Jeder kennt die guten Ratschläge für den Straßenverkehr, aber in der Regel denkt man „Ja, ja“ und hört nur halbherzig hin. Norbert Kronenberg ist es gelungen, dass sich plötzlich viele Leute für einen kurzen Moment mit der Verkehrssicherheit beschäftigen – und das sogar freiwillig.

Der Rheinbahn-Fahrer hat bei Facebook einen Eintrag veröffentlicht, in dem er andere Verkehrsteilnehmer auffordert, sich nicht leichtsinnig zu verhalten, wenn Bahnen in der Nähe sind. Die Botschaft wirkt offenbar, vielleicht, weil die Perspektive so persönlich ist: Der Facebook-Post auf Kronenbergs privater Pinnwand wurde schon mehr als 800 Mal geteilt, er hat also inzwischen viele Tausend Menschen erreicht.

Das große Interesse überrascht auch den Autor: „Mit einer solchen Resonanz hab ich nicht gerechnet“, sagt Kronenberg.

Den Lesern „die Sinne schärfen“

Auslöser war ein Erlebnis, das Kronenberg als Fahrer einer Stadtbahn hatte. „ Ich habe lang darüber nachgedacht, ob ich es schreiben soll“, beginnt er den Eintrag. Eigentlich, so schreibt er, mache ihm sein Beruf immer Spaß. Aber nun müsse er den Lesern „die Sinne schärfen.“ am Sonntag sei er die Kaiserswerther Straße entlanggefahren. Rechts neben den Gleisen war ein Pkw. „Ich hatte so ein Gefühl“, schreibt Kronenberg.

Und weiter: „Der Pkw wurde langsamer und ich auch. Meine Haltestelle war fast erreicht. Etwa 6 Meter vor mir, trotz durchgezogener Linie, bog der Pkw dann ohne Blinker nach links über die Gleise, um in Gegenrichtung einzuparken. Ich bin dann ausgestiegen und hab die Frau freundlich angesprochen. (Ich hatte etwas Zeit, war ja Sonntagmorgen.) Ich sagte, ob sie sich bewusst sei, dass Sie was verkehrt gemacht hat?

Ihre Antwort: Sie müssen da doch sowieso anhalten, ist doch eine Haltestelle. Da hab ich Ihr gesagt: Was ist denn, wenn das ein Sonderzug ist? Der muss da dann nicht halten. Der macht Sie dann einfach mal platt. Die Augen hättet Ihr sehen sollen! Ihre Antwort: Oh, da hab ich noch gar nicht dran gedacht.“

Kronenberg schreibt weiter: „In der Fahrschule wird das Thema Straßenbahn leider nur sehr stiefmütterlich behandelt, wenn Du den Führerschein für Pkw, Motorrad oder Lkw machst. Ja, wir haben einige Sonderrechte, aber darauf reiten wir in der Regel nicht rum. Was wir aber nicht können: Ausweichen! wir fahren schienengebundene Fahrzeuge. Was aber in diesem Zusammenhang noch schlimmer ist: Wir fahren Stahl auf Stahl. Meine Bahn vom Sonntag hat ein Eigengewicht von 84 Tonnen, Leergewicht! Das Ding stoppst du nicht mal eben. Du löst dich auch nicht einfach auf, wenn es eng wird. Noch schlimmer ist aber, ich kann nicht ausweichen.

Also, Leute, ich bitte Euch alle: Da wo Schienen in der Straße liegen, verhaltet Euch vorsichtig. Den Regeln entsprechend. Lauft bitte nicht kurz noch mal eben rüber. Fahrt nicht schnell noch vor uns rüber. Überholt uns nicht schnell noch eben, setzt Euch nicht vor uns und bremst, um abzubiegen. Schärft Eure Sinne, es ist der Gesundheit echt zuträglich. Dem Geldbeutel auch, denn in fast allen Fällen ist der Pkw-, Motorradfahrer oder Fußgänger schuldig. Ich danke Euch für das aufmerksame Lesen. Wünsche allen, dass Ihr ohne Unfall durch das Leben geht.“

P.S.: Das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr ist ein riesiges Problem, da das Herannahen von Fahrzeugen so gut wie nicht mehr wahrgenommen wird. Weiteres Problem: Dunkel, dunkle Kleidung und Regen – Hammerkonstellation.“

Bei der Rheinbahn lobt man die Aussagen des Mitarbeiters – und erinnert daran, dass es erst am Donnerstag einen schweren Unfall gab, weil ein Autofahrer von einer Linksabbiegerspur verbotswidrig geradeaus weiterfuhr.