Düsseldorf. . Die Düsseldorfer Polizei startete eine Großrazzia gegen die berüchtigten Hells Angels.

Der Überraschungscoup war gelungen. Die Rocker machten ziemlich verdutzte Gesichter, als plötzlich am Montag Abend eine uniformierte Armada von 250 Einsatzkräften den Gerresheimer Treff des mit den Hells Angels befreundeten Clubs „The Clan 81“ stürmte.

Blitzschnell warf der eine oder andere Rocker seinen Schlagstock in die Ecke, fiel so manches Messer auf den Boden. Keiner wollte bei der anschließenden Durchsuchung im ehemaligen Luftschutzbunker an der Torfbruch-/Ecke Heyestraße mit einer Waffe erwischt werden.

86 Personen wurden vor und im Gebäude angetroffen, alle Anhänger und Mitglieder der Hells Angels. Bei der seit Jahren größten Razzia im Düsseldorfer Rocker-Milieu wollte die Polizei angesichts des am Wochenende in Mönchengladbach wieder ausgebrochenen Bandenkrieges zwischen den Hells Angels und den Bandidos einen Warnschuss abfeuern. Die Botschaft ist eindeutig: Rocker werden in Düsseldorf nur geduldet, wenn sie ganz friedlich bleiben. Einsatzleiter Roland Wolff. „Wir fahren eine Null-Toleranz-Strategie. Wir lassen hier keinen rechtsfreien Raum zu.“

Kein normaler Club-Abend

Seit der brutalen Massenschlägerei in Mönchengladbach sind Zweifel angebracht, dass es ruhig bleibt. Möglicherweise waren die dortigen jüngsten Auseinandersetzungen auch ein Grund dafür, warum sich nur zwei Tage später so viele Mitglieder und Supporter (Unterstützer) der Hells Angels im Gerresheimer Clubhaus trafen und wohl Absprachen treffen wollten. Wolff: „Wir wussten, dass sie hier seit einigen Monaten ihre Club-Abende veranstalten.“ Aber dass diesmal so viele kamen, „war ungewöhnlich“, berichtet der Einsatzleiter. „Das war kein normaler Clubabend.“

Die Polizei hatte von Anfang an ein Auge auf den erst im Juli eröffneten Treff geworfen und schon seit längerem eine Razzia dort geplant. Als das Präsidium jetzt erfuhr, dass sich dort am Montag zahlreiche Rocker treffen wollten, gab Kriminaloberrat Roland Wolff den Einsatzbefehl.

Montag, 20.30 Uhr: Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht stoppten vor dem Bunker. Zahlreiche Polizisten riegelten das Gebäude ab, drangen in die Kneipe im Erdgeschoss und in die erste Club-Etage. Die Beamten trafen auch auf Mitglieder der Hells-Angels-Charter Krefeld und Leverkusen, „mit denen sie hier sehr eng verbunden sind“, so Roland Wolff.

Gegen einige Rocker will die Polizei wegen Waffenbesitzes ermitteln. Bei der Razzia wurden drei Teleskopschlagstöcke, ein Baseballschläger, eine Stahlrute, ein Holzschlagstock, zwei Axtstiele, sechs Klappmesser, zwei Pfeffersprays, sieben Knallkörper und zwei paar Quarzsand-Handschuhe sichergestellt, mit denen man anderen schwere Verletzungen zufügen kann. Einer der Rocker kam hinter Gitter. Gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen Fahrens ohne Führerschein vor. Die anderen konnten gehen.

Für die Polizei wird jetzt immer klarer, wer mit wem paktiert. In Düsseldorf wurden die Hells Angels zwar im Jahre 2000 verboten, ihr Hauptquartier am Vogelsanger Weg in Mörsenbroich zuvor dicht gemacht, aber die Rocker formierten sich als „Hells Angels Midland“ neu. Hundert Mitglieder soll es inzwischen geben.

Die Altstadt muss die Hells Angels bisher nicht fürchten. „Die haben da keinen Schwerpunkt. Sollten sie aber versuchen, die Türsteher-Szene zu beherrschen, dann werden wir das verhindern“, kündigt Kriminaloberrat Wolff an.