Düsseldorf. .
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Verdammte Hacke, meine Herren – das hat Spaß gemacht: 1200 Weiblein, Männlein und alles irgendwie dazwischen amüsierten sich am Samstagabend beim Tunten-Lauf in der Nachtresidenz.
Wer einmal drin war, beschwerte sich nicht über die Enge. Irgendwie engagierte man sich selbst mit der Monster-Perücke unmittelbar vor einem. Denn vor der Tür mussten 300 Schau-Lustige ohne Eintrittskarte nach Hause geschickt werden. Dass es hoch hergeht, beim Tunten-Lauf der KG Regenbogen, hat sich mittlerweile in der ganzen Stadt herumgesprochen. Rasantes Programm – eine tolle Show: Chapeau.
Apropos hoch hergehen: Mrs. Betty Ford fasste auf rekordverdächtigen 20 Zentimeter hohen Absätzen den richtigen Tritt und tippelte der Konkurrenz auf und davon. Platz 1 – verbunden mit zwei innereuropäischen Flügen, gestiftet von Air Berlin. Regenbogen-Präsident Andreas Mauska allerdings hatte so seine Schwierigkeiten mit der Siegerin des Abends: „Meine Herren, die war auf ihren sensationellen Schuhen ja vier Köpfe größer als ich. Wenn Betty etwas zu mir gesagt hat, klang das so, als spreche der liebe Gott persönlich von oben herab.“
Keine ausgesprochene Tunten-Krise, das wäre übertrieben - aber doch gegenüber 2013 ein wenig weniger: 17 statt 20 der Herren Damen traten gegeneinander an. Kylie als Sünde in rotem Lack wurde wie im Vorjahr zweite. In Sachen Gewandung reichte das Spektrum vom fantasievollen Eigenbau aus Chiffon bis hin zur Kö-tauglichen Chanel-Tunte.
Einen Sonderapplaus heimste CC-Präsident Josef Hinkel ein. Der kam – wie gewohnt – rank und schlank im roten Dienstfrack daher, ließ den dann aber lasziv von der präsidialen Schulter gleiten. Ultrakurze, betont knappe Bäckerhosen machten Hinkel zum Lieblings-Joseph der 1200 johlenden Gäste. Extra-Pirouetten und das Motto-Lied der Session „Düsseldorf mäkt sech fein“ inklusive. Beinahe stahl der Herr Präsident dem eigenen Prinzenpaar die Schau; Michael und Pia machten dem Regenbogen-Abend natürlich ihre Aufwartung.
Und noch eine wechselte am Samstagabend die angestammte, ernste Rolle mit bemerkenswerter Unbekümmertheit: Düsseldorfs liberalster Doppelname, Bürgermeisterin Agnes-Marie Strack-Zimmermann, entpuppte sich im schwarzen Cut als kleinster, aber quirligster laufender Entertainer-Meter der Nachtresidenz.
Beim obligatorischen Test von Bein- und Stehhöhe der 17 Tunten huschte die Liberale ein ums andere durch die Beine der Wettkampfteilnehmerinnen. Bis es dann mal schief ging. Trockener Kommentar von Strack-Zimmermann: „Der Zwickel der Tunten-Strumpfhose saß zu tief.“ So kam es zu der liberalen Grenzerfahrung des unverhofften Steckenbleibens.
Umrahmt wurde der Tuntenlauf von einem starken Programm. Herausragende Anheizer: die Werstener Musik Company. Bravourös: die Tanzgruppe TSC Rhein-Stars. Beinahe immer auf der Höhe des Programmablaufs: die Herren an Musik-Mischpult. Wenn in den nächsten Tagen alles abgerechnet ist, bekommt die Düsseldorfer Aids-Hilfe den gesamten Erlös aus dem Verkauf der mit acht Euro sehr erschwinglichen Eintrittskarten. Im vergangenen Jahr überwies die KG Regenbogen rund 8000 Euro. Diese Größenordnung wird wohl wieder erreicht werden. Und im nächsten Jahr: Umzug in eine größere Halle? Davon wollte Andreas Mauska gestern im Gespräch mit der NRZ nichts wissen: „Die Nacht-Resi liegt schön zentral.“