Der Überwachungsskandal, den Edward Snowden aufgedeckt hat, ist für die Piratenpartei ein dankbares Wahlkampfthema. „Stoppt die Totalüberwachung“, forderte nun der NRW-Landesverband und lud am Sonntag zur „Crypto-Party“ in seine Bilker Wahlkampfzentrale an der Suibertusstraße ein. Die rund 20 Gäste sollten lernen, ihre Daten im Internet zu schützen. „Digitale Selbstverteidigung“ heißt dies in Piratenkreisen. Diese Crypto-Party war der Auftakt für eine landesweite Kampagne.

„Grundsätzlich ist eine E-Mail nicht sicherer als eine Postkarte“, sagte der junge Referent mit Brille und Ziegenbärtchen, der sich „ka’imi“ nennt. Verschlüsselung könne zwar helfen, dass andere, etwa die Geheimdienste, Daten nicht mitlesen können, „aber absolute Sicherheit gibt es nicht“. Man könne lediglich den Aufwand erhöhen, um an die Inhalte von E-Mails oder an andere Daten zu kommen. Sollten jedoch alle Deutschen oder gar alle Europäer generell ihre E-Mails verschlüsseln, sagt der Computer-Experte, würden der Aufwand und die Kosten für die Geheimdienste zu hoch werden, um den kompletten digitalen Schriftverkehr auszuwerten.

Kostenlose Verschlüsselungstechniken für E-Mails (wie OpenPGP) seien inzwischen problemlos zu verwenden, aber darauf angewiesen, dass auch der Empfänger die gleiche Technik benutzt. Auch Festplatten könne man mit freier Software gut vor unerwünschten Zugriffen schützen, sofern die Passwörter nicht zu simpel sind. „Beim Thema Sicherheit kann man aber beliebig paranoid werden.“ So wisse man nicht, ob Microsoft und Apple Hintertüren in ihre Betriebssysteme einbauen, um Daten auszuspähen. Vor Trojanern oder gegen die Staatsgewalt helfe Verschlüsseln ebenfalls nicht oder nur bedingt. „Das Problem ist aber nicht, dass die Geheimdienste etwas Illegales tun, sondern das, was sie alles legal dürfen. Es geht uns dabei nicht um Recht und Gesetz, sondern darum, was moralisch und ethisch vertretbar ist.“

Dass Geheimdienste seit dem Zweiten Weltkrieg nicht nur gesetzeswidrig, sondern oft auch jenseits aller Moral agieren, stellte ergänzend Markus Kompa heraus. Der Rechtsanwalt und Bundestagskandidat umriss die Geschichte der Spionage in Deutschland und trug unter anderem vor, dass heute allein die Weitergabe deutscher Telefondaten an die USA dazu führt, dass in Afghanistan Menschen ermordet würden. „Das sind tödliche Daten.“