Sie war auf den perfiden Anruf vorbreitet, hatte mehrfach in der Zeitung gelesen, wie Ganoven ältere Menschen mit dem Enkeltrick um ihr Geld bringen. Ruth Willigalla sagte sich: „Ich bin wachsam. Mir passiert so etwas nicht.“ Entsprechend reagierte sie, als am Montag gegen 11.15 Uhr ihr Telefon klingelt und sich ein „Herbert“ meldete. Die 83-Jährige überlegte kurz: Sie hatte zwar einen entfernten Verwandten mit diesem Namen, aber der ist mittlerweile verstorben. Schnell kam der Anrufer zur Sache, und genau so schnell wusste Willigalla, dass sie es mit einem Betrüger zu tun hatte.

„Herbert“ könne ein schnelles Geschäft mit hohem Gewinn machen. Dazu bräuchte er allerdings binnen einer Stunde 145 000 Euro. „Das sagte er fordernd und mit eindringlicher Stimme. Ich würde den Mann auf etwa 40 Jahre alt schätzen“, beschreibt die Rentnerin den Täter. Sie hielt ihn hin, sagte ihm, sie müsse erst noch einen Arzttermin wahrnehmen und können frühestens um 14 Uhr zur Bank gehen. Willigalla gab auch keine persönlichen Details von sich preis. Damit begnügte sich der Gangster und kündigte an, am Nachmittag vorbei zu kommen.

Ruth Willigalla alarmierte sofort die Polizei. Doch „Herbert“ hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. „Wahrscheinlich war er von meinem durchaus forschen Auftreten abgeschreckt“, vermutet die Ehrenvorsitzende und Gründerin des Heimatvereins „Düsseldorfer Weiter“. Sie hat auch sofort Nachbarn und Verwandte vor solchen Betrügern gewarnt. „Mein wichtigster Tipp: Ein gesundes Misstrauen ist besonders wichtig und hilfreich“, betont die 83-Jährige.

Immer häufiger versuchen Gangster mit der Enkeltrick-Masche Senioren um ihr Erspartes zu bringen. Meist gibt es einen Drahtzieher, der sich am Telefon als Verwandter ausgibt, der dringend Bares benötigt. Ein Komplize, der als Bote fungiert, holt dann das Geld ab.

2011 registrierte die Polizei 45 solcher Fälle. Aber nur acht Mal kamen die Täter zum Zuge, sie erbeuteten dabei insgesamt 51 000 Euro.

2012 wurden 119 Enkeltricks angezeigt. Dabei kam es zwölf Mal zur Geldübergabe. Es entstand ein Schaden von 124 000 Euro. „Dass der Enkeltrick relativ selten gelingt und dass immer mehr Fälle angezeigt werden, auch wenn es bei einem Versuch geblieben ist, zeigt, dass unsere Präventions-Vorkehrungen mit entsprechenden Info-Veranstaltungen und Veröffentlichungen in der Presse erfolgreich sind“, sagt Polizeisprecher Marcel Fiebig.

Die Betrüger suchen sich ihre Opfer häufig aus dem Telefonbuch. Dabei setzen sie auf Vornamen wie Bertha, Martha oder Josephine, die darauf hindeuten, dass die potenziellen Opfer 70 Jahre und älter sind. Außerdem hoffen die Täter darauf, dass die Senioren zumindest leicht dement sind, um den Trick nicht sofort zu durchschauen. Wenn die Gangster erst einmal das Geld der alten Menschen erbeutet haben, ist ihnen kaum noch auf die Spur zu kommen. Die Aufklärungs-Quote ist folglich gering.