Düsseldorf. .

Die Nobelpreisträgerin für Literatur, Elfriede Jelinek, kritisiert die Ablehnung von Schauspieler Peter Kern in der Heine-Jury. Inzwischen gibt es bundesweite Reaktionen.

Der Streit um die Besetzung der Jury zur Vergabe des Heine-Preises eskaliert. Jetzt sorgt die Ablehnung des Wiener Schauspielers, Regisseurs und Autors Peter Kern (63) durch die CDU und Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) deutschlandweit für Schlagzeilen. Auch Medien in Österreich berichten, dass Düsseldorfs schwarz-gelbe Stadtrats-Mehrheit den Schauspieler als Vertreter der Freien Wähler in der Heine-Jury ablehnt.

Friedrich Conzen, Bürgermeister und Fraktions-Chef der CDU, ist gegen Kern, der viele Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus wirkte, weil er nicht in diese Stadt und nicht in die Jury passe. Der OB drohte sogar damit, den Jury-Sitzungen fernzubleiben, wenn Kern gewählt werde. Laut seiner Sprecherin hat Elbers auch gesagt, die Frage dürfe erlaubt sein, ob ein Schauspieler die richtige Wahl für die Jury des Literaturpreises sei.

Eine Argumentation, die die Freien Wähler nicht nachvollziehen können. „Der OB sollte sich erkundigen, wie viele Bücher Peter Kern geschrieben hat“, so Torsten Lemmer auf die Elbers-Kritik. „Wenn ein Künstler wie Peter Kern nicht für diese Jury geeignet ist, dann muss man fragen, wie viele Bücher Herr Conzen geschrieben hat, um in diese Jury zu kommen…“

Verärgert über die Düsseldorfer Diskussion ist Elfriede Jelinek, österreichische Schriftstellerin, Literaturnobelpreisträgerin und 2002 Trägerin des Heine-Preises. „Geradezu entsetzt bin ich über die Diktion dieser Leute“, reagierte sie in einem Brief an Kern auf die Aussagen von Conzen und OB Elbers.

„Ich hoffe sehr, die Stadt überdenkt das noch einmal. Es wäre ein unglaublicher Skandal, wenn sie Dich als unpassend von der Jury fernhalten würden.“ Und zu den Conzen-Äußerungen schrieb Jelinek: „Da hätte Heine einiges dazu zu sagen gewusst.“

Die Freien Wähler kündigten gestern an, dass sie Peter Kern nicht als Kandidaten für die Jury zurückziehen werden. Entscheiden wird darüber der Stadtrat am 24. Mai.

Der Heinrich-Heine-Preis ist ein Literaturpreis, der alle zwei Jahre verliehen wird. Er wurde 1972 von der Stadt Düsseldorf aus Anlass des 175. Geburtstages des Düsseldorfer Dichters Heinrich Heine gestiftet. Der Preis war anfangs mit 25 000 DM dotiert, inzwischen gibt es 50 000 Euro für den Preis.