Der Steinboden des Hausflurs ist schwarz-grau gesprenkelt, hat ein schönes Ornament in Rottönen. Gleich hinter der schweren Haustür aus Holz breitet sich eine riesige Blutlache aus. Hier starb am 1. März der Architekt (41), der gerade heim zu seiner Freundin wollte. Deren Ex-Mann soll hinter der Haustür mit einer Axt gewartet und auf ihn eingeschlagen haben. Gestern begann der Prozess um den brutalen Mord vor dem Landgericht, bei dem auch Fotos des Tatorts zu sehen waren.

Der Angeklagte Stanislav G. (36) ist ein schmächtiger Mann mit einem schmalen, strengen Gesicht. Zu hören ist er nicht, denn er schweigt, sagt auch nichts zu seinen persönlichen Daten. Das Gericht verliest Lebensläufe, die er wohl in Internet-Portalen veröffentlicht hat.

Beste Noten hatte der gebürtige Russe, als er erst in Moskau, dann in Aachen Politik studierte. Anschließend hatte er wohl mehrere Stellen, die aber kaum seiner Qualifikation entsprachen. Bekannt ist auch, dass er verheiratet war, eine kleine Tochter hat. Das Paar trennte sich, die Frau fand in dem späteren Opfer einen neuen Partner und war zu ihm in die Platanenstraße gezogen. Sie wartete im zweiten Stock, als er im Hausflur starb.

Die Polizei nahm Stanislav G. in Luxemburg fest, wo er inzwischen wohnte. Beim Verhör dort soll er zugegeben haben, zum Tatzeitpunkt in Düsseldorf gewesen zu sein. Aber er sei niemals in dem Haus an der Platanenstraße gewesen. Zu der Vernehmung sollte gestern ein Kripobeamter aussagen. Doch die Verteidiger legten Widerspruch ein: Ihr Mandant sei von einem Sondereinsatzkommando völlig überrascht, in Socken abgeführt und nicht ordnungsgemäß belehrt worden. Daher dürfe die Aussage nicht verwertet werden.

Fingerabdrücke des Angeklagten

Das Gericht stellte die Entscheidung über die Verwertbarkeit zurück, beschäftigte sich mit den Spuren am Tatort. Ein Beamter berichtete von Blutspritzern an der Wand und Tropfen durch den Flur – am Ende führt eine Tür in den Garten, eine andere in den Keller. Neben der Kellertür fand man Fingerabdrücke des Angeklagten.

Ein Mieter des Hauses (46) berichtete, wie sein Sohn den Architekten entdeckte. Das Kind wollte sein Sportzeug aus der Waschmaschine im Keller holen, machte aber kehrt, berichtetet von einem Mann auf dem Boden. Der Vater fand dann den Schwerverletzten in der Blutlache, noch röchelnd: „Mir war nicht klar, was passiert war. Ich dachte, er wäre schlimm gestürzt.“ Er klopfte eine Nachbarin heraus, die einen Krankenwagen alarmierte. Der 41-Jährige war nicht mehr zu retten. Die Nachbarin (45) schilderte, dass sie kurz zuvor mehrere dumpfe Geräusche gehört hatte, „irgendwie hektisch“, „als wenn jemand gegen die Tür stößt“. Beim Telefonieren habe sie nicht weiter darauf geachtet.