Düsseldorf. .

Die Rheinbahn ist einer der größten Stromverbraucher in Düsseldorf. Rund 77 Millionen Kilowattstunden stehen jedes Jahr allein für den Fahrstrom auf der Endabrechnung.

Soviel Power ist nötig, um den Linienverkehr mit 300 Bahnen auf einem 340 Kilometer langen Streckennetz aufrecht zu erhalten. Da muss jede Bahn pro Jahr für 30 000 bis 40 000 Euro „aufgetankt“ werden. Macht unterm Strich: Über zehn Millionen Euro!

Doch das ist nicht der einzige vielstellige Kostenfaktor. Die Stromversorgungsanlagen für den Linien-Betrieb kommen in die Jahre und müssen jetzt sukzessive erneuert werden. Bis 2016 sind dafür rund fünf Millionen Euro nötig, bis 2020 schätzungsweise weitere 25 Millionen Euro.

Keine Zuschüsse

Ein Drittel der Investitionen stemmt die Rheinbahn, den weitaus größeren Teil muss die Stadt bezahlen. Als 1981 die erste U-Bahn durch den Tunnel rauschte, hatten noch Land und Bund sämtliche Bauten im U-Bahnnetz zu rund 90 Prozent bezuschusst. Jetzt gehören zahlreiche elek-tronische Bauteile auf den Schrott, aber für die Austauschmodelle gibt es keinen Cent Förderung mehr.

Ungerecht findet das die Rheinbahn-Spitze, Land und Bund könnten sich nicht aus der Verantwortung stehlen. „Wir brauchen weiterhin eine Förderung“, fordert Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. „Mülheim musste gerade eine Linie einstellen, weil es kein Geld für die Streckenerneuerung hat.“

Wie eine Modelleisenbahn

Unabhängig vom politischen Streit - für Günther Hüls, zuständig für die Instandhaltung und Wartung der Gleichrichteranlagen bei der Rheinbahn, gilt nur eines: Das alte Zeug muss raus, so oder so. Sonst gibt es eines Tages einen Blackout. Der Mann steht buchstäblich mit den Füßen auf Strom - und zwar im U-bahnhof Nordstraße, im unterirdischen, versteckten Raum UWS 2085/49, in dem nur Mitarbeiter mit einer Sonderberechtigung gelangen und ein Schild eindringlich warnt: „Hochspannung, Lebensgefahr!“ Im Schaltraum schreitet der Rheinbahner auf Bodenplatten, unter denen 2000 Meter Stromkabel liegen. Und das auf einer Fläche von nur 200 Quadratmetern. Es ist eine kleine Stromfabrik, ein Gleichrichter-Unterwerk, eines von insgesamt 55.

Die sind nötig, weil die Rheinbahn nach dem Prinzip der Modelleisenbahn fährt. Mit Gleichstrom. Doch weil der Versorger nur Wechselstrom bietet, muss die Energie im Unterwerk des U-Bahnhofes nachbehandelt werden. Über eine 10 000 Volt-Leitung wird der Strom in Transformatoren auf 520 Volt gebracht und über Gleichrichter auf 750 Volt Gleichstrom. Das ist genau der richtige „Sprit“ für die Bahnen.

Jetzt werden im 32 Jahre alten Unterwerk U-Bahnhof Nordstraße zahlreiche Leitungen verlegt, Gleichrichter und andere Geräte ausgetauscht, „weil „wir inzwischen keine Ersatzteile mehr kriegen“, so Günther Hüls. „Eine Knochenarbeit ist das.“ Ein Meter Kabel wiegt sechs Kilo, ein einziger Gleichrichter 700 Kilo. Es gibt keinen Aufzug, keine Rolltreppe in der Nähe. Nachts rollt ein Bagger durch die Tunnelröhre, um Material heranzuschaffen. Acht Monteure schuften rund um die Uhr.

Sieben Monate dauern die Arbeiten für die 1,3 Millionen Euro teure Investition. Im Mai ist alles fertig, berichtet Projektleiter Thomas Wimmer. Die Montage zieht sich in die Länge, weil tagsüber der Strom im Unterwerk nicht abgeschaltet werden darf. „Hier müssen zwei U-Bahn-Linien und drei Straßenbahn-Linien fahren“, betont Wimmer. Der Ausschalter wird erst nach Betriebsschluss gedrückt.