In der Rotlicht-Affäre um Freier-Abzocke hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben: Acht Personen sollen sich demnächst vor dem Landgericht dafür verantworten, Bordell-Besucher gezielt willenlos gemacht und dann ihre Konten geplündert zu haben. Zu den Angeklagten gehört der als Drahtzieher geltende Thomas M. (47), aber nicht der als Bordellkönig bekannte Bert Wollersheim (62).

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten auf 637 Seiten gefährliche Körperverletzung, schweren Raub, räuberische Erpressung und Betrug vor. 2007 soll Thomas M. den Plan gefasst haben, mit interessierten Mitarbeitern der Bordelle Freier je nach Gelegenheit abzuzocken. Die Beteiligten sollen dazu den Männern jeweils Drogen angeboten haben. Wenn diese ablehnten, sollen sie ihnen heimlich „bewusstseinstrübende Substanzen“ gegeben haben, um sie dann zu hohen Barzahlungen, Abbuchungen per Kreditkarte und sogar Unterschriften auf Schuldscheinen zu bewegen.

Konkret geht es um 27 Fälle, in denen insgesamt 285 747,21 Euro an Bargeld und Abbuchungen eingenommen worden sein sollen. Weitere Abbuchungsversuche in Höhe von 290 630,16 Euro schlugen fehl. Auf Schuldscheinen sollen sich die Opfer zudem zu Zahlung von 22 350 Euro verpflichtet haben.

Im letzten Sommer hatten die Ermittler bei einer Großrazzia mehrere Personen festgenommen, darunter auch Bert Wollersheim. Er und die meisten anderen kamen bald wieder auf freien Fuß. Denn das Landgericht hielt bei der Haftprüfung die Vorwürfe nicht für ausreichend für eine U-Haft. Das Oberlandesgericht schickte zwei Personen wieder ins Gefängnis, darunter Thomas M. Wollersheim blieb frei. Zu ihm habe es entlastende Aussagen gegeben, hieß es. Für den wohl langwierigen Prozess hat die Staatsanwaltschaft 89 Zeugen benannt. Wann der Prozess beginnt, muss nun das Landgericht entscheiden.