Düsseldorf. . Der Laden in der Düsseldorfer Innenstadt erinnert auf den ersten Blick an eine Stadtbücherei. Die Regale sind über und über mit Lesestoff gefüllt. Genauer gesagt mit mehr als 11 000 Manga-Comics. Das Mange-Café ist das erste in Deutschland.

Im Manga-Café herrscht eine besondere Atmosphäre: Gäste haben es sich in Sesseln bequem gemacht und lesen Comics. Niemand spricht. Im Hintergrund läuft leise japanische Musik. Die dicken Flokati-Teppiche verschlucken jeden Schritt. Ein Mädchen, das in einem Sitzsack lümmelt, kichert plötzlich über ein Buch gebeugt vor sich hin. „Psssssst“ kommt es von einem Besucher zurück.

Der Laden in der Düsseldorfer Innenstadt erinnert auf den ersten Blick an eine Stadtbücherei. Die Regale sind über und über mit Lesestoff gefüllt. Genauer gesagt mit mehr als 11 000 Comics. Allerdings ist es wesentlich gemütlicher als in einer Bibliothek - und das Wichtigste: essen und trinken ist erlaubt. Der Besitzer des Manga-Cafés Tatsuhiro Mizutani bietet Misosuppen, Currys, Kaffee und Limonaden an. Kleckern verboten! Zur Sicherheit sind die japanischen Comics, Manga genannt, in durchsichtige Folie eingelassen. „Bisher ist alles gut gegangen“, sagt der 39-jährige Inhaber.

Eine Stunde kostet fünf Euro

Seit Juli betreibt Mizutani sein Manga-Café - laut Szenekennern ist es das bisher einzige in ganz Deutschland. In Japan entstanden die ersten Manga-Kissa, wie sie dort heißen, bereits in den 1970er Jahren. Bei einer Tasse Tee konnte zum Zeitvertreib in einem Comic geblättert werden. Heute gibt es allein in Tokio mehrere hundert solcher Läden. Das Prinzip ist in den vergangenen 40 Jahren aber dasselbe geblieben: Nur lesen, nicht kaufen.

Fünf Euro kostet bei Mizutani in Düsseldorf eine Stunde schmökern im sogenannten offenen Bereich, in einem der Sitzsäcke oder Sessel. Getränke sind im Preis inbegriffen. Wer lieber ungestört sein möchte, kann sich für sechs Euro à 60 Minuten auch eine kleine Kabine mieten. Die Schuhe müssen allerdings draußen bleiben. Filzpantoffeln stehen bereit. Um die 30 Besucher kommen über den Tag verteilt ins Manga-Café, berichtet Mizutani. Die meisten bleiben ein bis zwei Stunden. „Der längste Besuch war neun Stunden am Stück.“

Besonders begehrt bei den Gästen sind zurzeit die Shingeki no Kyojin-Titel, zu Deutsch „Angriff auf die Titanen“.

In der Serie geht es um einen jungen Jäger und seine Adoptivschwester. Die beiden wollen die Menschheit vor den Riesen schützen. „Das klingt platt, es ist aber sehr spannend“, sagt Besucherin Miyuki (26). Seit zwei Jahren ist die Japanerin in Deutschland. Sie studiert in Duisburg. Für sie stellt das Café ein Stück Heimat dar. Die 34-jährige Aletta dagegen nutzt die Comics für ihr Japanologie-Studium. „Ich steigere damit meine Lesefähigkeit, trainiere Schriftzeichen und Vokabeln.“

Um im Düsseldorfer Manga-Café lesen zu können, muss man allerdings nicht zwingend Japanisch können. Rund 700 Comics sind auf Deutsch - auch diese werden von hinten nach vorne angeschaut. Wer das Buch auf die westliche Art aufschlägt, stößt sogleich auf eine dicke Warnung: „Dies ist die letzte Seite des Buches. Du willst dir doch nicht den Spaß verderben und das Ende zuerst lesen!?“

Die Manga-Szene hat sich in Deutschland etabliert, da ist Katrin Aust vom Hamburger Comic-Verlag Tokyopop sicher. „Dass es nun auch hier ein Manga-Café gibt, ist ein deutliches Signal. Mangas sind kein Nischenprodukt mehr, sondern ein Teil der Pop-Kultur“, sagt Aust. Rund 20 neue Titel bringe der Verlag jeden Monat heraus. Unter den Autoren seien auch immer mehr deutsche Künstler.

Mit 8200 Mitgliedern ist in Düsseldorf nach London und Paris die drittgrößte japanische Gemeinde Europas zu finden. Der Standort für ein Manga-Café sei also perfekt, sagt die Comic- und Mangazeichnerin Martina Peters. Die 29-jährige Düsseldorferin hat unter anderem Werke über den Hamburger Carlsen-Verlag herausgebracht. Doch so wichtig das Café auch sei, um in die Szene und neue Serien hereinschnuppern zu können, übt sie Kritik: „Gerade mal 700 deutschsprachige Mangas - das reicht für den hiesigen Markt als Anreiz nicht aus. Zumindest jetzt noch nicht.“