomi. Der Automatenraum wird per Kamera überwacht, „von einer Sicherheitsfirma.“ Wer dort Unterstützung brauche, müsse nur im Raum nur laut rufen, sagt Behzoomi. Die Meldung „kommt bei mir auf dem Smartphone an.“ Er schalte sich dann ein.