Monheim. .

Ihr Haus ist vom Balkon aus zu sehen. „Da drüben steht es. Das mit der Plane“, mit einer Hand deutet Edeltraud Niggemann auf das abgedeckte Gebäude. Mit der anderen reibt sie sich über die feuchten Augen. „Ist schon etwas makaber, bald hier zu wohnen“, sagt sie leise. So dicht an dem Bau, der nur noch aus verrußten Wänden und modrigen Böden besteht. So nah an einem Zuhause, das keines mehr ist.

Es ist eine Kerze, die am 2. Weihnachtsfeiertag 2013 Edeltraud und Oliver Niggemanns Leben verändert. „Wir waren müde, hatten viel gegessen, wie man das an den Feiertagen so macht“, sagt Oliver Niggemann. Der Sohn der 72-Jährigen macht es sich in seinem Zimmer im Dachstuhl bequem. „Am nächsten Tag musste ich früh raus. Aber ich wollte gar nicht einschlafen, nur kurz die Augen zu machen“, erinnert er sich. Erst das blendend helle Licht der Flammen weckt Oliver Niggemann wieder auf.

Während er das Ereignis schildert, hält er seine Mutter fest. Die Bilder spielen sich spürbar vor ihren Augen ab: „Ich habe ferngesehen, als er runter kam. Er war er ganz schwarz im Gesicht.“ Der kleine Feuerlöscher kann nichts mehr gegen das Inferno auf dem Dachboden bewirken. Als Oliver Niggemann mit Brandblasen an Füßen und Händen und Rauch in der Lunge nach unten läuft, ist die Feuerwehr schon da. Die Einsatzkräfte retten, was zu retten ist – Mutter und Sohn kommen verletzt ins Krankenhaus.

Auf bis zu 180 000 Euro beziffert die Versicherung später den Schaden. Zumindest einen Teil davon wird sie übernehmen. Der Dachstuhl des Hauses an der Kreuzberger Straße ist hin. Asche, Ruß und Wasser haben die anderen Räume unbewohnbar gemacht. Sogar auf das Dach eines benachbarten Hauses konnte das Feuer noch übergreifen. Während Nachbarin Eleonore Zirkel aber weiterhin dort leben kann, sind Edeltraud und Oliver Niggemann obdachlos. Dann kommt Hilfe.

Unterstützung von allen Seiten

„Wir sind überwältigt“, sagt Oliver Niggemann im Hinblick darauf, was seit dem 26. Dezember alles geschehen ist. Als er und seine Mutter das Krankenhaus verlassen haben, kommen sie zunächst für wenig Geld im Monheimer „Hotel am Wald“ unter. Derweil stellt ihnen das Wohnungsunternehmen LEG spontan eine Übergangswohnung zur Verfügung – 200 Meter vom alten Haus entfernt. Dachdecker und Handwerker kümmern sich zur Zeit um die Herrichtung der neuen Bleibe – ehrenamtlich.

Neben Organisationen wie dem DRK oder den Maltesern nehmen sich zudem vor allem die „Monheimer Urgesteine“ dem Schicksal von Mutter und Sohn an. Die mehr als 3600 Mann starke Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook sammelt vor allem Möbel und Kleidung, organisiert Hilfe. „Es melden sich immer mehr Menschen, die helfen wollen“, berichtet Gruppen-Mitglied Ruth Schwanke.

Es wird noch einiges zu tun sein, bis Edeltraud und Oliver Niggemann vom Hotel in die Wohnung am Steglitzer Platz ziehen können. Auf Unterstützung kann sich die kleine Familie inzwischen verlassen. „Außerdem besteht die Chance, dass unser altes Haus wieder hergerichtet werden kann“, sagt Oliver Niggemann. So hoffen er und seine Mutter vor allem auf einen neuen Anfang im alten Zuhause.

Spenden für Familie Niggemann nimmt Ordnungsamtsleiter Hans-Peter Anstatt entgegen: 02173/951-533. Die Monheimer Urgesteine finden Spendenwillige zudem in dem sozialen Netzwerk Facebook. Dort können Sachspenden angeboten werden.