Düsseldorf. .

Sie wollten ganz nah dran sein. Sie wollten es brennen sehen. Sie waren fasziniert von den Blaulichtern und den Rettern in Aktion.

Deshalb wurden die beiden jungen Männern zu Brandstiftern. Sie zündelten seit April, vor allem im Düsseldorfer Süden, um möglichst live dabei zu sein. Am 7. Mai ist der „Hofladen“ der Behinderten-Werkstatt im Südpark in Flammen aufgegangen, am 22. Mai mussten elf Menschen um ihr Leben fürchten, die schließlich über die Drehleiter aus einem brennenden Wohnhaus an der Mintropstraße gerettet werden konnten.

Jetzt wurden die 20- und 23-jährigen Serientäter aus Düsseltal und Friedrichstadt überführt und gaben insgesamt zehn Brandstiftungen vor allem im Düsseldorfer Süden zu. Der leitende Kriminaldirektor Frank Kubicki gab sich auf der Pressekonferenz im Polizeipräsidium erleichtert. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Brandserie stoppen konnten.“ Sonst hätte es eines Tages Verletzte, vielleicht sogar Tote geben können. Der entstandene Sachschaden wird auf mindestens eine Million Euro geschätzt. Den Beschuldigten droht eine Freiheitsstrafe von einem bis 15 Jahren. Staatsanwalt Martin Stücker wirft ihnen vier Sachbeschädigungen und sechs Brandstiftungen vor, in einem Fall davon sogar schwere Brandstiftung.

Die beiden Täter kannten sich gut. Sie waren Kollegen, arbeiteten bei einer Security-Firma. Eine gemeinsame Leidenschaft verband sie: Das Interesse für Unfälle, Unglücke - und für den Einsatz der Feuerwehr. Auf Internet- und Facebook-Foren surften sie, um möglichst schnell zu erfahren, wo gerade etwas passiert ist. Dann verständigten sie sich per Handy, radelten raus und machten Bilder.

Doch irgendwann reichte es ihnen nicht, in die Rolle des Schaulustigen zu schlüpfen. Sie zündelten selbst. Erst waren es mehrere Container, dann am 4. Mai eine leer stehende Lagerhalle „Am Trippelsberg“ in Holthausen. Dort stiegen sie sogar auf einen Strommast, um mit dem Handy ein Video über die Löschtrupps zu drehen, berichtet der Leiter der Ermittlungskommission, Achim Kroner.

Das Feuer, das sie im Keller eines Wohnhauses an der Mintropstraße legten, meldeten sie selbst über Notruf. Die Polizei nahm die Aussagen der angeblichen „Zeugen“ auf. Später wurden die Ermittler stutzig. Einer wohnte in der Nähe der Degerstraße, wo zwei Tage später ein Dachstuhl in Brand gesetzt wurde und erheblicher Sachschaden entstand. Die beiden Männer wurden vernommen, stritten alles ab. Die Polizei musste sie wieder gehen lassen. Sie hatte nichts in der Hand. Doch sie hatte sie am Haken. Die Ermittlungen gegen sie liefen weiter. Die Männer legten noch einmal Feuer - knapp einen Monat später in einer leeren Halle an der Emmastraße. Es war ihre letzte Tat.

Die Polizei hatte ihre Handy-Daten angefordert, um festzustellen, von wo sie wann telefonierten. Dabei kam heraus, dass sie sich bei mehreren Bränden in der Nähe des Tatortes aufgehalten hatten. Am Mittwoch wurden sie festgenommen. Sie legten eine „Lebensbeichte“ ab, berichtet Achim Kroner. Dass sie sich mehrerer Verbrechen schuldig gemacht haben sollen, sei ihnen erst bei der Vernehmung richtig klar geworden.