Düsseldorf. . Kopfhörer sind im Trend. Ob Jogger oder Passant — die Beschallung gehört für viele unterwegs dazu. Doch die Rheinbahn in Düsseldorf warnt jetzt dringend davor, im Straßenverkehr Kopfhörer zu tragen. Weil es jüngst wieder zu einem schweren Unfall gekommen ist.

Die akustische Druckbetankung erfolgt über Ohrstöpsel oder massive Kopfhörer. Das sorgt augenscheinlich bei immer mehr Fußgängern für Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr. Die Rheinbahn warnt jetzt dringend vor dem Tragen von Kopfhörern, wenn man im öffentlichen Raum unterwegs ist.

Aktueller Anlass ist ein erneuter schwerer Unfall mit einer Frau, die am Donnerstag beim Versuch, eine Bahn der Linie U75 in Heerdt zu erreichen, den Zug in Gegenrichtung nicht nur nicht gesehen, sondern laut Zeugenaussagen weder dessen Warnsignale noch Fahrgeräusche gehört hat – sie trug Kopfhörer.

Sie krachte gegen die Kupplung der Bahn, wurde zur Seite geschleudert, erlitt schwere Verletzungen und kam zur stationären Versorgung ins Krankenhaus. Dieser Vorfall ist bereits der fünfte dieser Art in diesem Jahr.

Wahrnehmung ausgeschaltet

„Schon wieder Kopfhörer“, kommentierte einer der Rettungssanitäter, der die Frau am Donnerstag am Unfallort versorgte. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese – wegen der multifunktionalen Smartphones zudem immer mehr verbreitete – Angewohnheit längst überall im Verkehr äußerst gefährlich geworden ist: Wenn man Straßen quert, über Gleise oder Fahrbahnen läuft, Gleisüberwege benutzt – mit gehörgangsverstopfenden Knöpfen im Ohr.

Sanitäter sprechen von steigenden Unfallzahlen mit Fußgängern, die einen Teil ihrer Wahrnehmung durch Hören - teils sehr lauter - Musik buchstäblich ausschalten und damit „nicht mehr alle fünf Sinne beisammen“ haben. Nicht zuletzt kommt noch hinzu, dass jeder dieser Unfälle mehr oder weniger stark betroffene Bahnfahrer hinterlässt, die wegen Schocks behandelt werden müssen und teilweise sogar länger ausfallen.

„Das Phänomen erstreckt sich noch breiter“, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. „Zunehmend sind auch Radfahrer und Jogger mit Kopfhörern unterwegs und Autofahrer durch Smartphons abgelenkt“. Das hat die Polizei bei ihren Aktionen im Rahmen der Verkehrs-Sicherkeitskampagne „Sehen und gesehen werden“ verstärkt beobachtet.

Ohne jede Reaktion

Die Rheinbahn listet die Vorfälle dieser Art in diesem Jahr auf: Erst vor gut zwei Wochen, am 23. Juli, hatte sich solch ein Unfall am Konrad-Adenauer-Platz am Hauptbahnhof ereignet. Da lief ebenfalls eine Kopfhörer tragende Frau ohne jegliche Reaktion auf die akustischen Signale der Bahn geradewegs in einen Zug der Linie 704, erlitt schwere Verletzungen und kam zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.

Am 18. Juni war es ein junger Fahrradfahrer, der auf der Strecke der Linie U79 am Freiligrathplatz mitten in eine Bahn fuhr und hinterher zugab, dass er durch die Musik im Kopfhörer abgelenkt war und er zudem die akustischen Warnsignale der Bahn nicht wahrgenommen hat. Auch er wurde schwer verletzt.

Am 30. April lief eine Joggerin mit Kopfhörern in Höhe Fischerstraße/Homberger Straße seitlich gegen eine vorbeifahrende U78, nachdem die schon einige Meter an ihr vorbeigefahren war. Sie kam zum Glück mit leichten Verletzungen davon.

Ebenfalls glimpflich ging es für einen Kopfhörerträger aus, der nur 14 Tage vorher an der Collenbachstraße/Römerstraße die Bahn der Linie 715 und ihre Klingelsignale nicht gehört hat, vor den Zug lief und umgestoßen wurde.