Düsseldorf. .

„Asche auf mein Haupt. Ich habe Mist gebaut!“ Die 61-Jährige gab sich reuig. Räumte alle 46 Betrugstaten ein. Sprach dann aber vor allem über ihre Krankheiten. Und ihr Arzt über Schädigungen durch Chemikalien.

Die gelernte Zahnarzthelferin hatte 2009 bis 2011 Praxisbedarf und Pflegemittel im Wert von 21 000 Euro bestellt, aber nicht bezahlt. Mit dem Verkauf des Bestellten hatte sie ihren Lebensunterhalt aufgebessert.

Sie sei einst gut situiert gewesen, berichtete sie. Ihr dritter Mann war Unternehmensberater, sie gründete eine Werbefirma. Beide seien sie erfolgreich gewesen. Aber ihr Mann habe sie verlassen, alles Geld mitgenommen. Sie sei in die Insolvenz geraten. Heute lebt sie von Hartz IV in einer kleinen Souterrain-Wohnung in Oberkassel. Gerade wurde sie von einem Tumor im Knie befreit, der glücklicherweise gutartig war. Auf einem Auge ist sie fast erblindet. Sie hat Blutdruckprobleme. Zum Glück habe sie zwei Männer gefunden, die ihr helfen.

Damit meinte sie ihren Verteidiger, Wirtschaftsstrafanwalt Professor Norbert Gatzweiler. Und ihren Arzt, Professor Walter Möbius, der gestern für sie aussagte. Er hat einst Bundeskanzler Helmut Kohl auf Reisen begleitet, will nun der 61-Jährigen helfen, „damit ihre kriminelle Karriere ein Ende hat.“ Denn sie wurde sieben Mal wegen Betrugs verurteilt, saß mehrfach im Gefängnis.

Während einer über vierjährigen Haft arbeitete sie in der Wäscherei, vertrug die die Chemikalien dort nicht. Professor Möbius glaubt, dass Perchlorethylen bei ihr zu „mentalen Veränderungen“ führte: „Das ist ein Teufelszeug“, sei aber sehr schwer nachzuweisen.

Das Gericht war zwar beeindruckt von ihrem „langen Leidensweg“ und „schicksalhaften Lebenslauf“. Wegen ihrer kriminellen Biografie hielt es aber drei Jahre Haft für eine angemessene Strafe.