Fortuna-Ultras traktierten Gladbach-Fans - Angeklagte entschuldigten sich

Düsseldorf.. Eine Lehrstunde zu Bräuchen der harten Fußballfans, der Ultras, gab es im Amtsgericht Düsseldorf. Angeklagt waren zwei Anhänger von Fortuna Düsseldorf, die am Hauptbahnhof Fans von Borussia Mönchengladbach Fanartikel abnahmen. Der Vorwurf: Raub. Die Angeklagten mussten selbst zugeben: „Ein dämlicher Brauch.“

Die 20 und 28 Jahre alten Angeklagten, die sich vor dem Amtsgericht in Düsseldorf verantworten mussten, gehören zu den Ultras, dem harten Kern der Fortuna-Düsseldorf-Fans. Am 28. August 2011 traktierten sie am Hauptbahnhof in Düsseldorf erst einen 23-Jährigen. Der kam vom Spiel Schalke – Gladbach, trug Pulli, Jacke und zwei Schals in den Gladbach-Farben mit dem Aufdruck „Block 1900“, dem Emblem der Gladbacher Ultras.

„Die Klamotten sind unpassend!“, musste sich der 23-Jährige anhören. Er berichtete, sechs Leute hätten ihn umringt. Der 28-Jährige habe gefordert: „Das und das muss aus!“ Man habe seine Jacke geöffnet, seine Tasche durchsucht, an seinem Schal gezogen. Weil er keinen Ärger wollte, habe er alles hergegeben, hinterher Anzeige erstattet. Kurz danach umringte die Gruppe drei Fans auf dem Bahnhofsvorplatz, forderte ebenfalls deren Fansachen. Doch die rannten davon.

Die beiden Angeklagten gaben den Hergang weitgehend zu. Andere Fortuna-Fans hätten sie angestiftet. Der 28-Jährige erklärte: „War ja nur als Scherz gedacht.“ So etwas sei unter Ultras üblich: „Es gibt den Brauch, dass man sich Klamotten wegnimmt.“ Die würden weggeworfen oder im Stadion an den Zaun gebunden und zerrissen. „Ein dämlicher Brauch“, gab er zu. Beide Angeklagte entschuldigten sich bei dem Opfern.

„Wer sich kloppen will, soll in den Boxring gehen“

Die erklärten, nicht zu den Gladbach-Ultras zu gehören, nur deren Fanartikel gekauft zu haben. Sie kannten den Brauch, hätten aber nicht damit gerechnet: „Beim Spiel ja, aber nicht an dem Abend.“

Richter Pütz hielt den Angeklagten eine Standpauke, das sei „ein bescheuerter Brauch“. Fußball sei nur dann etwas für alle, wenn Ultras sich beherrschten: „Wer sich kloppen will, soll in den Boxring gehen.“

Das Gericht folgte nicht dem Antrag der Staatsanwältin, die beiden wegen Raubes zu verurteilen. Sie hatten für den 28-Jährigen ein Jahr auf Bewährung gefordert. Pütz erklärte, sie hätten keine Gewalt angewendet, daher gehe es nur um Diebstahl und Nötigung. Der 28-Jährige muss nun 1400 Euro Geldstrafe zahlen, der 20-Jährige wurde als Heranwachsender verwarnt, muss 40 Arbeitsstunden leisten und dem 23-Jährigen 200 Euro für neue Fansachen zahlen.