Ob Waffen, Plagiate von Markenkleidung oder ausgestopfte Tiere: Im Hauptzollamt Düsseldorf lagern so allerhand Kuriositäten. So wacht etwa ein Affe mit Vogelkopf über mehrere Dutzend Kisten voll beschlagnahmender Gegenständen in der Asservatenkammer.

Ein ausgestopfter Affe hält den Schädel eines Vogels in den Händen. Ein Hase und ein Papagei sitzen in einem Glaskasten, ein halbes Krokodilskelett liegt neben einer Tasche, die wahrscheinlich aus der Haut des Tieres gefertigt wurde. Im Keller des Pförtnergebäudes des Hauptzollamtes, hinter zwei großen Toren und einem „Durchgang Verboten“-Schild, befindet sich das Lager der Artenschutz-Beschlagnahmungen. Es riecht nach Tod und Verwesung. „Die Tiere kommen aus dem Ausland und sind oft nicht richtig präpariert“, erklärt Michael Walk vom Zoll Düsseldorf.

81 ausgestopfte Tiere

Jedes Jahr werden es mehr ausgestopfte Tiere, Waffen, gefälschte Markenkleidungsstücke und andere verbotene Souvenirs, die Michael Walk und seine Kollegen beschlagnahmen müssen. 81 ausgestopfte Tiere lagern zurzeit im Keller des Zollamtes. Bevor sie Schulen oder Museen zu Ausstellungszwecken überlassen werden, oder, wenn sie schlecht präpariert wurden, von der Awista verbrannt werden, lagern sie vier Wochen bis fünf Jahre beim Zoll. Je nach dem, wie lange es dauert, bis der Fall abgeschlossen ist.

Auch die illegal eingeführten Waffen werden immer mehr. „Dieses Jahr sind es jetzt schon mehr als der Rekord von 250 Waffen aus dem Jahr 2012“, erzählt Walk. Er führt einen als Taschenlampe getarnten Elektroschocker vor. „Jemand mit schwachem Herzen könnte daran sterben.“

Die Urlauber können Gegenstände wie diesen zu Spottpreisen in Ländern wie Rumänien und Bulgarien kaufen. Etwa 100 illegale Waffen lagern Hauptzollamt in Lierenfeld. Und das, obwohl jeden Monat bis zu 40 vernichtet werden. Sie sind ordentlich und einzeln verpackt, an ihnen haftet die Nummer des zugehörigen Falls. In einem mehrfach gesicherten, schweren Metallschrank warten sie auf ihre Vernichtung. Aber der Waffenschrank ist bei weitem das kleinste Lager im Zollamt.

Zwei Räume weiter: Schon beim öffnen der Stahltür dringt ein beißender Chemiegeruch nach draußen, den man sonst nur aus Schuh-Abteilungen von Bekleidungs-Discountern kennt. Das Lager ist ein Paradies für den durchschnittlichen Türkei-Touristen: Kistenweise Schuhe, Shirts und Taschen der beliebtesten Modehersteller. Am häufigsten vertreten sind Sportausstatter Nike und die Luxuslabels Dolce & Gabbana und Louis Vuitton. Konfisziert wurden die Textil- und Kunstlederwaren, weil sie Fälschungen sind. Von riesigen Märkten oder aus kleinen Geschäften in der Türkei, Rumänien oder Asien stammen sie, zu einem Preis, über den die Hersteller der echten Produkte nur schmunzeln könnten.

Obwohl die Sammlung des Zolls ohne Probleme ein Warenhaus-Lager sein könnte, wird auch hier alles nach und nach vernichtet. „Wir können die Kleidung nicht spenden oder anderweitig verwerten, weil die Kläger, also die Konzerne, die die Originale produzieren, über den Verbleib entscheiden“, so Walk. „Vor ein paar Jahren wurde angedacht, die Schuhe zu schreddern und eine Tartan-Bahn für einen Sportplatz daraus zu machen, aber sogar dafür waren sie zu stark mit Schadstoffen belastet. Spenden käme also so oder so niemandem zu Gute.“

Auf die Frage hin, was das skurrilste war, das dieses Lager jemals beherbergte, erzählt Micheal Walk eine unglaubliche Geschichte: „Im Jahr 2008 fanden meine Kollegen das „Flamingo-Schwein“, es ging damals durch alle Medien. Ein sogenannter Künstler hatte einen ausgestopften Schweinsrumpf mit Kopf und Hals eines Flamingos versehen.“ Da Flamingos aber unter Artenschutz stehen, wurde das „Kunstwerk“ sicher gestellt und später vernichtet. „Leider war das nicht wirklich ein Einzelfall“, sagt Walk.

Auch im Lager der Artenschutz-Beschlagnahmungen stapelt sich Umzugskarton auf Umzugskarton. „Teilweise sind die toten Tiere, die meine Kollegen finden, nicht nur unter Artenschutz und somit verboten, sondern auch mehr als makaber“, so Walk. „Erst vor kurzem haben wir einen Affen hier gehabt, der eine SS-Mütze trug.“

In solchen Fällen wird weitaus mehr als ein Bußgeld fällig. „So etwas wird strafrechtlich verfolgt.“ Michael Walk ist oft geschockt von den sichergestellten Gegenständen. Er ist bereits seit 1996 beim Zoll tätig und hat noch lange nicht alles gesehen. „Ich kann wirklich nur raten, sich genau zu informieren, was legal eingeführt werden darf und was nicht“, sagt er. „Das erspart eine Menge Ärger und kann Leben retten“. Wenn niemand präparierte Tiere kaufen würde, würden sie auch nicht präpariert und sie müssten nicht sterben. Und die Waffen sind ebenfalls nur gefährlich, wenn sie jemand besitzt.“