Er war ein guter Schüler und beliebt bei seinen Mitschülern. Bis ihn etwas veränderte und er schließlich zum Mörder wurde. Im Brudermord-Prozess gegen den 17-Jährigen versuchte das Landgericht gestern weiter, die Hintergründe der Tat aufzuhellen.
Der damals 16-Jährige hatte am 5. März zunächst seinen zwölfjährigen Bruder erwürgt und dessen Leiche in der Abstellkammer versteckt. Als seine Mutter (51) die Leiche später entdeckte, hatte er auch sie attackiert, gewürgt und mit einer Hantel geschlagen. Sie konnte sich befreien und zu einer Nachbarin fliehen.
Das Gericht hörte gestern Polizisten, die den Angeklagten und die Mutter nach der Tat betreut haben. Dem Angeklagten sei an dem Abend nicht anzumerken gewesen, was er getan hatte, sagte eine Beamtin. Dabei hatte der Junge zudem versucht, Selbstmord zu begehen. Er habe das Geschehen auch nicht erklären können, es habe keinen Streit mit dem Bruder gegeben: „Es war nichts besonderes“, habe er gesagt.
Die Mutter hatte vor Gericht nicht mehr über die Attacke auf sie reden wollen. Am Abend des 5. März hatte sie der Polizei berichtet, ihr Sohn habe dabei mehrfach gerufen: „Stirb endlich!“ Und gesagt: „Ich mache das nicht, weil ich dich hasse, sondern weil ich dich liebe.“ Sie habe angeboten, ihm bei der Flucht in die Türkei zu helfen. Weil ihn das ablenkte, habe sie weglaufen können.
Ein Lehrer und Mitschüler berichteten, dass der 17-Jährige früher beliebt war. Über den Selbstmord des Vaters sei er zwar traurig gewesen, aber nicht übermäßig. Als er eine Klasse wiederholten musste, habe er aber wenig Anschluss gefunden.
„Er hätte die Schule locker schaffen können“, sagte der Lehrer. Daher habe es ihm so leid getan, dass der Junge ständig die Schule schwänzte. Auf Drängen der Mutter war der Angeklagte mit ihr bei einem Psychologen gewesen, der eine depressive Verstimmung und einen Hang zur Computersucht feststellte. Er hatte eine Verhaltenstherapie empfohlen. Dazu kam es nicht mehr.