Düsseldorf.
. Sechs Menschen starben im vergangenen Jahr nach einem Verkehrsunfall. Darunter waren fünf Fußgänger - bis auf eine Ausnahme alle im Seniorenalter. Drei der Passanten verunglückten tödlich, weil sie eine nahende Straßenbahn zu spät gesehen hatten.
Die Rheinbahn-Unfälle bereiten der Polizei immer mehr Kopfzerbrechen. Trotz zusätzlicher Sicherheitsvorkehrungen an vielen Bahnübergängen ist eine Trendwende nicht in Sicht. „Wir müssen feststellen, dass die Maßnahmen, die in den letzten Jahren gemacht wurden, nicht ausgereicht haben“, erklärte Polizeirätin Jasmin Keppel von der Verkehrsdirektion der Polizei.
Die Unfallzahlen sind seit dem Jahre 2010 sogar immer weiter gestiegen. Die Polizei registrierte allein im vergangenen Jahr 157 Rheinbahn-Crashs, darunter 24 mit Fußgängern: Drei wurden getötet, zehn schwer und sieben leicht verletzt.
In 80 Prozent aller Straßenbahnunfälle war der Rheinbahn-Fahrer nicht der Verursacher. Trotzdem: Jasmin Keppel kündigte Gespräche mit der Stadt und der Rheinbahn an. Möglicherweise muss auf besonders gefährlichen Strecken auch über ein Tempolimit nachgedacht werden. Doch ein Patentrezept hat derzeit niemand parat. Polizeipräsident Norbert Wesseler appellierte nochmals eindringlich an alle Verkehrsteilnehmer, sich an die Regeln zu halten. „Verkehrsvorschriften schützen Leib und Leben“, betonte er. Wenn man diese konsequent beachtet, „können Gefahrensituationen in vielen Fällen vermieden werden.“
Der gestern vorgelegte Verkehrsbericht der Polizei lässt aber auch einige positive Aspekte erkennen:
Seit fünf Jahren ist kein Kind auf Düsseldorfs Straßen gestorben.
Die Zahl der Verkehrstoten ist die niedrigste seit der Erhebung der Unfalldaten.
Die Fahrradunfälle sind über vier Prozent, die Unfälle unter Alkoholeinfluss um mehr als 15 Prozent gesunken. Dies führt die Polizei vor allem auf ihre Kontrollen zurück und auf die Fahrrad-Aufklärungskampagne „Sehen und gesehen werden“.
Doch trotz dieser erfreulichen Tendenzen machte Polizeirätin Jasmin Keppel deutlich, dass jeder Unfall mit Personenschaden einer zu viel ist. Bei den rund 28 000 Verkehrsunfällen wurden 2796 Menschen (-3,5 Prozent) im vergangenen Jahr verletzt , darunter 205 Kinder und mehr als tausend Senioren. Und immer noch ist die Zahl der verunglückten Radfahrer (88 Schwer- und 548 Leichtverletzte) viel zu hoch.
Das Präsidium kündigte deshalb für dieses Jahr weitere Aktionen und Schwerpunktkontrollen an. Ein besonderer Fokus liegt auf den Radfahrern. Die Polizei wird verstärkt prüfen, ob die Fahrräder verkehrssicher sind, ob Biker beim Abbiegen den Arm ausstrecken und ob sie das Rotlicht missachten.
Überhaupt: Die Verkehrsmoral insgesamt sinkt immer weiter in den Keller. Mit 6000 Unfallfluchten wurde ein neuer Höchststand (+2,6 Prozent) erreicht. Und Nötigungen (231) wie Drängeln, Auffahren und absichtliches Ausbremsen stiegen um fast 93 Prozent. „Dieses Verhalten ist nicht nur eine Straftat, sondern lebensgefährlich“, sagte dazu Polizeirätin Keppel.