Düsseldorf. .
Das sind wahre Helden. Die Männer und Frauen vom Ordnungs- und Servicedienst (OSD) setzen sich im Altweiber-Rummel gegen die jecke Promille-Schar durch: Bei uns in der Altstadt guckt keiner zu tief ins Glas! Oder besser gesagt: Gar nicht ins Glas.
Her mit der Flasche, dafür gibt’s den Pappbecher zum Umkippen gratis. Ein seit Jahren erprobtes Rezept. Und diesmal scheint das einstige Versuchsprojekt die Vollreife erreicht zu haben. So wenige zerbrochene Gläser und Flaschen gab es wohl noch nie zu Beginn der tollen Tage in den Altstadt-Gassen. Die Narren sind trotz Kappe nicht auf den Kopf gefallen, die meisten haben sich wie brave Kinder an das Glasverbot gehalten.
Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann macht sich am Checkpoint Bolker Stern ein eigenes Bild. Der Mann fällt sofort auf, weil er so aussieht wie immer. Gar nicht jeck, ganz ohne Kostüm und unmaskiert. Macht nichts. Für ihn zählt,was auf dem Boden liegt. Der Auftrag an die 220 OSDler und Helfer lautet, für eine möglichst scherbenfreie Altstadt zu sorgen. Den Job beherrschen sie. Der Chef nickt zufrieden.
Es splittert zwar nicht unter den Sohlen, aber nach der ersten Streife mit dem OSD-Leiter Holger Körber und seinem Kollegen Ralf Jungnickel glaubt man, Blei an den Füßen zu haben. Verflixt. Diese jungen Leute, die achtlos ihre Kaugummis ausspucken. Jetzt klebt das Zeug unterm Schuh. Ralf Jungnickel grinst: „Dann kippen Sie wenigstens nicht so leicht um.“
Holger Körber lächelt auch - das entwaffnet jeden Narren. Freundlich sein gehört zur Grundausstattung - sonst hat man gleich verloren. Körber kann’s. Der schelmische Butler in Uniform. Da sieht er einen Kostümierten mit dem Bier in der Hand, Körber zieht seinen Flaschenöffner aus der Tasche. Plupp! „Danke“, sagt der Narr. Weiter kommt er nicht. „Sie befinden sich bereits in der Verbotszone. Umfüllen!“, ordnet der OSD-Chef höflich an und hält ihm gleich einen Plastikbecher ein. Das ist Service.
Zwei Ecken weiter - mitten auf der Bolker-straße - heben gerade ein paar „Piloten“ ab. Eine fröhliche Crew - ganz in rot. Doch was steckt da in diesem roten Koffer, leicht verdeckt von den Beinen der Stewardessen? Die OSD-Streife lässt sich nicht ablenken. Sie will's wissen. Ertappt. Die rotgekleidete Stewardess wird trotzdem nicht rot. Sie kramt eine Flasche nach der anderen aus dem Koffer - und noch eine Palette Feiglinge dazu. Lauter Schmuggelware in der Altstadt-Verbotszone. Die Stewardess greift zu, leert die Flaschen, füllt die Becher. Wie im Flieger. Gelernt ist gelernt. Und Holger Körber ist fast seine ganzen Becher los.
Er wird Altweiber noch oft lächeln. Manchmal auch nicht. Wenn der OSD-ler Jungen und Mädchen sieht, die Alkohol wie Limo trinken, wird er ernst, greift durch. Und er ärgert sich über den einzigen Platz am U-Bahn-Ausgang Heinrich-Heine-Allee, wo doch ein paar zerbrochene Flaschen und Gläser rumliegen, weil die Kontrollstelle ein paar Meter weiter zurück verlegt werden muss. Um so ärgerlicher, dass eine Dame ihren Hund trotzdem durchscheuchen will. „Wollen Sie hier auch ohne Schuhe durchlaufen?“, fragt er sie. Die Frau findet Körber gar nicht lustig. Aber der Hund ist gerettet. Sie nimmt ihn in ihre Arme und geht.