Düsseldorf. . Flüchtlingsversorgung ist schon sehr lange etwas, das sich die evangelische Kirche auf die Fahne geschrieben hat. Als in den 90er Jahren eine Flüchtlingswelle nach Deutschland schwappte, gründete die Diakonie Düsseldorf eine Flüchtlingsberatung.

Seit 20 Jahren helfen die Mitarbeiter nun Flüchtlingen aus aller Welt. „Leider haben wir momentan für ein Jubiläums-Fest keine Zeit“, erklärt Thorsten Nolting, der Diakonie-Pfarrer und Vorstandsvorsitzender. In den Unterkünften der Diakonie leben zurzeit 1659 Menschen. Es gibt sowohl juristische Beratungen zum Ablauf des Asyl-Verfahren, als auch zu allen Themen, die Integration betreffen. „Die Schwierigkeit liegt nicht in der hohen Zahl der Flüchtlinge, sondern, dass die zu Betreuenden sich ständig ändern“, erläutert Daniela Bröhl, die Leiterin des Sachgebiets Integration.

„Es kommen immer neue Flüchtlinge, andere werden abgeschoben, in ein Drittland verwiesen oder bekommen Asyl und ziehen in eine Wohnung.“ Im März 2013 vertraute die Stadt der evangelischen Flüchtlingsberatung die Betreuung in allen Unterkünften in der Landeshauptstadt an. Seit dem finanziert die Stadt fünf der zwölf Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe. Den Rest übernimmt die evangelische Kirche mit rund 200 000 Euro jährlich.

„Momentan kommen viele Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet Syrien bei uns an“, sagt Daniela Bröhl. „Die Behörden sind deshalb überlastet. Im Moment haben die Syrier auch Vorrang, deshalb kann es für Antragsteller aus anderen Regionen sehr lange dauern, bis sie überhaupt erstmal angehört werden.“ So geht es auch dem 32-jährigen Iraker Qusay Mansour. Er wurde als Katholik im Irak verfolgt und musste deshalb fliehen. Er ist nun schon seit über einem Jahr in Deutschland. Weil sein Antrag bisher nicht bearbeitet wurde, hat er kaum Rechte. Ihm wird eine dringende Operation nicht gewährt und er darf die Stadt nicht verlassen. „Es ist einfach unfair“, sagt er. „Das Schlimme ist, dass seinem Antrag sicher stattgegeben würde“, erklärt Bröhl. „Wir drohen der zuständigen Behörde jetzt mit einer Untätigkeitsklage.“ Nolting: „Wir haben zwar Verständnis für die Überlastung, dulden können wir die Untätigkeit aber trotzdem nicht.“

Eine Beratung allein kann den Betroffenen in vielen Fällen nicht ausreichend helfen. Viele sind traumatisiert, haben die Ermordung ihrer Angehörigen miterlebt, wurden vergewaltigt oder leiden unter Kriegsverletzungen. Seit 2001 arbeitet die Diakonie deshalb mit Projekten, die besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen helfen sollen. So entstand beispielsweise eine Unterkunft nur für Frauen und ihre Kinder, denn sie konnten sich in den gemischten Unterkünften nicht sicher fühlen. Außerdem wird ihnen durch den Bürokratie-Dschungel Deutschland geholfen. Für jemanden, der die Sprache noch nicht perfekt beherrscht, kann schon der Antrag auf einen Kindergartenplatz eine Herausforderung sein.