Die Rheinbahn verkauft ihr linksrheinisches Gelände und nimmt 150 Millionen Euro Kredit auf (NRZ berichtete). Wofür? Das klären wir.


Warum hat die Rheinbahn neue Schulden aufgenommen?

Das Verkehrsunternehmen plant für die kommenden vier Jahre ein Modernisierungsprogramm. Größter Posten ist der Kauf von mindestens 40 Hochflur-Bahnen (das sind die Fahrzeuge mit hohem Einstieg, die auf Stadtbahn-Linien eingesetzt werden). Zudem sollen rund 90 Busse angeschafft und rund 100 Bahnen der Typenreihen NF6 (die silbernen Niederflur-Bahnen) und B80 (die älteren roten Stadtbahnen) saniert werden. Grund für diese Vielzahl von Investitionen ist, dass den vor 30 bis 40 Jahren angeschafften Fahrzeugen ihr Alter anzumerken ist. „Wir beginnen einen neuen Investitionszyklus“, sagt Vorstandssprecher Dirk Biesenbach.

Welche Konditionen hat der Kredit?

Das Darlehen stammt von der Europäischen Investitionsbank (EIB), einer öffentlichen Bank in Besitz der EU-Mitgliedsstaaten. Über die Konditionen wurde Stillschweigen vereinbart. Sicher ist: Die Zinsen sind deutlich niedriger als bei einer privaten Bank. Biesenbach spricht von einem „extrem günstigen Kredit“. Dieser wird in mehreren Tranchen über die kommenden Jahre ausgezahlt und läuft jeweils zehn Jahre.

Steigen damit die Stadtschulden?

Nicht direkt. Die Rheinbahn ist eine AG, theoretisch könnte sie sogar insolvent gehen. Allerdings gehört das Unternehmen zu 100 Prozent der Stadt (95 Prozent über die Holding) und wird jährlich durch städtische Zuschüsse unterstützt. Die EIB hat deshalb auch die finanzielle Lage der Stadt geprüft. Die wirtschaftliche Schuldenfreiheit, so heißt es von der Rheinbahn, hat bei der Erteilung des Kredits geholfen.

Wie hoch sind die Gesamtschulden?

Stand jetzt hat die Rheinbahn 366 Millionen Schulden. Sie sollen bis 2017 auf 442,3 Millionen Euro steigen und dann bis 2023 wieder etwa auf den heutigen Stand fallen. Die Aufnahme von Schulden für Investitionen ist bei Wirtschaftsunternehmen aber üblich. Mit einer Bilanzsumme von rund 700 Millionen Euro und einer Eigenkapitalquote von 39,1 Prozent steht die Rheinbahn für ein kommunales Verkehrsunternehmen vergleichsweise gut da. Sie hat mit AA- ein hervorragendes Kredit-Rating.

Wofür wird noch Geld verwendet?

Ein Großprojekt ist auch der barrierefreie Ausbau der Haltestellen. Außerdem will die Rheinbahn ein neues digitales System einführen, das aktuelle Verkehrs- und Fahrgastinformationen bereitstellt.

An welchem Punkt ist der Umzug der Zentrale nach Lierenfeld?

Geplant ist, dass die Verwaltung mit rund 350 Mitarbeitern Ende 2016 in einen Neubau neben dem Betriebshof in Lierenfeld zieht. Auch die derzeit in der Innenstadt beheimatete Leitstelle wird dorthin verlegt. Für diesen Umzug wird ebenfalls Geld aus dem Darlehen genutzt. Außerdem wird der Umzug durch den Verkauf des Geländes in Oberkassel finanziert, auf dem das bisherige Rheinbahnhaus steht. Aus Aufsichtsratskreisen heißt es, der Verkauf an zwei Bieter für insgesamt 30 Millionen Euro stehe bevor.

Muss die Rheinbahn noch weitere Investitionen tätigen?

Das Unternehmen gibt weiterhin jährlich zwölf Millionen Euro für die Instandhaltung von Schienen und Oberleitungen aus. Ob weitere Käufe von Bahnen nötig sind, hängt von den Plänen der Politik ab. Für eine höhere Taktung in Tagesrandzeiten, wie sie dem neuen OB Thomas Geisel (SPD) vorschwebt, wären genug Bahnen vorhanden – spannend wird in dieser Sache eher die Höhe der Betriebskosten. Für weitere Züge für die neue U-Bahn-Linie 81 hat sich die Rheinbahn eine Option beim Stadtbahnkauf offengehalten.