Düsseldorf. .

Bei Cartier und Co. haben sie die Schaufenster mit Brettern verbarrikadiert. Denn am Sonntag hieß es: Bützen statt Brillis und Jecke statt Juweliere.

„Das ist auch gut. Denn wir feiern den anarchistischen Teil des Karnevals. Kein Helau auf Kommando: Jeder macht sich sein eigenes Programm. Das ist der schönste Teil der fünften Jahreszeit“, sagt Uwe Willer und blickt auf die Kö. Zehntausende Narren haben die Flanier- wieder in eine Feiermeile verwandelt, um mit Bollerwagen, Kind und Kegel zu feiern. Herrlicher Sonnenschein lässt die Stimmung weiter steigen: Kaiserwetter auf der Königsallee.

Entsprechend schnell füllt sich die Prachtmeile. Uwe Weller ist mit 20 Kollegen von der KG Fritz aus Friedrichstadt gekommen. Sie haben sich als NSA-Spezialisten verkleidet und einen selbst gestalteten Abhörwagen mitgebracht. Darauf zu sehen ist Obama mit riesigen Lauschern. Den bestaunen gerade Edith und Dagmar. Die Unterbilkerinnen sind prächtig in Orange und Blau gewandet. „Düsseldorf mäkt sech halt fein“, schmunzelt Dagmar. „Hier heißt es: sehen und gesehen werden. Das ist ein Schaulaufen und man knüpft ungezwungen neue Kontakte“, fügt Edith an.

Das sieht das „Quartett in Red“ genau so. Ganz in Rot präsentieren sich die „lustigen Anjas“, wie sich die vier Unterratherinnen nennen. „Die fröhliche und ungezwungene Atmosphäre macht das Kö-Treiben so sympathisch. Man lernt immer wieder neue Leute kennen“, betont „Anja I“.

Am Mittag herrscht dichtes Gedränge, aus den Lautsprechern dröhnen die Gassenhauer der fünften Jahreszeit. Wilde Wikinger prosten einer Truppe mit kernigen Kannibalen zu. Pippi Langstrumpf tanzt mit einem Gespenst, während zwölf grüne Zwerge aus Garath Seifenblasen in die Luft pusten.

Am Nachmittag steigt der Alkoholpegel bei einigen Jecken, es kommt zu kleineren Raufereien. „Erhebliche Zwischenfälle mussten wir aber nicht verzeichnen“, heißt es in einer ersten Bilanz der Polizei am Abend. Als die Sonne untergeht, leert sich die Kö, die Narren zieht es in die Altstadt-Kneipen. Das meist diskutierte Thema: der Rosenmontagszug, der um 12.30 Uhr von der Cecilienallee aus startet und durch die Altstadt bis nach Bilk führt. Die Wetterprognosen sind unterschiedlich. Regen soll’s zwar geben, doch womöglich verziehen sich die Schauer rechtzeitig. Außerdem diskutieren die Karnevalisten, welche brisanten Themen wohl auf den politischen Mottowagen von Jacques Tilly zu sehen sind. „Eines ist sicher: Da werden einige echte Kracher dabei sein“, kündigt Zugleiter Hermann Schmitz an.