Düsseldorf. .

Düsseldorfs Pendler würden sich am liebsten Flügel wachsen lassen und über den Stau hinwegfliegen. Die Großbaustelle Kö-Bogen und der Abriss des Tausendfüßler bringen den Verkehr in der City immer wieder ins Stocken.

Bis heute blieb die eh’ nur einspurige Durchfahrt von der Berliner Allee zur Kaiserstraße komplett gesperrt, danach geht es nur mit starken Einschränkungen weiter. Die Stadt hatte schon vor Tagen davor gewarnt, dass es diese Woche ganz eng wird. Viele Berufspendler und Einkaufskunden stellten sich darauf ein und entschieden, am besonders kritischen Montag lieber mit der S-Bahn oder dem Regionalzug zu kommen. Es war die falsche Entscheidung.

Am Hauptbahnhof Düsseldorf wurde ständig ein neuer Hinweis auf der großen Infotafel angezeigt: Ausgefallen, verspätet, 20, 40, 60 Minuten. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Signale auf Rot gestellt und zwischen sechs und acht Uhr früh die Mitarbeiter der Betriebszentrale in Duisburg und mehrerer Stellwerke zum Warnstreik aufgerufen. In Düsseldorf waren vor allem die S 1 und der RE 1 betroffen. Aber selbst am Mittag lief noch nichts nach Plan: Der Regionalzug RE 1 nach Aachen hatte 25 Minuten Verspätung, der RE 5 nach Emmerich 20 Minuten, die S 11 nach Solingen ebenso.

Spätestens heute soll der öffentliche Nahverkehr wieder normal laufen. Rund um den Tausendfüßler ist aber die Ausnahmesituation für die Verkehrsteilnehmer zur Regel geworden. Und das bis zum Juni. Völlig entspannen wird sich die Lage erst, wenn Ende 2015 die letzten Bauarbeiter abgezogen und alle Kö-Bogen-Tunnel eröffnet worden sind.

Die Autofahrer stecken in der Staufalle und fühlen sich wie in einem Wartezimmer. Es geht und geht einfach nicht weiter. Für die Rheinbahn wäre das eigentlich eine günstige Gelegenheit, gerade jetzt das Umsteigen auf Bahn und Bus zu empfehlen. Doch das Verkehrsunternehmen will die Werbetrommel nicht rühren. Die Chefetage fürchtet, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte. Denn von den Staus und Umleitungen sind auch die Busse und Straßenbahnen betroffen. „Unsere wichtige Nord-Süd-Trasse steht nicht mehr zur Verfügung. Die Linien 701, 706 und 715 müssen umgeleitet werden. Wir können wegen der vielen Staus den Fahrplan nicht einhalten. Unser U-Bahnhof Nordstraße ist von den Anschlüssen abgeschnitten. Wir müssen um eine Mindestversorgung kämpfen“, argumentierte Sprecher Georg Schumacher. Mit so einer Notlösung will die Rheinbahn nicht auf zusätzlichen Kundenfang gehen.

Volle U-Bahnen

Doch in der Not ist die zweitschlechteste Lösung offenbar immer noch die beste. Auch wenn keine konkreten Zahlen vorliegen, aber gerade die Stadtbahnen, die unter dem Stau durch die Röhre rauschen, sind derzeit stark begehrt. In zahlreichen Zügen ist selbst zwischen den Hauptverkehrszeiten kaum noch ein Sitzplatz frei. Die Rheinbahn bestätigt diesen Trend: „Am letzten verkaufsoffenen Sonntag waren unsere Bahnen viel voller als an früheren verkaufsoffenen Sonntagen“, so Schumacher. Auch die Park-and-Ride-Plätze waren belegt. Schumacher: „Es scheint sich herum zu sprechen, dass es ein Graus ist, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren.“