Düsseldorf. .

Das schmutzige Geschäft mit dem Elend geht trotz zahlreicher Einsätze der Polizei unvermindert weiter. Den 17 Drogenfahndern von der Dienststelle Karl-Rudolf-Straße ist es zwar seit vielen Jahren stets gelungen, eine offene Rauschgiftszene am und um den Hauptbahnhof zu verhindern.

Der Straßenhandel und der Konsum harter Drogen insgesamt lässt sich aber kaum bremsen. Etwas rückläufig scheint nur der Verkauf von Heroin zu sein. Doch die Zahl der Schwerstabhängigen bleibt unverändert hoch.

4000 Menschen sind jeden Tag auf Heroin, Kokain, Crack, Amphetamine oder andere schwere Drogen angewiesen. Im vergangenen Jahr starben neun Süchtige an einer Überdosis.

Am eh videoüberwachten Hauptbahnhof ist kaum ein Drogenhandel festzustellen. Zu stark ist die Präsenz von Polizei, Bundespolizei und von privaten Sicherheitsdiensten, die selbst am angrenzenden Bertha-von-Suttner-Platz auf Patrouille gehen. Auf den ersten Blick also nichts Auffälliges. „Wir wissen aber auch, dass der Hauptbahnhof als Informationsbörse dient“, erklärt Polizeisprecher Jochen Schütt. Dort treffen sich Dealer und Süchtige oder telefonieren mit dem Handy, um sich für einen Deal zu verabreden. Oft nur einen Katzensprung oder eine Bahnstation weiter werden die Tütchen mit dem weißen Pulver oder Tabletten verkauft. Das geht so schnell, dass der zufällig vorbeigehende Passant nicht mal etwas davon bemerkt.

Die Tatorte wechseln - je nachdem, wie hoch gerade der Verfolgungsdruck der Fahnder ist. Doch ein Standort ist bei den zumeist schwarzafrikanischen Straßendealern immer wieder begehrt: Der zentral gelegene U-Bahnhof Oststraße, Ausgang Charlottenstraße, nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Dieser Untergrund ist geradezu ideal für krumme Sachen. Die U-Bahnstation ist relativ unübersichtlich, weil sie sich auf drei Ebenen erstreckt. Man kann problemlos um die Ecke zur Rolltreppe und dann in den nächsten Zug verschwinden. Alle 60 Sekunden hält eine Bahn. Ein Schritt durch die Tür - und ein Verfolger wäre schon abgehängt. Die Fahnder würden bei dem mäßigen Fahrgastaufkommen in der Station sowieso schnell auffallen.

Kaum ein Dealer macht sein Geschäft im U-Bahnhof allein. Sie treten paarweise, oft auch zu dritt oder viert auf. Während einer mit Blick zum Ausgang oder zur Rolltreppe Schmiere steht, versorgt der andere den Junkie mit dem Pülverchen - oder sagt ihm, wo es lang geht, um einen ungestörten Platz zu finden.

Die Rheinbahn-Aufsicht ist überfordert. Sie kann nicht Katz und Maus spielen. Während zwei Service-Mitarbeiter in roten Westen sich an dem einen U-Bahneingang Charlottenstraße postieren, schlendern Dealer ungestört durch den anderen Eingang, um sich eine Etage weiter unten mit einem Fixer zu treffen.

„Das Problem ist uns bekannt. Aber wir sind in erster Linie für die sichere Fahrt in unseren Bahnen und Bussen zuständig. Den Drogenhandel können wir nicht verhindern“, sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Erst wenn sich die Kunden belästigt fühlen, müsste die Rheinbahn gemeinsam mit der Polizei einschreiten. Schumacher: „Das würde aber nur einen Verdrängungseffekt geben. Eine Lösung ist das nicht. Wichtiger wäre, die Zahl der Süchtigen zu senken.“

Aber danach sieht es nicht aus. Immerhin ist der Drogenkonsum im öffentlichen Straßenraum zurückgegangen. Viele Süchtige gehen in die Fixerstube an der Erkrather Straße unweit des Hauptbahnhofes, um dort ihre mitgebrachte Drogen einzunehmen. Der so genannte „Drogenkonsumraum“ wird immerhin 4000 bis 5000 mal im Monat aufgesucht. Der entscheidende Vorteil bei diesem Projekt ist, dass bei einem Notfall schnell medizinische Hilfe da ist.