Nichts ging mehr im gesamten-U-Bahn-Netz. Um 12.36 Uhr hieß es gestern bei der Leitstelle der Rheinbahn: Alarmstufe rot. In diesem Moment erhielt der Disponent vom Stellwerk auf der Nordstrecke die Meldung, dass sich im U-Bahnhof Victoriaplatz/Klever Straße Platten von der Decke lösen und auf die Gleise zu fallen drohen. Sofort wurden sämtliche U-Bahn-Züge auf Knopfdruck angehalten. Stillstand im Düsseldorfer U-Bahnverkehr. Zigtausende Fahrgäste waren von Ausfällen und Verspätungen betroffen. Aber wenigstens war die Gefahr gebannt, gab es keine Verletzten.
Der U-Bahnhof Victoriaplatz/Klever Straße ist seit Monaten für Fahrgäste gesperrt, weil er saniert werden muss. Die Züge der Linien U 78 und U 79 dürfen wegen der Bauarbeiten dort nicht stoppen, aber immerhin durchfahren. Doch plötzlich stimmte gestern etwas nicht. Das Baugerüst direkt am Bahnsteig begann zu wackeln. Ein aufmerksamer Polier schaute nach oben und sah, dass sich eine oder mehrere Platten von der Aufhängung an der Decke gelöst hatten.
Er reagierte prompt. Er wusste, dass alle paar Minuten eine U-Bahn durch den Bahnhof rauscht. Der Mann verständigte sofort das Stellwerk. Nur wenige Momente später wurden sämtliche Bahnen im Tunnelnetz zum Stehen gebracht. „Der Arbeiter hatte wirklich gut aufgepasst“, lobte später Rathaus-Sprecher Michael Frisch.
Der Tunnelabschnitt zwischen den Haltepunkten Heinrich-Heine-Allee und Kennedydamm blieb für die nächsten Stunden komplett gesperrt, die U 78 und U 79 konnten dort nicht mehr fahren. Der Strom wurde abgestellt, um die Baustelle im U-Bahnhof Klever Straße abzusichern.
Wegen des Vorfalls war auch die Zugsicherung abgeschaltet, die die U-Bahnen automatisch durch die Röhren steuert. Für die Fahrer der U-Bahn-Linien U70, U74, U75 und U76 und U 77 hieß es: Weiterfahrt nur „auf Sicht“. Es kam zu etlichen Verzögerungen. Vor dem Hauptbahnhof bildete sich ein langer Stau im Tunnel. Über Lautsprecherdurchsagen empfahl die Rheinbahn den wartenden Kunden am Bahnsteig, auf andere Linien umzusteigen.
Für die Strecke zwischen Kennedydamm und Heinrich-Heine-Allee setzte die Rheinbahn Pendelbusse ein. Im U-Bahnhof Klever Straße inspizierten Experten des städtischen Verkehrsmanagements die Decke. Dort mussten alle Teile, die abzufallen drohten, entweder abmontiert oder erneut befestigt werden. Bei der Rheinbahn hieß es, dass die Strecke wieder am Nachmittag oder am Abend freigegeben wird. Schließlich erklärte Sprecherin Heike Schuster: „Die Störung ist seit 16.35 Uhr beseitigt.“ Endlich.
Heute wird das Verkehrsdezernat der Stadt Düsseldorf über die Konsequenzen beraten und möglicherweise weitere Sicherheitsvorkehrungen anordnen. Die Frage ist auch, ob möglicherweise das Baugerüst auf das Gleis hätte fallen können. Als einzige Schutzvorrichtung ist dort lediglich ein Netz angebracht. Ob die Bauarbeiten nun - wie geplant - tatsächlich im November abgeschlossen werden können, muss ebenso geklärt werden,
Das Bauprojekt U-Bahnhof Klever Straße ist ein Novum. Dort fahren die Züge trotz der Bauarbeiten durch. Die Fahrer dürfen nicht anhalten und müssen langsam fahren.
Im Bahnhof wird für 2,5 Millionen Euro der Brandschutz deutlich verbessert. Auch die anderen zehn U-Bahnhöfe müssen saniert werden. Dabei will die Stadt auf Erfahrungen zurückgreifen, die sie beim Umbau am Halt Klever Straße gemacht hat. Seit gestern ist sie um eine Erfahrung reicher.