Düsseldorf. . 330 Polizisten - darunter mehrere SEK-Trupps - haben am Dienstag ein Areal im Düsseldorfer Stadtteil Rath gestürmt: Auf dem Gelände, auf dem eine Artisten-Familie wohnt, waren Mitglieder einer organisierten Diebes- und Räuberbande vermutet worden. Sieben Deutsche im Alter zwischen 16 und 51 Jahren wurden festgenommen, tonnenweise gestohlenes Metall beschlagnahmt.
Mit einem Großaufgebot hat die Polizei Düsseldorf am Dienstag ein städtisches Gelände auf der Oberhausener Straße in Rath gestürmt, das von Artisten-Familien bewohnt wird. Mit der Razzia wollte das Präsidium eine organisierte Diebes- und Räuberbande zerschlagen. Insgesamt sieben Deutsche im Alter zwischen 16 und 51 Jahren wurden festgenommen. Ein bissiger Hund, der sich den Einsatzkräften entgegenstellte, wurde erschossen.
Schon seit Monaten verdichteten sich die Hinweise, dass dieses Areal als Unterschlupf für Mitglieder einer kriminellen Bande genutzt wird, die seit längerem auf Beutezug sind und vor allem im großen Stil Metall gestohlen, Einbrüche und Raubtaten begangen haben sollen.
„Aggressiv angegangen“
Der Zugriff wurde generalstabsmäßig vorbereitet. Nichts durfte schief gehen, der Einsatz war für die Beamten gefährlich. Denn einige der mit Haftbefehl Gesuchten würden, so war die Befürchtung, nicht davor zurückschrecken, Widerstand zu leisten. Fremde waren auf diesem großen, unübersichtlichen Pachtgelände, das von mehreren scharfen Hunden bewacht wurde, eh nicht gerne gesehen. Die Polizei war dort heute nicht das erste Mal: „In der Vergangenheit sind Beamte bei zu treffenden Maßnahmen aggressiv angegangen worden und wurden zum Teil auch verletzt“, berichtete Polizeisprecherin Susanna Heusgen. „Wir mussten davon ausgehen, dass dies auch diesmal so sein würde. Und es gab Erkenntnisse über die Gefährlichkeit betroffener Personen.“
Am Morgen stellte die Polizei, begleitet von mehreren Staatsanwälten, eine ganz Armada auf: 330 Polizisten, darunter die Hundertschaft der Bereitschaftspolizei und mehrere schwer bewaffnete SEK-Kommandos, die Punkt 6 Uhr früh als erste hinter einem gepanzerten Polizeispezialfahrzeug auf die kleine Siedlung vorrückten.
Leuchtraketen erleichterten die Sicht
Abgefeuerte Leuchtraketen erleichterten den Einsatzkräften die Sicht. Schnell hatten sie auch eine Flutlicht-Anlage aufgestellt. Die Waffe mussten sie nur gegen einen bissigen Hund einsetzen, der mit einem oder mehreren Schüssen niedergestreckt wurde. Verletzte gab es nicht.
Mehrere Häuser, in dem 70 bis 90 Menschen leben, wurden umstellt, fünf Männer verhaftet. Ein weiteres mutmaßliches Bandenmitglied stellten die Ermittler in Ratingen. In Heinsberg wurde ein 38-jähriger Schrotthändler festgenommen, der zur Metalldieb-Bande gehören soll.
Die Beamten durchwühlten jede Ecke, abgestellte Schaustellerlastwagen, Gartengrundstücke - und kletterten gar mit Leitern auf Dächer und durch Luken.
Polizei stellt tonnenweise gestohlenes Metall sicher
Die Fahnder wurden schnell fündig. Sie stellten tonnenweise gestohlenes Metall und weiteres Beweismaterial sicher. Auch ein Polizeihubschrauber wurde angefordert, um Luftaufnahmen zu machen. Ein Übersee-Container, in dem wohl Beutestücke aufbewahrt worden waren, wurde abtransportiert. Die Razzia dauerte auch am Abend noch an. Über den Stand der Ermittlungen wird das Präsidium am Mittwoch auf einer Pressekonferenz berichten.
Der Einsatz richtete sich nur gegen die mutmaßlichen Banden-Mitglieder, nicht gegen die anderen Bewohner, stellte das Polizeipräsidium ausdrücklich klar. Die Artisten-Familien verdienen ihr Geld mit Stunt-Shows und waghalsigen Auto-Aufführungen.
Der Düsseldorfer Schausteller-Chef Bruno Schmelter betonte, dass diese Artisten nicht zu den Darbietern auf der großen Kirmes oder auf den Düsseldorfer Schützenfesten zählen. Es gebe mit ihnen keine Zusammenarbeit.
Die Stadt hatte schon vor Jahren das Gelände an der Oberhausener Straße nahe dem ISS-Dome an die Artisten verpachtet. Schon seit einiger Zeit geht man davon aus, dass dort auch illegale Bauten errichtet worden waren. Mit dieser Frage beschäftigen sich die Juristen. Rathaus-Sprecher Manfred Blasczyk: „Einiges ist noch klärungsbedürftig. Wir versuchen das in geordnete Bahnen zu bringen.“