Neuss/Düsseldorf. . Die Messerattacke löste deutschlandweit Bestürzung aus: Im Neusser Jobcenters starb eine Sachbearbeiterin (32) nach dem Angriff eines Besuchers. Am Mittwoch beginnt der Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht.
Es war eine Tat, die deutschlandweit Bestürzung auslöste: Ein 52-jähriger Besucher des Jobcenters stach auf eine Sachbearbeiterin (32) ein, traf sie vier Mal, in Brust, Bauch und Oberschenkel. Sie starb wenig später im Krankenhaus. Am morgigen Mittwoch beginnt der Prozess gegen den Täter vor dem Düsseldorfer Landgericht.
Mord wirft die Anklage Ahmed S. vor. Das Gericht hat erklärt, es sei zudem möglich, dass die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird. Das würde bedeuten, dass er bei einer lebenslangen Haftstrafe nicht nach 15 Jahren vorzeitig entlassen werden kann. Irina N. war ein Zufallsopfer. Eigentlich hatte der Täter einen anderen Sachbearbeiter zur Rede stellen wollen. Denn er regte sich über eine Datenschutzerklärung auf, die er mit diesem zuvor unterschrieben hatte. Eine Fernsehsendung soll in ihm den Verdacht erregt haben, dass das Jobcenter mit seinen Daten Geschäfte machte.
140.000 Kundenkontakte pro Monat
Nach der Bluttat hatten landesweit die Jobcenter sowie die Arbeitsagentur mit ihren Geschäftsstellen überlegt, wie sich die Sicherheit der insgesamt 21 500 Mitarbeiter verbessern lässt. Mehr als die Hälfte von ihnen hat direkten Kundenkontakt. Die bittere Erkenntnis: Ausschließen könne man Übergriffe auch künftig nicht, angesichts von zuletzt 140 000 persönlichen Kundenkontakten pro Monat. „Aber wir tun alles, um Gefahren zu beseitigen und Risiken zu minimieren. Die Sicherheit der Mitarbeiter ist für uns das Wichtigste“, versichert Werner Marquis von der Arbeitsagentur in NRW.
Was konkret zu tun ist, entscheiden die Geschäftsführungen vor Ort. In den Arbeitsagenturbezirken Essen, Oberhausen/Mülheim, Duisburg und Wesel z.B. wurden die Notfalltasten am PC der Mitarbeiter deutlich kenntlich gemacht, Tiefgaragen und dunkle Ecken im Außengelände sollen besser ausgeleuchtet und Verschlüsse an Türen verbessert werden. In Essen sind ab März Notfallübungen geplant. NRW-Agenturchefin Christiane Schönefeld machte deutlich, dass die Bemühungen um mehr Sicherheit andauern. Das jetzt erstellte Arbeitspapier „Mit offenen Augen“ gibt konkrete Tipps, hält z. B. auch eine Checkliste für örtliche Überprüfungen bereit.