Düsseldorf. .
In dieser Nachricht steckt jede Menge Zündstoff. In einem Brandbrief an Oberbürgermeister Dirk Elbers ordnete die Düsseldorfer Bezirksregierung an, dass gefundene Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg unverzüglich zu entschärfen sind.
Also muss noch am gleichen Tag des Fundes oder gar nachts das betroffene Stadtviertel geräumt werden. In Düsseldorf werden jährlich zwei bis vier Fliegerbomben entdeckt, die einen größeren Einsatz erfordern.
Bisher hatte der Krisenstab der Landeshauptstadt in der Regel ein bis zwei Tage Zeit, um die Evakuierungen im Sperrbezirk vorzubereiten und vor allem Anwohner, Autofahrer und ÖPNV-Nutzer mit Hilfe der Medien und mit Handzetteln über Räumungen und Umleitungen vorab zu informieren. Doch ab jetzt heißt es: Sobald eine Bombe entdeckt wird, gilt höchster Alarm. Die sofortige Beseitigung des Blindgängers hat „absolute Priorität“, heißt es im Schreiben an OB Elbers.
Diese Praxis wurde hier sonst nur bei den seltenen Blindgänger-Funden mit den besonders tückischen chemischen Langzeitzündern angewendet. Doch die verschärften Vorschriften gelten nun ohne Wenn und Aber ebenso für die gängigen Bombentypen mit Aufschlagzündern. Denn auch die seien nahezu 70 Jahre lang „unbekannten Umwelteinflüssen“ ausgesetzt gewesen, heißt in der jüngsten Verfügung der Bezirksregierung. „Dies macht eine unverzügliche Entschärfung erforderlich.“
Nur wenige Ausnahmen möglich
Nur in gravierenden Einzelfällen und nach „Begutachtung des Zünders“ könne von diesem Grundsatz abgewichen werden. Und zwar dann, wenn sich in der Nähe der Bombe Krankenhäuser und Pflegeheime befinden. Dort dauert eine Evakuierung naturgemäß länger. Und auch die Düsseldorfer Justizvollzugsanstalt an der Ratinger Stadtgrenze kann nicht mal so auf die Schnelle geräumt werden. Über den Zeitpunkt der Entschärfung entscheidet der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung jeweils vor Ort.
Die Stadt Düsseldorf wird die Anweisungen der Regierungspräsidentin ohne Murren befolgen. Die hat eh’ die Hand drauf. Auch sind Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt für den Soforteinsatz gewappnet. Ärgerlich wird es aber hier und da für die Bürger, die möglicherweise aus dem Bett geklingelt werden müssen oder von Sperrungen ganzer Straßenzüge oder gar des Schienenverkehrs überrascht werden. Möglich wären auch nicht vorausgesagte Einschränkungen des Luftverkehrs. Das weiß auch die Bezirksregierung, die von einem „großen Einschnitt in den Alltag der Bevölkerung“ spricht.
Aber Sicherheit steht nun mal an erster Stelle. Das findet auch die Feuerwehr-Dezernentin Helga stulgies, die bei größeren Bombenfunden immer sofort den Krisenstab einberuft. Es müsse aber auch bei einer unverzüglich angeordneten Bombenentschärfung gewährleistet sein, dass sich nach einer Evakuierung tatsächlich keine Bürger mehr in der Gefahrenzone aufhalten. „An unseren Sicherheitsstandards werden wir keine Abstriche machen“, betonte die Beigeordnete gegenüber der NRZ.