Düsseldorf/Duisburg. . Ein ambitionierter Sportler ließ sich untersuchen. Die toxikologische Bewertung deutet auf Gift im Körper des Schwimmers hin. Ob der erhöhte PFT-Wert seine Gesundheit beeinträchtigt, ist ungewiss. Der Flughafen betont: Inzwischen wird auf PFT im Löschschaum verzichtet.

Langjährige Schwimmer im Lambertus-See haben möglicherweise gesundheitsschädliche Mengen von giftigem PFT im Blut. Auf diese Erkenntnis läuft die überschlägige Einschätzung eines konkreten Falles durch den Bremer Toxikologen Dr. Helmut-Dietrich Köster hinaus. Sie betrifft einen der Stammgäste am See. Einen von vielen, die nicht fassen können, dass die Stadt dem Badespaß im Giftwasser weiterhin tatenlos zusieht.

Dauerschwimmer ist belastet

Anfang 40 ist der Familienvater, ein sportlicher Typ. Seit 22 Jahren schwimmt er regelmäßig durch den Lambertus-See. Sein Pensum: „fünf bis sechs Monate jährlich, an fünf Tagen in der Woche, mindestens 30 bis 45 Minuten“. In einem Teich, dessen PFT-Mengen seit Jahren konstant 20- bis 35-fach über dem Grenzwert für die allgemeine Trinkwasservorsorge liegen. „Was bedeutet das für mich?“, fragt der besorgte Mann.

Eine wissenschaftlich gesicherte Antwort gibt es dazu nicht. Aber eine Berechnungsmethode, die schon eine Fernprognose ermöglich. Maßgebliche Faktoren sind das Schwimmpensum und eine Menge von Wasser, die ambitionierte Schwimmer im Schnitt schlucken. Für den jungen Vater aus Kaiserswerth kommt unterm Strich wenig Beruhigendes heraus. „226 Mikrogramm PFT im Menschen“, berechnet der Toxikologe. Das entspräche um die 45 Mikrogramm pro Liter Blut.

Ein belastbares Ergebnis liefert ein Bluttest. Den gibt es in dem Bremer Labor für 60 Euro. Der Hausarzt schickt eine Blutprobe. Die Auswertung dauert eine Woche. Dann weiß der Betroffene mehr. Jenseits von 35 Mikrogramm beginnt der kritische Bereich. Dort drohen Blutbildungsdefekte, hormonelle Störungen, Entwicklungsschäden, im schlimmsten Fall Krebs. Nichts davon muss, vieles kann eintreten. Doch auch nach einer auffälligen Blutprobe gilt: Verlauf und Ausgang einer PFT-Vergiftung bleiben Spekulation. Harte wissenschaftliche Erkenntnisse beschränken sich auf Tierversuche.

PFT in Löschschaum ist verboten

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Die Giftmengen im See, 2000 bis 3400 Nanogramm PFT pro Liter Wasser, sind für Köster „schon eine Hausnummer“. 470 bis 730 Nanogramm schwammen beim PFT-Skandal 2006 in der Möhne – „und das war schon ein Aufreger“. Den Schwimmern von Kaiserswerth könne man „zum Bluttest raten“.

Die „extremen Werte“ von PFT im Grundwasserstrom beunruhigen Gesundheitsminister Johannes Remmel (Grüne). Dessen Einsatz für eine rasche Sanierung des Flughafens und die Heranziehung des Verursachers geriet in die Kritik. Die SPD im Düsseldorfer Rathaus nahm den Minister ins Visier. Der Vorwurf: Remmel habe „für große Unruhe in der Düsseldorfer Bevölkerung gesorgt“. Und eine SPD-Sprecherin sagte, Hinweise auf den Airport als „alleinigen Verursacher“ seien „nicht gerechtfertigt“.

BUND rät: Rindfleisch sollte untersucht werden

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Dem Flughafen kommt das entgegen. Es gebe auch PFT-Vorkommen im Grundwasserstrom, die eine Quelle „außerhalb des Flughafens erwarten lassen“, so in Sprecher. Künftig sei nichts Schlimmes mehr von der Airport-Feuerwehr zu befürchten. Denn: „Heute kommen nur noch nahezu PFT-freie Löschmittel zum Einsatz“.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist darauf hin, dass PFT „in Feuerlöschschäumen mittlerweile verboten“ ist.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt einen Blick auf das Vieh in Kaiserswerth und Umgebung. Auslöser: Bei einem untersuchten Rind wurde PFT in Leber und Niere nachgewiesen. „Die Belastung von Rindern und Pferden“ werde „eher über Tränkwasser als aus der Vegetation verursacht, das kann man ja ändern“, sagt ein BUND-Sprecher. Und: „Milch und Fleisch muss untersucht werden, anhand der Gehalte muss dann über die Verwendung entschieden werden“.