Düsseldorf. Ein neues Leitsystem zeigt Behinderten im Düsseldorfer Hauptbahnhof den Weg.
„Das ist äußerst angenehm“, sagt Heinz Oberbanscheidt, als er über den neuen Boden im Düsseldorfer Hauptbahnhof geht. Er ist blind, kann sich aber trotzdem flinken Fußes durch den Bahnhof bewegen. Was viele Reisende gar nicht bemerken: In den neuen Bodenbelag wurde ein Blindenleitsystem integriert. Ein schwarzer Streifen aus gerippten Fliesen führt durch die ansonsten hellgrau melierte Bahnhofshalle. Abbiegemöglichkeiten sind durch genoppte Aufmerksamkeitsfelder gekennzeichnet, von denen aus der Streifen weiterführt. So können blinde Menschen den Weg auch unter den Füßen spüren.
„Das ist einfach richtig gut“, freut sich Barbara Kempnich von der Bahnhofsmission. Schon von vielen Sehbehinderten habe sie gehört, dass das Leitsystem eine große Erleichterung sei. „Ich habe auch schon selbst ausprobiert, mit geschlossenen Augen von der Bahnhofsmission bis zum Ausgang zu laufen – das hat gut geklappt.“
Da viele Blinde nun auch allein im Bahnhof zurecht finden, werden die Bahnhofsmission und die Serviceeinrichtungen der Deutschen Bahn und Rheinbahn entlastet. Bei ihnen können sich seh- und gehbehinderte Menschen telefonisch ankündigen, um von den Bahngleisen abgeholt und zum nächsten Bahnsteig oder Ausgang begleitet zu werden.
Für gehbehinderte Menschen gibt es Rampen an den Zügen und auf den Bahnsteigen. Die werden an den Zug angelegt, damit der Rollstuhl einfach aus dem Zug fahren kann. Auch hier präsentiert sich die Bahn mobilitätsgerecht: „In solchen Fällen sagen wir bei der Bahnzentrale Bescheid. Die geben es an den Lokführer weiter und der benachrichtigt das Zugpersonal – das geht alles Hand in Hand.“
Darüber freut sich auch Heinz Oberbanscheidt: „Das Zugpersonal ist immer sehr entgegenkommend“. Ein Manko sei allerdings, dass es für Blinde immer noch sehr schwer sei, sich in den Zügen, vor allem bei der Suche nach der Toilette, zurecht zu finden. Ein weiteres Problem ist, dass viele der vorbeieilenden Passanten das Blindenleitsystem, gar nicht als solches wahrnehmen. „Vielleicht könnte man gelbe Punkte auf die Aufmerksamkeitsfelder machen“, schlägt seine Ehefrau Regina vor. „Dann würden die Leute nicht mehr kreuz und quer darüber laufen.“ Auch Blinde, die nicht so häufig mit der Bahn unterwegs sind, erkennen das Leitsystem manchmal nicht. „Wir überlegen Führungen für Blinde anzubieten, wenn der Boden komplett fertig ist“, gibt Barbara Kempnich Einblick in die Überlegungen der Bahnhofsmission.