Düsseldorf. . Die Bewohner eines Hauses in Pempelfort erlebten während des schweren Unwetters den reinsten Alptraum. Drei Bäume stürzten am Montag von dem benachbarten Grundstück auf Garten und Hinterhof. Eine Spur der Verwüstung. Die Menschen sind noch unter Schock.
Fast nichts ist heil geblieben im Hinterhof des Mehrfamilienhauses an der Derendorfer Straße. Zwei weiße Klappstühle, die an einer Mauer stehen, und eine mehrere Zentner schwere Putte aus Hartgips, die einen Engel mit Kindergesicht darstellt. Eine umgestürzte Linde hat wenige Zentimeter vor der Figur halt gemacht. „Mein Sohn hat mir diesen Engel zum 80. Geburtstag geschenkt, es ist schon ein Wunder, dass der keinen Kratzer abbekommen hat“, sagt Herbert Wehner – heute 88. Der Rentner lebt seit 59 Jahren in diesem Haus. Seit 40 Jahren kümmert er sich liebevoll um den Garten. Und jetzt: Alles kaputt.
Wehner ist für sein Alter flott unterwegs. „Das liegt daran, dass ich immer positiv denke und eine Frau habe, die auf mich aufpasst“, sagt der Mann mit dem schlohweißen Haar. Am vergangenen Montag aber erlebten er, Gattin Gerda und die anderen Bewohner des Hauses Nummer 15 den reinsten Alptraum. „Das war kriminell“, sagt Wehner und plötzlich schießen ihm die Tränen in die Augen: „Ich habe Angst vor dem nächsten starken Windstoß.“
Bäume waren zum Teil 35 Meter hoch
Das schwere Unwetter kam für die Menschen im Zehn-Parteien-Haus in Pempelfort im Minutentakt. Auf dem benachbarten Grundstück der Clara-Schumann-Musikschule, die an der Prinz-Georg-Straße liegt, hebelte der Orkan vier zum Teil 35 Meter hohe Bäume nach und nach aus. Drei Pappeln und eine Linde. Mächtig. Mit Stämmen von fast zwei Metern Durchmesser. Sie hinterließen ein Bild der Verwüstung. Alles zerstört: die Nadelhölzer, die bunten Edellieschen, die Buchsbäumchen, auch eine wertvolle serbische Fichte. Mitten im Garten liegt die Dachrinne. Und überall zerborstener Bimsstein. Denn die Bäume haben auch das Haus erheblich beschädigt. Durch die Wucht der Aufschläge sind drei Balkone samt Brüstung abgestürzt – zum Glück ohne Menschen drauf.
Es gibt keine Verletzten. Aber der Schock bleibt. Eine Pappel knickte in der Mitte durch und schob sich bis kurz vor das Fenster von Mira Dimec, die mit ihrem Mann Josef (72) in der 1. Etage lebt. „Ich habe aus dem Fenster geschaut, und plötzlich flog dieser Baum auf mich zu“, erzählt die 65-Jährige mit belegter Stimme. „Ich dachte, ich werde jetzt sterben.“
Am Mittwoch bekamen die Dimecs, Wehners und die anderen Hausbewohner Unterstützung von Feuerwehr, Bauaufsicht und Ordnungsamt. „Die waren hier bei uns und haben uns gewarnt“, berichtet Mira Dimec. Jemand von der Feuerwehr habe gesagt, man solle sich nur noch in dem Teil der Wohnung aufhalten, der zur Straßenseite liegt. Grund: die Bäume seien noch auf Spannung, die Feuerwehr müsse das schreckliche Chaos im Innenhof erst beseitigen. „Wir sollen nicht mehr ins Schlafzimmer gehen, haben die uns gesagt“, so Dimec. Ihre Wohnung ist nicht besonders groß. „Wo sollen wir schlafen?“
Unten, wo einmal ein sehr gepflegter Garten war, schiebt Herbert Wehner einen Ast zur Seite. Er darf hier gar nicht sein, denn die Feuerwehr hat im Gewölbekeller des Hauses ein rot-weißes Absperrband vor die Türe gespannt, die nach draußen führt. Es besteht weiter Lebensgefahr. Einige Leute aus den umliegenden Häusern stehen auf ihren Balkonen und schauen dem 88-Jährigen zu. „Ich weiß nicht, ob ich das hier noch einmal in Angriff nehmen soll“, sagt er. „Das wird sehr, sehr viel Arbeit.“ Seine Frau Gerda steht ebenfalls auf dem Balkon, ihr gutmütiges Gesicht taucht durch das Geäst einer umgestürzten Pappel auf. „Herbert, komm hoch, sonst passiert dir noch was.“