Es war wohl eine Verzweiflungstat und sie ging gründlich schief: Ein 41-Jähriger stand gestern vor dem Amtsgericht, weil er versucht hatte, eine Bankfiliale in Rath zu überfallen. Doch ein Bankmitarbeiter konnte ihn überwältigen, er verlor seine Pistole und stolperte, weil ein Passant ihm geistesgegenwärtig ein Bein stellte.

Zunächst wirkte er überzeugend auf die Auszubildende (19), die allein im offenen Servicebereich saß. Er hielt sich einen Schal vor den Mund, mit der anderen zog er eine schwarze Pistole unter der Jacke hervor, forderte: „Geld, schnell!“ Die jung Frau berichtete weinend im Gericht: „Ich bin fest davon ausgegangen, dass die Waffe echt war.“ Am Geldschalter „war ich wie weggetreten.“ Sie hob die Hände und sagte, sie sei nur die Auszubildende.

Ein Kollege (41), kam ihr mutig zu Hilfe. „Ich habe ihm gesagt, er soll sich beruhigen, er kriegt sein Geld“, berichtete der Banker. Er nahm ihren Platz ein, musste aber wegen der Zeitschaltuhr warten. Weil ihm der Bankräuber ihm nervös die Pistole in den Rücken rammte, habe er gefürchtet, erschossen zu werden. „Ich wollte so nicht sterben“. Darum hatte er den Täter angegriffen, so dass sie beide zu Boden gingen. Dabei fiel das Magazin aus der Pistole, der Räuber floh. Der Banker wollte ihm das Magazin nachwerfen und merkte, dass es nur aus Plastik war. Die Waffe war eine Softairpistole.

Der Angeklagte gestand mit zittriger Stimme: „Ich kann es mir selbst nicht erklären, warum ich das getan habe.“ Er entschuldigte sich bei den Bankmitarbeitern, die heute noch unter dem Erlebnis leiden.

Er habe unter Druck gestanden, erklärte der Angeklagte. Er war aus Mazedonien gekommen, fand aber keine Arbeit. Seine Frau hatte ihm am Tag zuvor am Telefon Vorwürfe gemacht, er sei ein schlechter Vater, wenn er seine drei Kinder nicht ernähren könne. Sie wolle sich scheiden lassen.

Nach dem Anruf hatte er getrunken und Kokain genommen. Am nächsten Morgen hatte er sich bei der Bekannten, wo er wohnte, die Softairpistole ihres Sohnes genommen. Und nur aus Zufall die Bank für seinen Überfall gewählt.

Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren auf Bewährung.