Düsseldorf. .

Für die 17-Jährige war es ein Alptraum: Bei ihrer späten Heimfahrt blieb sie als letzte Passagierin im Bus. Am Ziel ließ der Fahrer sie jedoch nicht aussteigen, sondern verlangte Umarmungen und Küsse, streichelte sie an Brust und Po, bis er sie endlich gehen ließ. Gestern musste sich der 36-Jährige wegen sexueller Nötigung vor dem Amtsgericht verantworten.

„Es war dunkel, niemand war da, wer hätte mich gehört?“ Schluchzend berichtete das junge Mädchen gestern von der Horrorsituation am 27. Mai 2012. Sie habe große Angst gehabt: „Ich wusste nicht, was ich tun sollte.“ Erst habe sie ihm nachgegeben, um herauszukommen. Als es nichts half, habe sie ihn geschubst und verlangt, gehen zu dürfen. „Nach einer gefühlten Ewigkeit“ habe er endlich die Tür geöffnet.

Der Bus fuhr damals als Ersatz für die S-Bahn S6. Sie habe in Hassels aussteigen wollen, aber er sei dort vorbeigefahren. Als alle anderen Fahrgäste ausgestiegen waren, habe er angeboten, sie nach Hassels zu bringen. „Ich dachte, mir passiert nichts, er ist Busfahrer“, beschrieb sie ihr Vertrauen. Sie hatten sich zuvor unterhalten: „Er war total nett.“ In Hassels habe er Motor und Licht ausgemacht, die Türen verschlossen. Und die Berührungen verlangt.

Hinterher war sie nach Hause gerannt, hatte Tage später ihrer Mutter davon erzählt, Anzeige erstattet. Das Ganze hat sie sehr mitgenommen: „Ich habe niemandem mehr vertraut, auch meinem Freund nicht.“ Sie fuhr nicht mehr Bus, wurde in der Schule schlechter.

Der Angeklagte hatte zuvor die Tat bestritten. Ja, sie hätten sich nett unterhalten. Dann habe sie verlangt, dass er für sie eine andere Route fahre, was er abgelehnt habe. Sie sei aggressiv geworden. Am Ende habe er sie aus dem Bus schieben müssen, dabei wohl berührt. Wo er sie angefasst habe, will das Gericht wissen. Da tut er sich schwer. Will seine Verteidigerin nicht berühren, darf es dann an einem Zuschauer demonstrieren. Einen Arm habe er um sie gelegt, sie habe sich herausgedreht. Ob er die Brust berührt habe? Nein.

Als das Mädchen seine Aussage begann, die Tränen nicht zurückhalten konnte, griff er ein: „Ich gebe alles zu!“ Sie solle nicht aussagen müssen. Doch dann machte er wieder Ausflüchte. Nach mehrfachem Hin und Her hört das Gericht das Mädchen doch. Und glaubt ihm.

Die Staatsanwältin wollte den 36-Jährigen ins Gefängnis stecken, doch das Gericht setzte die Strafe von anderthalb Jahren zur Bewährung aus. Er muss der Schülerin 1000 Euro Schmerzensgeld zahlen, 2000 Euro ans Frauenhaus. Und eine Sexualtherapie machen.