Düsseldorf. .
Es hätte das ganz große Fußballfest werden sollen. Doch dann gerät die Relegations-Partie von der Fortuna gegen Hertha BSC um den Aufstieg in die erste Bundesliga gestern Abend zur Chaos-Veranstaltung. Bengalos fliegen aus beiden Blöcken aufs Feld. Als dann Hunderte von Düsseldorfern zwei Minuten vor Ende der Nachspielzeit das Spielfeld stürmen, unterbricht Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel. Sogar Mütter mit Kindern sind dabei. Nach einer langen Pause geht’s weiter, mit Happy Ende für die Fortuna. Das 2:2 reicht für die Rückkehr ins Oberhaus. Jetzt bricht auch der große Jubel in den Kasematten beim Gruppen-Gucken aus.
„Ich kann’s kaum glauben. Wir heißen doch Fortuna , haben aber ganz oft Pech gehabt. Ich bin mit den Nerven am Ende, aber genial glücklich“, frohlockte Iris (28) aus Eller.
Doch in die Fan-Party mischen sich auch kritische Stimmen. „Diese verdammten Chaoten hätten uns beinahe alles kaputt gemacht. Es gibt leider unheimlich viele dumme Leute“, ärgert sich Herbert Baumberg (58) aus Kaiserswerth. Erich Weller (38) stimmt ihm zu: „Das wird garantiert ein Nachspiel am grünen Tisch geben, ich kann’s nicht fassen.“
Am Nachmittag geht es noch friedlich zu. Die Fan-Gruppe um Iris (28) ist schon um 17.30 Uhr in die Altstadt gekommen. Dort befindet die Bolkerstraße bereits fest in rot-weißer Hand. Hier stärken sich Hunderte mit Altbier und skandieren immer wieder: „Oléolé, Oléolé!“ Viele der Trikotträger steigen dann die U-Bahnen in Richtung Arena, die anderen steuern die Fernseh-Kneipen an oder fiebern der Leinwandübertragung in den Kasematten entgegen, wo alle Tische mit Fortuna-Fähnchen dekoriert sind. Rund 1000 Anhänger sind hieher gekommen, um „Lumpi“, Lukimya und Co. die Daumen zu drücken.
Beim Einlauf der Fortuna ins Stadion setzt es die erste Applaus--Tirade. Und schon nach 25 Spielsekunden gibt’s den kollektiven Jubelschrei, als Maxi Beister mit seinem Blitztor das 1:0 markiert. „Jetzt geht nichts mehr schief“, orakelt Gerd Weidner aus Flingern voreilig und bestellt sich gleich zwei Alt. Als die Hertha das Kommando übernimmt und den Ausgleich köpft, rutschen viele Fans auf ihren Stühlen nervös hin und her. Bei den Chancen der Berliner sind immer wieder spitze Schreie zu hören. „Das ist eine Nervenschlacht. Doch wir haben den Kampfgeist, Wir wollen nach oben. Wir sind Rheinländer“, sagte Stadiongast und „Hosen“-Sänger Campino in der Halbzeit.
Im zweiten Abschnitt kreist die Welle, als Jovanovic zum 2:1 einköpft. Jetzt krachen die ersten Feuerwerkskörper auf den Rasen. Nach einer kurzen Unterbrechung geht’s aber weiter. Nach dem 2:2 in der 85. Minute ist wieder Zittern angesagt.
Großes Aufgebot
Der Chaos-Phase folgte dann doch der große Jubel. Gegen 23.15 Uhr strömen immer mehr Fans vom Stadion in die Altstadt. Auch die Polizei, die mit 1000 Kräften im Einsatz ist, positioniert sich mit großem Aufgebot rund um die Bolkerstraße. Jetzt starten die ersten Hupkonzerte. Mit Fahnen dekoriert, steuert ein riesiger Autokorso auf die Kö und durch die City.
Tausende Düsseldorfer Fußballfans haben in der Nacht zu Mittwoch in der Altstadt friedlich den Aufstieg ihres Vereins in die erste Bundesliga gefeiert. Ein Platzregen gleich nach dem Spiel habe die Menschen ein wenig abgekühlt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf dapd-Anfrage. Die Altstadt sei zwar voll gewesen, allerdings habe es außerhalb des Stadions keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Auch ein stundenlanger Autokorso sei friedlich verlaufen. "Es war eine lustige, ausgelassene Feier", sagte der Sprecher weiter. (mit dapd)