Düsseldorf. .

Einen brutalen, blutigen Mord soll er begangen haben. Stanislav G. (36) ist angeklagt, am 1. März in einem Haus an der Platanenstraße den neuen Freund seiner Ex-Frau mit einer Axt erschlagen zu haben. Seit Beginn des Prozesses Ende September schweigt der Angeklagte, gestern hat er sich erstmals geäußert: Am Tattag sei er in Düsseldorf gewesen, aber nicht in der Nähe des Tatorts.

„Ich werde diesen Prozess gewinnen“ hat er auf den Ordner geschrieben, den er im Gericht stets bei sich hat. Seine Aussage soll dazu wohl beitragen. Dreieinhalb dicht bedruckte Seiten verlas er. Er begann mit seiner Kindheit in Russland, berichtete, dass er seine Frau mit 17 kennenlernte, dass ihre Liebe das „Fundament für ein gemeinsames Leben“ war. Viel sprach er von der Tochter, die er in den ersten Lebensjahren betreute, weil seine Frau studierte und in einem Architekturbüro jobbte. Als sich 2010 die Trennung anbahnte, habe er gedrängt, sie „harmonisch zu gestalten“, zum Wohl der Tochter.

Seine Ex-Frau (33) hatte ihn in ihrer Aussage als kontrollierend, eifersüchtig und gewalttätig dargestellt. Mit dem späteren Opfer (41) hatte sie eine neue Liebe gefunden. Doch Stanislav G. habe versucht, ihr die Tochter wegzunehmen.

Dem widersprach er jetzt. So habe er das Kind nicht entführt, sondern mit Wissen seiner Frau mitgenommen, später zurückgebracht. Anfang 2012 habe er wissen wollen, warum die Tochter Therapie macht. Weil ihm seine Frau nichts sagte, habe er nachgeforscht.

Mehrmals sei er von seinem neuen Wohnort Luxemburg nach Düsseldorf gefahren, um die Tochter nur aus der Ferne zu sehen. Einmal sei er ihr und seiner Frau heimlich bis in die Platanenstraße gefolgt, um etwas über die Therapie zu erfahren. Er habe ins Haus schlüpfen können, nach einem Praxisschild gesucht. Als jemand kam, habe er sich am Kellereingang versteckt, sei dann gegangen.

Am 1. März habe er wieder die Tochter sehen wollen, sie aber verpasst. Er habe Pizza gegessen, sei am Rhein und auf der Kö spaziert, habe sich einsam gefühlt. Und entschieden, nicht wie geplant drei Tage in Düsseldorf zu bleiben, sondern seine Oma zu besuchen.

Mit dieser Aussage sind einige Umstände erklärt, die die Anklage gegen ihn ins Feld führt. Dazu zählen die plötzliche Abreise aus Düsseldorf und seine Fingerabdrücke an der Kellertür in der Platanenstraße. Seine Verteidiger stellten dazu noch Beweisanträge, die seine Version stützen sollen. Unter anderem soll die Analyse eines gefundenen Zigarettenstummels zeigen, dass ein Bekannter des Opfers der Täter sein könnte.